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Diskussionspapier des Wuppertal Instituts: Die langfristige Zukunftsgestaltung im Blick behalten

Zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind Konjunkturprogramme und strukturelle Hilfen ein probates Mittel. Sie dürfen aber nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ verteilt werden, rät das Wuppertal Institut.

Finanzielle Unterstützung sollte zukunftsgerichtet für dringend notwendige Investitionen erfolgen, mit dem Ziel, erforderliche nachhaltige Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft sowie den Klimaschutz voranzutreiben. Die Vorbereitungen dazu müssten jetzt schon getroffen werden, plädieren die wissenschaftlichen Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und Prof. Dr. Uwe Schneidewind. Welche Kriterien und Maßnahmen es dafür braucht, zeigt ihr aktuelles Diskussionspapier.

Ökonomisch steuern Deutschland, Europa und die Welt auf eine Krisensituation zu, die die Dimension der Finanzkrise 2008/2009 in den Schatten zu stellen droht: Unternehmen und Freiberufler sind in höchstem Maße gefordert, Lieferketten und Produktion müssen aufrechterhalten werden. Von Seiten der Bundes- und Landesregierungen entsteht gerade ein Maßnahmen-Mix, um Betriebe, Unternehmen und Industrie kurzfristig wirtschaftspolitisch stabilisieren zu können. „Das ist gut und richtig so und muss möglichst unbürokratisch und pragmatisch gestaltet werden, um schnell Wirkung zu erzeugen“, kommentiert Fischedick und erklärt weiter: „Im Nachgang zur Bewältigung der Corona-Krise sind weitergehende Investitionen notwendig. Konjunkturprogramme sind dafür ein probates Mittel. Nicht zuletzt die Erfahrungen aus der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 haben aber gezeigt, dass diese Konjunkturprogramme langfristige Wirkung erzeugen und deshalb die größere Breite der Transformationsherausforderungen der nächsten Jahre reflektieren müssen. Hierfür braucht es klare Kriterien, an denen sich die Maßnahmen ausrichten können.“

Drei-Phasen-Modell
Im aktuellen Diskussionspapier „Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz – Langfristige Zukunftsgestaltung im Blick behalten“ unterscheiden Uwe Schneidewind und Manfred Fischedick zwischen der Gesundheitsvorsorge, der kurzfristig ökonomischen Krisenabwehr und der langfristigen Transformation.

Die kurzfristige wirtschaftliche Unterstützung umfasst etwa das kürzlich beschlossene Kurzarbeitergeld, erleichterte Kreditvergaben und Staatsbürgschaften sowie direkte Zuwendungen an betroffene Gruppen. Diese Soforthilfe-Maßnahmen müssen jetzt pragmatisch und schnell umgesetzt werden, aber: „Die längerfristigen Hilfsmaßnahmen müssen klare Akzente im Sinne einer nachhaltigen Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft setzen.“

Zu der sogenannten „langfristigen Transformation“ gehören laut Schneidewind und Fischedick vor allem auch zentrale Maßnahmen für den Klimaschutz, für die staatliche Investitionen unerlässlich sind. Dies soll etwa die energieintensive Industrie zukunftsfest machen und wichtige Maßnahmen auf dem Weg hin zu einer Treibhausgasneutralität unterstützen. Beispielhaft dafür ist unter anderem der Umbau der Stahlerzeugung auf wasserstoffbasierte (grüne) Produktionsprozesse oder auch das sukzessive, aber konsequente Schließen von Stoffkreisläufen im Rahmen eines verstärkt zirkulären Wirtschaftens (Circular Economy). Im Gebäudebereich stehen weitere Investitionen in die Gebäudesanierung und den Austausch von Heizungssystemen an. Und der Verkehrsbereich benötigt einen beschleunigten Umstieg auf Elektromobilität im Bereich der Pkw, aber auch der Güterverkehr – beispielsweise durch den Aufbau von Oberleitungsstrukturen für den Gütertransport entlang von Autobahnen.

www.wupperinst.org [1]

(EU-Recycling 05/2020, Seite 30, Foto: h kama / Pixabay)