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Investitionen in Polens Abfallwirtschaft auf stabilem Niveau

Vor allem in die energetische Abfallverwertung wird investiert. Neun Müllverbrennungsanlagen mit Energieerzeugung sind bereits landesweit in Betrieb, und weitere sollen folgen. Beim Recycling holt Polen langsam auf. In den ersten drei Quartalen 2020 betrugen die Brancheninvestitionen umgerechnet 147 Millionen Euro. Für das vierte Quartal liegen noch keine Zahlen des Statistischen Hauptamtes (Glowny Urzad Statystyczny, GUS) vor. So viel steht anscheinend aber fest: Im Vorjahresvergleich 2019 blieben die Investitionen in Polens Abfallwirtschaft stabil.

Die von kommunalen und privaten Unternehmen betriebenen Abfallverarbeitungsanlagen weisen vielfach Sanierungs- und Modernisierungsbedarf auf. Das gilt auch in Sachen Klima- und Umweltschutz. Nach letztem Informationsstand sind im vergangenen Jahr 259 Projekte im polnischen Abfallsektor gestartet. Ende 2019 wurden landesweit noch 286 legale Deponien und 1.868 wilde Müllkippen gezählt.

Wachsende Bedeutung erfährt die energetische Abfallverwertung. In Bydgoszcz (Bromberg), Białystok, Konin, Kraków (Krakau), Poznań (Posen), Rzeszów, Szczecin (Stettin), Warschau und anderen Standorten sind bereits neun Müllverbrennungsanlagen mit Energieerzeugung in Betrieb. Bei Gdańsk (Danzig) ist mit dem Bau einer weiteren Waste-to-Energy-Anlage mit einer Kapazität von 160.000 Jahrestonnen begonnen worden. Auch in Olsztyn und Włocławek sind MVA geplant, die Strom und Wärme generieren, und die Stadtverwaltung von Rzeszów erwägt sogar den Bau einer zweiten Anlage. Ob Veolia in Łódż (Lodsch) eine MVA errichten darf, steht hingegen noch aus. Das südkoreanische Unternehmen Posco Engineering & Construction wurde indes mit der Erweiterung der Warschauer MVA beauftragt: Die Kapazität soll von 40.000 Tonnen auf 305.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden.

Was auch als Recycling verstanden wird
Die Getrenntsammlung von Papier/Pappe/Kartonagen (PPK), Glas, Metallen, Kunststoffen, Bio- und gemischten Abfällen etabliert sich langsam. Seit 2020 müssen in Polen Siedlungsabfälle – bezogen auf die Anfallmengen – zu 50 Prozent recycelt werden. Als Recycling wird allerdings auch die energetische Verwertung verstanden. Die Umsetzung, das heißt die entsprechenden Regularien zu schaffen, obliegt den Kommunen.

In Polen fielen 2019 (letzter Datenstand) insgesamt rund 127 Millionen Tonnen Abfälle an. Das Pro-Kopf-Aufkommen lag bei 332 Kilogramm. Größter Abfallerzeuger ist mit 55,8 Prozent der Wirtschaftsbereich Bergbau und Förderung, gefolgt von der Industrie (23,8 Prozent) und dem Energiesektor (12,3 Prozent). Nach GUS-Angaben wurden 49 Prozent der Abfälle einer Wiederverwertung zugeführt, 43 Prozent deponiert und fünf Prozent anderweitig entsorgt, wobei anzunehmen ist, dass es sich hier um gefährliche Abfälle handelt.

Rund 545.000 Tonnen Abfälle wurden 2019 importiert. Größter Abfall-Exporteur nach Polen war Deutschland mit 376.000 Tonnen. Mehr als 100.000 Tonnen Abfälle wurden von Polen ins Ausland verbracht, zuzüglich 75.000 Tonnen Elektroschrott. Zu 67 Prozent gingen die Abfalltransporte (Elek­troschrott nicht mitgerechnet) nach Deutschland.

Wachsender Rezyklatanteil bei Verpackungen
Die Getrennt-Sammelquote von Siedlungsabfällen lag 2019 bei 31 Prozent. Von den vier Millionen Tonnen getrennt gesammelter Abfälle entfiel ein Drittel auf PPK, Glas und Kunststoff. 30 Prozent machten Bioabfälle und 21 Prozent Verpackungen, Elektroschrott sowie Alttextilien aus. Verpackungen wurden (Stand: 2018) zu 58,5 Prozent recycelt. Der Rezyklatanteil bei Verpackungen aus Stahl – Blech mitgezählt – betrug 90 Prozent. Bei PPK-Verpackungen waren es 83 Prozent, bei Aluminium-Verpackungen 52 Prozent, bei Glasverpackungen 62 Prozent und bei Verpackungen aus Holz und Textilien gut 30 Prozent. Verpackungen aus Kunststoff wurden 2018 zu jeweils rund 30 Prozent energetisch verwertet und deponiert.

Fortschritte werden beim Reifenrecycling gemeldet. Die rückgewonnenen Rohstoffe würden als Asphalt-Zusatzstoff, für technische Gummiprodukte und in Sportplätzen eingesetzt. Belastbare Zahlen liegen hier aber nicht vor. Unklar ist auch, inwieweit die 2018 gesammelten Elektro(nik)altgeräte (329.000 Tonnen) verwertet wurden. Angeblich sollen 321.000 Tonnen den Weg ins Recycling gefunden haben.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2021, Seite 30, Foto: MAREK JACKOWSKI / pixabay.com)