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EU subventioniert Abfall-Projekte durch LIFE-Programm

Die Europäische Kommission hat ein Investment-Paket in Höhe von mehr als 280 Millionen Euro aus dem EU-Budget für über 120 neue Projekte im LIFE-Programm genehmigt. Rund drei Dutzend Projekte zielen auf innovative Abfall- oder Abwasser-Behandlungsmethoden ab.

Für Skistiefel und Lego-Steine
Das belgische „Life F3“-Projekt will zeigen, wie die Abfallströme von Saatgut, Dicksaft und gefrorenen Lebensmitteln im industriellen Maßstab behandelt werden können. „Life Smart“ baut auf der Torrefaction-Technologie von ArcelorMittal auf, um Biomasse in einen innovativen Kraftstoff zu verwandeln. Das bulgarische „Life Reskiboot“-Projekt will einen Rücknahme- und Reuse-Dienst für gebrauchte Skistiefel einrichten, deren Kunststoffe weitestgehend sortenrein trennen und als Material für neue Boots mit 90-prozentigem Recyclinganteil verwenden. „Life BipolymerEngine“ (DE) setzt ein neues Bipolymer-Verfahren ein, um industrielle Abwärme in Elektrizität zu verwandeln, während das Team von „Life Sludge2resource“ (DE) versucht, mit der Kombination einer Klärschlamm-Verbrennungs- und einer Phosphor-Rückgewinnungsanlage die Recycling-Quote von 85 Prozent zu übertreffen. „Life ABSolutely Circular“ (DE) beabsichtigt, aus Polystyren-Abfällen auf wirtschaftlich sinnvolle Art Recyclingmaterial für beispielsweise Lego-Steine zu gewinnen. „Lifeturf“ aus Estland zielt auf ein transparentes globales Verfahren ab, um kostengünstige und recycelfähige Kunstrasenplätze zu betreiben.

Aus Bioabfällen und Altreifen
Italien hat mit „Life EBP“ ein Projekt an den Start gebracht, das aus kommunalen Bioabfällen bio-basierte Produkte mit einzigartigen chemischen Zusammensetzungen entwickeln will. „Life Freedom“ hingegen möchte aus städtischen Klärschlämmen solche Feststoffe rückgewinnen, die als Rohmaterial in der Industrie Verwendung finden. „Life Augia“ (IT) versucht, über eine neue Oxy-Vergasung trockene Klärschlämme in eine Syngas-Mischung und in Kohlenstoff-freie Asche zu verwandeln. Das „Green Vulcan“ (IT) betitelte Projekt möchte die Wiederverwendungs- und Recyclingquote von Gummiabfällen durch die Entwicklung einer innovativen und umweltfreundlichen Devulkanisierungs-Technologie erhöhen. „Life InReGeo“ (IT) plant eine Chemie-freie Pilotanlage für große Gelände-Reifen, um aus ihnen mit Hilfe einer Hochdruck-Wasserstrahl-Technologie einen Sekundärrohstoff zu gewinnen.

Aus Granitabfällen und Oliventrester
Das Ziel von „Life Regs II“ (IT) besteht darin, Feldspat mithilfe einer neuen Technologie ohne Qualitätsverluste aus Granit-Abfällen zu extrahieren. Auch „Life Tire2Tirecycle“ (IT) setzt sein Engagement für die Wiedergewinnung von Gummi und dessen Wiederverwendung ein, was schließlich in der Produktion eines Reifenherstellers vorgeführt werden soll. Das Team von „Life BioAs“ (IT) arbeitet an der Entwicklung eines neuen kostengünstigen Bio-Adsorbers aus verkohltem Oliventrester, der Arsen aus belastetem Wasser entfernen soll. Ein neues Verfahren für ausgemusterte Lithium-Ionen-Batterien, das Graphit rückgewinnt und direkt hoch-qualitatives Kathodenmaterial synthetisiert, entwickeln die Forscher im Projekt „Life Drone“ (IT). Eine innovative Technologie zur Gewinnung von Syngas will „Life Sugar“ (IT) entwickeln, um in der Glasproduktion Wärmeverluste von Abgasen zu reduzieren. Auch „Life Heatleap“ (IT) entwirft ein neues Rückgewinnungs-System für industrielle Abwärme.

Für Fluorgase und Energiespeicher
Das Projekt „Life Miba Filler“ (NL) möchte den Zement bei der Betonproduktion durch einen Kohlenstoff-armen Binder aus der Schlacke von Siedlungsabfällen ersetzen. Für das Projekt „Life 3R“ in Österreich steht die Entwicklung eine „Ökosystems“ im Mittelpunkt, durch das Fluorgase zur Anwendung in Heizungen, Belüftungen, Klimaanlagen und Kühlsystemen rückgewonnen werden. Das Team von „LifefoodCycle“ aus Portugal plant einen digitalen Marktplatz, der den Handel mit überschüssigen Lebensmitteln mit baldigem Ablaufdatum ermöglicht. Die Forscher von „Life CB2U“ in Schweden möchten die Nährstoffe aus Biomasse mit Hilfe einer neuen Anlage in Biokohle verwandeln, die zur Verbesserung des Bodens dienen soll. Ihre Landsleute vom „Life UPHS“-Projekt wollen eine neue Methode vorstellen, wie sich untertage – unter Nutzung der Schächte aufgelassener Minen – Energie in großem Umfang speichern lässt.

Klärschlämme und Küchenabfälle
Aus Spanien schließlich kommen über ein Dutzend Projektanträge. „Life Safe_T_Water“ arbeitet an einer innovativen und umweltfreundlichen Anlage zur Behandlung von Trinkwasser durch Einsatz eines neuen multifunktionalen Naturpolymers. „Life Ecodigestion 2.0“ untersucht, inwieweit Klärschlämme und Agrar-Abfälle – automatisch kontrolliert und dosiert – in Kläranlagen eingespeist werden können, um Biogas nach Bedarf zu gewinnen. Die neue Technologie von „Life Zero Waste Water“ könnte bei kleineren Kläranlagen kommunale Abwässer und die Organik aus Küchenabfällen mithilfe eines anaerobischen Bioreaktors kostengünstig in den Klärverlauf integrieren.

Aus Eierschalen und Kaffeesatz
Das „Life KannaGreen“-Projekt will den Nachweis antreten, dass sich recyceltes Schuhmaterial durch Formulierung, Thermoverformung und Injektionstechnik wirtschaftlich erfolgversprechend zu Schuhsohlen verarbeitet lässt. „Life EggshellenCE“ zielt darauf ab, Eierschalen aufgrund ihres Kalziumkarbonat-Gehalt bei der Herstellung von Wandfliesen einzusetzen. Und zwei weitere spanische Projekte – „Life Superbiodiesel“ und „Life Smart AgroMobility“ – haben sich die Umwandlung von tierischen Abfällen in Biokraftstoff und -dünger auf die Fahnen geschrieben.

„Life Ecoffeed“ arbeitet daran, die Nebenprodukte von Kaffee, wie zum Beispiel Kaffeesatz, als Futterzusätze für das Milchvieh wiederzuverwenden. Das Team von „Life Conquer“ untersucht eine neue Nano-Filtrierung, um Abwasser aus Salinen von Salz und Nährstoffen zu befreien. Mit den Verwendungsmöglichkeiten von Lake aus Entsalzungsanlagen, unter anderem als Dünger, Streusalz oder Konservierungsmittel, befasst sich „Life Desirows“. Und auch das „Life Phoenix“-Projekt arbeitet an einer mehrschichtigen Wasserreinigung, die organische Stoffe, Feststoffe und Krankheitserreger ausfiltern soll. Biomethan, Biodünger und Wasser zur Berieselung will das „Life Infusion“-Projekt aus Abwässern wie Deponielecks oder Flüssigkeiten aus der Organik von Siedlungsabfällen gewinnen. „Life Agropaper“ möchte eine neue Boden-Behandlungspraktik für das Mulchen vorstellen, die aus einem 100-prozentig kompostierbaren landwirtschaftlichen Papier besteht und Kunststoff ersetzen kann.

Die vollständige Liste der eingereichten Projektanträge einschließlich Kurzdarstellungen kann unter http://ec.europa.eu/easme/sites/easme-site/files/life19_short_summaries_annex_201023.docx [1] eingesehen werden.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2021, Seite 38, Foto: vegefox.com / stock.adobe.com)