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waste:research-Studie zur Entsorgung gefährlicher Abfälle in Deutschland bis 2030

Verschärfte rechtliche Rahmenbedingungen stellen den Markt für die Entsorgung gefährlicher Abfälle vor große Herausforderungen.

Seine Entwicklung zeigt, dass sich das Aufkommen während der letzten Jahre aufgrund verschärfter rechtlicher Rahmenbedingungen und zunehmender Engpässe bei den Verwertungskapazitäten deutlich erhöht hat. Die Einstufung von Produkten als gefährliche Abfälle oder die Neuregelung der Basler Konvention zur Ausweitung des Exportverbots von gefährlichen Kunststoffen auf EU-Ebene ab 2021 tragen zu zusätzlichen Aufkommen in Deutschland bei. Vor diesem Hintergrund untersucht waste:research (eine Marke des Trend- und Marktforschungsinstitut trend:research) im Rahmen seiner Studie „Entsorgung gefährlicher Abfälle in Deutschland bis 2030“ Entwicklungen, Technologien und Verfahren zur Verwertung von Sonderabfällen in den nächsten zehn Jahren.

Nachdem sich die Menge des gefährlichen Abfalls in Deutschland zu Beginn der 2010er Jahre stabilisierte, erreichte sie nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2017 circa 25 Millionen Tonnen. Dabei produziert der Bereich Produktion und Gewerbe mit fast 36 Prozent den größten Anteil an gefährlichen Abfällen, gefolgt von Abfällen aus dem Bau- beziehungsweise Abbruchgewerbe mit 33 Prozent und Behandlungsanlagen mit 27 Prozent.

Weiter ansteigende Mengen
Zur gleichen Zeit verschärften sich die rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl auf Bundes- wie auch auf europäischer Ebene. Durch die Neueinstufung von Produkten als gefährliche Abfälle, unter anderem aufgrund der Senkung des erlaubten Grenzwertes entsprechender Elemente, wird die Menge des gefährlichen Abfalls weiter ansteigen. So werden Produkte, die mehr als ein Prozent Titandioxid enthalten, zukünftig in der EU als gefährliche Abfälle eingestuft und daher nicht mehr recycelt. Dies betrifft etwa 400.000 Tonnen an Lacken, Farben, Kunststoffen, Papier, Baustoffen, Stahl, Glas, Kosmetika, Pharmaprodukten, Textilien, Leder, Klebstoffen oder Importkohle.

Auch die aktuelle Neuregelung der Basler Konvention trägt zu dieser Entwicklung bei. Das Abkommen, das von 187 Staaten getragen wird, stärkt den aufkommenden inländischen Recyclinggedanken durch genauere Deklarationspflichten und sieht ab dem 1. Januar 2021 ein Exportverbot vor für gefährliche Kunststoffabfälle sowie solche, die sich kaum recyceln lassen. Dies bedeutet, dass entsprechende Abfälle nur mit Zustimmung der Behörden der Ex- und Importländer eingeführt werden dürfen. Dies unterstützt die nationale Ausfuhrkontrolle und entlastet Länder, die über keine angemessene Infrastruktur für die umweltgerechte Entsorgung oder für das Recycling dieser Kunststoffabfälle verfügen, erhöht aber voraussichtlich auch die Abfallmenge in Ländern wie Deutschland, die einen Großteil des entsprechenden Abfallvorkommens zuvor exportiert haben.

Wie sich die Corona-Krise auswirkt
Aktuelle Interviews von waste:research mit Branchenvertretern weisen darauf hin, dass die derzeitigen Entwicklungen rund um Covid-19 erhebliche Auswirkungen auf den Markt für gefährliche Abfälle haben. Dabei erwarten die meisten Befragten, dass kurzfristig Kapazitäten frei werden, die jedoch je nach Schwere der Corona-Krise direkt und unmittelbar für die steigende Menge von infektiösen Abfällen benötigt werden. Für die mittelfristige Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren wird hingegen ein Einbruch erwartet. Ein Grund hierfür ist die Krise in der Automobilindustrie, welche so zu einer Abnahme der durch die Behandlung von Lacken und Legierungen entstehenden Abfallmenge führt. Auch für andere Wirtschaftsbereiche wie zum Beispiel die Baubranche erwarten die Umfrageteilnehmer Einbußen im Zuge der Corona-Krise. Diese sind im Wesentlichen abhängig von Intensität und Dauer der Pandemie: Wenn Baustellen, wie aktuell in Italien oder Spanien, zeitweilig geschlossen werden, wird sich die Abfallmenge hier vorübergehend stark reduzieren.

Für die langfristig voraussichtlich wieder steigenden Volumina gefährlicher Abfälle sind viele Bundesländer mit ihren knappen Sonderabfallbeseitigungskapazitäten nur unzureichend vorbereitet; viele sind daher auf andere Einrichtungen, insbesondere in NRW, angewiesen. Doch auch die dort zu Verfügung stehenden Behandlungskapazitäten von jährlich circa sieben Millionen Tonnen sind voraussichtlich nicht ausreichend. Das hohe Alter vieler Verbrennungsanlagen stellt aufgrund teilweise längerer Stillstandzeiten (u. a. wegen Revision oder Abschaltung) ein erhebliches Risiko hinsichtlich Kapazitätsengpässen dar. Auch die voraussichtliche Einschränkung der Vermischung von gefährlichen Abfällen durch die Änderung des § 9 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) und Einführung des § 9a KrWG kann zu Entsorgungsproblemen führen: Da unzulässige Vermischungen fortan zu trennen sind, müssen bestehende Stoffströme im Markt umgelenkt werden, um eine gesetzeskonforme Behandlung und Entsorgung zu ermöglichen. Dies hat Auswirkungen auf das Aufkommen gefährlicher Abfälle sowie – aufgrund der Vorschrift, dass entsprechende Abfälle nur in durch das Bundes-Immissionsschutz-Gesetz (BImSchG) zugelassenen Anlagen behandelt werden dürfen – auf die verfügbaren Kapazitäten von Behandlungs-, Mitverbrennungs- und Sonderabfallverbrennungsanlagen.

Vor diesem Hintergrund untersucht waste:research in der geplanten Potenzialstudie „Entsorgung Gefährlicher Abfälle in Deutschland bis 2030“ unter anderem die Rahmenbedingungen für die Abfall- und Entsorgungsbranche sowie die Entwicklung gefährlicher Abfälle in Deutschland bis 2030. Neben den zukünftigen Verfahren und Technologien für die Entsorgung von gefährlichen Abfällen wird zudem die Relevanz von KI-Technologien zur Entwicklung von neuen Stoffen aus gefährlichen Abfällen betrachtet. Auf dieser Basis werden anschließend Trends, Chancen und Risiken sowie Strategien für Marktteilnehmer untersucht.

Mit Hilfe der Potenzialstudie können sich sowohl Entsorgungs- und Verwertungsunternehmen als auch Anlagenbauer/-planer und Komponentenhersteller einen Überblick über zukünftige Marktpotenziale für die Entsorgung gefährlicher Abfälle verschaffen. Die Studie ist mit dem Kick-off am 21. Februar 2020 in die Bearbeitung gestartet.

www.wasteresearch.de [1]

(EU-Recycling 05/2020, Seite 41, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)