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Wenn es um das Recycling von „schwierigem“ PVC geht

Ein „zweites Leben“ für „Problemfälle“: Die KKF reVinyl GmbH in Erfurt verarbeitet schwer trennbare PVC-w-Fraktionen aus Produktionsresten zu einsetzbaren Mahlgütern. Daraus werden unter der Trade Mark „reVinyl“ Folien für den Baubereich hergestellt.

KKF reVinyl ist ein Tochterunternehmen der K&F Global GmbH. Geschäftsführende Gesellschafter sind Harry Klimpel und Andy Fladung. Die Aktivitäten der Gruppe reichen bis in das Jahr 2005 zurück. Davor waren die beiden Firmengründer mit beruflichen Wurzeln in der Metall-, Holz- und Elektrobranche – Maschinen- und Anlageninstallation, darüber haben sie sich kennen gelernt – lange Zeit in China tätig.

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Harry Klimpel, Geschäftsführer KKF reVinyl GmbH, und Andy Fladung, Geschäftsführer K&F Global Klimpel & Fladung GmbH (rechts im Bild) (Foto: K&F Global GmbH)

Als die K&F Global Kimpel und Fladung GmbH – so der volle Firmenname – im April 2005 an den Start ging, waren Kunststoffe das große Thema. „Dafür war einfach der Bedarf da“, erzählt Andy Fladung im Gespräch mit EU-Recycling von den Anfängen im Rohstoffhandel: „Wir lieferten aufbereitete Recyclingkunststoffe nach China. Das Geschäft wuchs über die Jahre, ließ aber mit der Volksrepublik aus bekannten Gründen zuletzt nach und war schließlich nicht mehr attraktiv genug. So haben wir dann auch in Deutschland und Europa mit Rohstoffen gehandelt – auch mit schwierig aufzubereitenden. Und dafür Recycler als Partner gesucht.“

Partner, die die gleichen Interessen haben
K&F Global setzt hier auf Joint Ventures mit Partnern, die die gleichen Interessen haben. Das Konzept lautet: Netzwerke schaffen, in denen die Mitglieder voneinander partizipieren. Der eigene Mitarbeiter-Stab ist daher überschaubar.

 

 

Seitens der Forschung wird die Firmengruppe von Instituten und Universitäten unterstützt, darunter das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt. KKF reVinyl ist darüber hinaus eng mit dem Industrieverband Kunststoffbahnen e.V. – IVK Europe verbunden und engagiert sich hier in verschiedenen Forschungsprojekten mit dem Ziel, Recycling-Problemfälle der Mitglieder einer nachhaltigen Aufbereitung zuzuführen und somit vor der thermischen Verwertung zu bewahren. Die Firmengruppe entwickelt außerdem Recyclingkonzepte für die Deutsche Bahn.

Eine Nische, die besetzt werden konnte
Im Lauf der Zeit kristallisierte sich immer mehr der PVC-Bereich heraus. K&F Global fand hier eine Nische vor, die das Unternehmen erfolgreich besetzen konnte. „Der Markt mit den Standard-Kunststoffen war schon zu überlaufen. Wir sind dann hauptsächlich bei PVC-w gelandet – dazu die Ursprungsstoffe beziehungsweise der Handel mit den Regranulaten“, erläutert Andy Fladung. Nebenbei wird auch mit technischen Kunststoffen gehandelt. „Wir kamen dann zu Herstellern von PVC-Folien aus Mahlgut für den Baubereich. Das hat den Ausschlag gegeben, am Standort Erfurt die Assets eines Recyclers zu übernehmen. Alle Maschinen und Anlagen zur Trennung der Eingangsstoffe wurden vom Vorbesitzer übernommen.“

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Einige Beispiele der PVC-w-Folien für
den Baubereich (Foto: K&F Global GmbH)

So schließt sich der Kreislauf
Das im November 2019 gegründete Tochterunternehmen KKF reVinyl GmbH bereitet am Standort PVC-Verbundstoffe – „schwierige“, meistens mit Polyester verbundene Fraktionen, in denen auch Baumwolle vorkommt – sortenrein auf. Dazu zählen Dachbahnen mit Vliesrücken, Schwimmbadfolien mit Polyester-Trägern in der Mitte, Lkw-Planen, oder PVC-beschichtete Tischdecken.

Die Muttergesellschaft K&F Global liefert die Rohstoffe, die die Tochter zu Mahlgut/Regranulat verarbeitet. Partnerfirmen, an denen K&F Global beteiligt ist, stellen daraus Folien her, die dann wiederum von der Mutter vermarktet werden. So schließt sich der Kreislauf.

„Das Interesse ist da und wächst“
Das Angebot umfasst Mauersperrbahnen (zertifiziert), Abdichtungsfolien (zertifiziert),Flächenfolien, Estrichfolien, Wurzelschutzbahn (geprüft), Wartungswegfolien, Dachbahnen, Schläuche, Teichfolien, Schwimmbadfolien, Radongasbarrieren und vieles mehr aus 100 Prozent Recyclingmaterial. Einkaufskooperationen (Großeinkäufer), die die Baumärkte beliefern, sind die hauptsächlichen Abnehmer. Wie Andy Fladung in diesem Kontext zutreffend anmerkt, wächst PVC-Material nicht auf den Bäumen: „Da muss man schon suchen, dass man die geeigneten Materialien bekommt. Und die Leute auch davon zu überzeugen, dass die Aufbereitung wesentlich besser ist als die bisherigen Entsorgungswege.“

K&F Global hat Kunden, die nur Folien aus 100 Prozent Rezyklat kaufen – und das wird gut angenommen. Eine Teichfolie zum Beispiel muss nicht aus Neuware sein. „Das Interesse ist mittlerweile da und wächst“, bestätigt Andy Fladung. „Vor zehn Jahren hat man noch gegen Windmühlen in der Industrie gekämpft.“

Was noch Zukunftsmusik ist
„Wir sind momentan dabei, unsere Kunststoffsparte für die KKF um die Aufbereitung von Technischen Kunststoffen zu erweitern“, schildert Andy Fladung die aktuellen Aktivitäten. „Wir wollen vielleicht mit Geschäftspartnern noch einen Recyclingstandort im Bereich Polycarbonat, Polyamide usw. übernehmen, um in anderen Recyclingprojekten arbeiten zu können. Das wäre dann in der Mahlgutherstellung und Vermarktung ein weiteres Standbein.“

Ein weiteres Forschungsprojekt, in das KKF reVinyl involviert ist, entwickelt Lösungen für das Recycling von Kunststofffasern, die sonst verbrannt werden. So entstehen im Aufbereitungsprozess sehr kurze Fasern, aus denen sich kein Vlies herstellen lässt. Für Andy Fladung ist noch Zukunftsmusik, „dass wir diese Fasern – vielleicht noch mit einem geringen PVC-Anteil, der nicht stört oder sogar nützt – zu einem Produkt verarbeiten können.“ Da der Heizwert von Polyester gering ist und der Chlorgehalt bei der Qualität eine Rolle spielt, stellt die Herstellung von Ersatzbrennstoffen aus den Fasern keine Alternative dar. Und Verbrennung – ganz gleich, in welcher Form – ist kein Ziel. „Wir wollen wieder ein Produkt und einen zweiten Lebenszyklus. Und am besten dann wieder recycelbar“, unterstreicht Andy Fladung den Anspruch von K&F Global und KKF reVinyl.

www.re-vinyl.de [3]
www.kf-global.de [4]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2021, Seite: 28, Foto: K&F Global GmbH)