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Sortatec: Stabiler Maschinenbau und „die am besten zugeschnittene Lösung für den Kunden“

Christoph Jantzen möchte viele junge Menschen für die Recyclingbranche interessieren, „um das Wort Nachhaltigkeit auch zu leben.“ EU-Recycling hat mit dem Geschäftsführer der Sortatec GmbH über die Unternehmensaktivitäten und insbesondere über den Hofmobilen Scheider „PRO HM1“ im Lieferprogramm gesprochen.

Sortatec ist spezialisiert auf den Bau und die Reparatur von Wirbelstromabscheidern sowie ganzen Recyclinganlagen. Dazu werden auch Gurtfördersysteme und Bunkeranlagen gefertigt.

Herr Jantzen, wodurch unterscheiden sich Ihre Lösungen von vergleichbaren Angeboten im Markt für Sortiertechnologien – was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Es ist kein Geheimnis, dass es auch andere Maschinenbau-Unternehmen gibt, die Fördertechnik bauen. Wir erstellen jedoch für den Kunden die auf ihn am besten zugeschnittene individuelle Lösung. Dabei geht es oft um „Extrem­situationen“, Einbauten, Integration in vorhandene Anlagen, Förderbreite oder Anlagenleistung. Ich höre oft das Zitat: „Diesen Umbau wollte keiner machen“ oder „Ein anderer war auch schon da und hat abgelehnt“.

Ihr Zugpferd im Sortatec-Lieferprogramm ist der Hofmobile Scheider „PRO HM1“, der speziell für die Altholzaufbereitung entwickelt wurde. Was zeichnet die „PRO HM1“ besonders aus?
Zugpferd hört sich gut an; sagen wir mal eines der Pferde unseres Gestüts. Man kann sagen, dass es eine sehr robuste Maschine ist, die sehr einfach zu reparieren ist, wenn es erforderlich wird. Die Vorteile liegen in der hohen Durchsatzleistung von bis zu 100 Kubikmetern pro Stunde, der schnellen Verfügbarkeit oder Einsatzbereitschaft nach dem Beladen und – man beachte – die völlig autarke Energieversorgung.

Welche Kundenwünsche oder Branchenanforderungen sind in die Entwicklung der Anlage eingeflossen?
Wir haben im Bereich der Knickbänder einige Verbesserungen umgesetzt. So ist das Klappband für das Ausgangsmaterial auf 800 Millimeter Breite vergrößert worden; dadurch gibt es keine Verstopfungen mehr. Selbst die Gummischürzen wurden nach „Kundenideen“ angepasst. Weiterhin sind wir einem Kunden dankbar, dass er auf die neueste Abgastechnologie Stage V gepocht hat. Das ist natürlich in unseren Standard eingeflossen.

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Christoph Jantzen, Geschäftsführer Sortatec GmbH (Foto: Sortatec GmbH)

Die Liste der Optionspakete ist lang. So gibt es bei vielen Größen einen zweiten Überbandmagneten, der sich hydraulisch in der Höhe anpassen lässt. Somit wird das Material noch besser von Fe-Metall entfrachtet, weil die Biomasse-Heizkraftwerke immer höhere Anforderungen stellen. Mittlerweile gibt es eine Fernbedienung, damit die Radlader-Fahrer nicht mehr absteigen müssen. Luftbefeuchtung an den Übergabestellen, Tanks mit größerem Volumen, größerer Kühler mit Umschaltlüftung, beidseitige Einfüllstutzen wie bei einem Jaguar: All das sind Anforderungen, die aus Kundenwünschen entstanden sind.

Der Wirbelstromabscheider der Anlage klassifiziert Holz und NE-Metalle. Welche Lösung bieten Sie für die Fe-Metall-Abscheidung an?
Für die Fe-Metallabscheidung arbeiten wir seit Jahren mit der Firma Goudsmit zusammen, die uns darin – besonders im Servicefall – sehr gut unterstützt. Wir liefern die Fe-Magnettechnik in sämtlichen Variationen als Überbandmagnet, Trommelmagneten bis zu 4.000 Gauss, und verstellbare Magnettrommeln, deren Stellung durch ein kleines Handgetriebe problemlos raus- und reingedreht werden kann.

Welche anderen Stoffströme außer Altholz können durchgesetzt werden?
Die Anlage ist auch schon mit Waggonkehrricht gelaufen. Weiterhin werden jetzt Versuche gefahren, um PET-Flaschen von NE-Dosen (Aluminium, Fe) zu trennen.

Ist für unterschiedliche Aufgabematerialien irgendeine Umrüstung oder andere Ausstattung notwendig?
Lediglich eine Geschwindigkeitsanpassung und eine Scheitel-Verstellung am Handkasten: zwei Minuten Aufwand.

Wie können wir uns den Sortierprozess im Praxisbetrieb – zum Beispiel bei einem Referenzkunden von Ihnen – vorstellen?
Die HM-1 ist meistens einem Holz-Schredder (Doppstadt, Arjes, Lindner) direkt nachgeschaltet, sodass man keine Extra-Aufgabe mehr benötigt. Daher ist das Zuführband auch tiefer gesetzt worden. Somit ist man in der Lage, alles in einem Arbeitsgang zu erledigen.

Welche Durchsatzleistungen und Korngrößen können mit dem Hofmobilen Scheider von Sortatec für welches Altholz-Aufgabegut erzielt werden?
Durchsatzleistung 100 Kubikmeter pro Stunde oder mehr, jedoch leidet dann die Qualität. Die Korngrößen können von sehr fein (50 mm) bis zu 150 Millimetern verarbeitet werden, praktisch von A1- bis A4-Holz.

Der Hofmobile Scheider ist in der Version „PRO HM1-S“ auch als straßenmobile Anlage erhältlich. Worin unterscheiden sich die beiden Ausführungen, beispielsweise hinsichtlich des Fahrwerks, Transports zum Einsatzort oder in technischen Details?
Bei der straßenmobilen Anlage gehen wir auf eine Doppelachse, um in puncto Gewicht und Fahrverhalten mehr Sicherheit zu bekommen. Die Achsaufhängung und das Chassis wurden neu konzipiert, um die Schwerpunkte richtig zu setzen. Für mehrere Standorte bei einem Kunden ist das natürlich ein Riesenvorteil. Die meisten Geräte sind jedoch in der „hofmobilen Ausführung“ gebaut.

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Foto: Sortatec GmbH

Welches Modell empfiehlt sich für welchen Anwendungsbedarf?
Man kann sagen, dass die Geräte technisch gleich sind, sodass die straßenmobile Ausführung allein durch die „Kunden-Logistik“ bestimmt wird.

Thema Sicherheit: Inwieweit sind Abschalt-Vorkehrungen für den Schutz der Bediener getroffen?
Die Anlage verfügt rundherum über Not-Aus-Tasten (2. Tasten links und rechts); insbesondere haben wir die Bedienung der Klappbänder so platziert, dass eine Gefährdung durch Fehlbedienung ausgeschlossen ist.

Thema Brandschutz: Wie können Maschinenschäden durch Fremd- und Störstoffeintrag vermieden oder ganz ausgeschlossen werden?
„Ganz ausgeschlossen“ gibt es nicht. Jedoch haben wir den ganzen Aufbau ans Profilrohr gebaut, sodass sich keine Drecknester bilden können; eine einfache „Druckluftreinigung“ wird praktiziert.

Was umfasst der technische Support und Service von Sortatec hinsichtlich routinemäßiger Wartung oder Verschleißteil-Austausch?
Alle relevanten Verschleißteile sind bei uns verfügbar und werden je nach Kundenwunsch geordert. Der Service wird individuell in Anspruch genommen; weil es so einfach ist, machen es viele Kunden selbst.

Sieht die Konstruktion des Scheiders vor, dass sich der Kunde im Störfall selbst behelfen kann?
Die Steuerung wirft den Fehlercode bei einem Störfall aus, aber das ist heute Standard.

Inwieweit sind Digitalisierung und Industrie 4.0 bei Ihnen im Unternehmen ein Thema – in der Fertigung, beim technischen Support, in der Auftragsabwicklung?
Wir versuchen natürlich, uns diesen großen Themen zu stellen. Jedoch ist eine sehr schnelle Ersatzteilbeschaffung im Störfall viel wichtiger für den Kunden als eine vollautomatisierte Fertigung.

Wohin geht zurzeit die Entwicklung bei Abscheidungssystemen und Sortiertechnologien in der Abfallwirtschaft?
Bei der Müllverbrennungsschlacke geht der Trend zu immer feineren Abscheidesystemen bis runter auf 2mm-Körnung. Die Anforderungen der handelbaren Produkte werden immer höher!

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Foto: Sortatec GmbH

Welche Innovationen sind in der Scheider-Technologie aus Ihrem Haus zu erwarten?
(Diese Frage beantwortet Christoph Jantzen mit einem „freundlichen Lächeln“.)

Die Pandemie hat die Wirtschaft schwer getroffen. Jedoch berichten viele Unternehmen der Entsorgungs- und Recyclingbranche von einem relativ normalen Geschäftsbetrieb. Wie ist das Corona-Jahr 2020 für Sortatec gelaufen?
Ich kann mich da dem allgemeinen Trend anschließen. Jedoch erweisen sich einige Kundenbesuche als schwierig, auch bei den digitalen Möglichkeiten. Einige Lösungen muss man an Ort und Stelle besprechen.

Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ein stabiles Maschinenbau-Unternehmen zu etablieren, das die Kunden zufriedenstellt. Ferner möchte ich viele junge Menschen für die Recyclingbranche interessieren, um das Wort Nachhaltigkeit auch zu leben!

Herr Jantzen, vielen Dank für das Interview!
(Das Interview führten Marc Szombathy und Dr. Jürgen Kroll)

www.sortatec.de [4]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2021, Seite 48, Foto: Sortatec GmbH)

 

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