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Elektromobilität: „Zweites Leben“ für Busbatterien

Weiterverwendung von ausgemusterten Traktionsbatterien als Pufferspeicher, etwa in Schnellladestationen: Der Ansatz von Batteriesystem-Hersteller Akasol könnte Schule machen.

Die Elektrifizierung von Stadtbussen nimmt enorm Fahrt auf. Das zeigte die vierte Ausgabe der Online-Konferenz electrive.net Live am 25. September 2020 zum Thema elektrische Nutzfahrzeuge. Dabei rücken Second Life und Recycling von Lithium-Ionen-Batteriesystemen stärker in den Fokus, wie Referent Sven Schulz, CEO Akasol AG, bestätigte und dazu eine vielversprechende Unternehmensentwicklung vorstellte.

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Foto: Akasol AG

Das Portfolio von Akasol umfasst Hochleistungs-Batteriesysteme für Hybrid-, vollelektrische und Brennstoffzellen-Fahrzeuge. „Wir sind hauptsächlich in der 700-Volt-Klasse unterwegs“, merkte Schulz an. Die Unternehmensaktivitäten sind in die Bereiche „On-Highway“ (Bus- und Nutzfahrzeug-Batteriesysteme) und „Off-Highway“ (Schienenfahrzeuge, Arbeitsmaschinen, Schiffe und stationäre Speicherlösungen) aufgeteilt. Akasol produziert selbst keine Batteriezellen, sondern kauft diese von namhaften Herstellern ein. „Was wir dann tun, ist die Modul- und Systementwicklung und die Herstellung von Modulen“, umriss Schulz das Geschäftskonzept. Angeboten werden auch Turnkey-Solutions, beispielsweise PnP Powerpacks und batteriegestützte Schnellladesäulen.

Von der Busbatterie zur Schnellladestation
Wie Schulz in seinem Vortrag ausführte, werden die Bus-Batteriesysteme von Akasol im „ersten Leben“ etwa zehn Jahre lang betrieben. Bei Batterien für vollelektrische Fahrzeuge werden rund 4.000 Ladezyklen angenommen. „Irgendwann sind die Zyklen aufgebraucht und das Fahrzeug lässt sich nicht mehr nachhaltig genug betreiben“, verdeutlichte Schulz. Die zu 70/80 Prozent verbleibende Restenergie kann dann gegebenenfalls noch stationäre Anwendungen bedienen. Und hier setzt Akasol an: Zusammen mit einem Kunden wurde ein Produkt entwickelt, dass die Batteriesysteme in eine Ladeinfrastruktur einbindet – von der Busbatterie zur mobilen, batteriegestützten Schnellladestation.

Dazu werden die ausgemusterten Bus-Batteriesysteme ausgebaut und überholt. Das sogenannte Refurbishment gestaltet sich dabei auf niedrigem Level: „Es werden keine einzelnen Zellen und Module ausgetauscht, sondern gegebenenfalls Steckverbindungen und Dichtungen ausgebessert und erneuert.“ Laut Schulz vollzieht sich das ohne großen Arbeitsaufwand. Akasol installiert anschließend die Second Life-Systeme in ihren batteriebetriebenen Schnellladestationen.

Testbetrieb läuft und wird sehr gut angenommen
Die mobilen Ladestationen verfügen über eine Speicherkapazität von circa 200 Kilowattstunden. Das entspricht vier Batteriepacks. Sie sind ausgestattet mit 2 x 150 kW Schnellladeplätzen (DC charging CCS) sowie 2 x 22 kW Ladeplätzen (AC charging Type 2). Aktuell sind im Rahmen eines Pilotprojekts 18 Ladestationen im Testbetrieb, die jeden Tag genutzt und den Erfahrungen nach sehr gut angenommen werden. Bislang gab es keine Leistungsabfälle. Eine Installation mit verfügbarer Netzleistung ist jederzeit und sofort möglich, sodass sich ein Leerlaufen ausschließt.

Die Ladestationen können natürlich auch mit neuen Batterien betrieben werden. Doch selbstredend ist das „zweite Leben“ der alten Batteriesysteme begrenzt, sodass am Ende nur der Weg ins Recycling bleibt. Akasol ist zuversichtlich, die Recyclingquote seiner Batteriesysteme bis 2025 von derzeit 75 Prozent auf 95 Prozent steigern zu können. Das Unternehmen will mit den Worten von CEO Sven Schulz nicht Anbieter von Ladeinfrastruktur werden, sondern versteht sich als Entwickler und Hersteller. Für das Produkt wie auch für Anwendungen in der Indus­trie sowie im Energieerzeugungssektor werden Vertriebspartner gesucht.

www.akasol.com [2]

(EU-Recycling 11/2020, Seite 27, Foto: Akasol AG)