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Deutsche Kunststoffabfälle: Die Exporte erholen sich wieder

Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes soll Deutschland in den ersten sechs Monaten 2021 nur noch 355.600 Tonnen Kunststoffabfälle ins Ausland exportiert haben – 27 Prozent weniger als im Vorjahr. Ebenso gingen die Ausfuhren aus Deutschland nach Asien weiter zurück.

Diese Rückgänge resultieren aus einer Änderung der „Basel-Übereinkunft zur Kontrolle von grenzüberschreitenden Transporten und Ablagerungen von belasteten Reststoffen“. Im Mai 2019 entschlossen sich 187 Staaten, den internationalen Handel von Kunststoffrezyklaten und -abfällen deutlich einzuschränken und die Ströme verschmutzter oder gemischter Plastikabfälle insbesondere in Entwicklungsstaaten zu verringern. Die Übereinkunft trat am 1. Januar 2021 in Kraft und erlaubt den internationalen Transport der meisten Kunststoffe und -abfälle nur noch mit Erlaubnis des Importstaates und der Transitländer.

Exporte international zunächst reduziert
Nach Angaben von Basel Action Network (BAN) reduzierten die Europäische Union, das Vereinigte Königreich, Japan und Kanada tatsächlich zunächst ihre Exporte in Nicht-OECD-Staaten im Januar 2021. Doch steigerten die EU und Japan ihre Ausfuhren zwischen Januar und April 2021 von 30,0 auf 37,2 Millionen Kilogramm (Mio. kg) monatlich, Japan sogar von 22,0 auf 56,1 Mio. kg monatlich. Die USA blieb mit 25,7 Mio. kg monatlich auf dem Durchschnittsniveau von 2020 mit 28,5 Mio. kg. Insgesamt – urteilt BAN – überfluten OECD-Staaten die Nicht-OECD-Nationen weiterhin mit Kunststoffabfällen: Japan exportiert 89, die USA 51 und die EU 35 Prozent ihrer Reststoffe.

EU erreicht das alte Niveau
Im laufenden Jahr 2021 – das zeigen die von BAN vorgelegten Zahlen – exportierten das Vereinigte Königreich (circa 180 Mio. kg) und Kanada (rund 50 Mio. kg) nur einen Bruchteil ihrer Mengen in Nicht-OECD-Länder. Die USA versandten jeweils 100 Mio. kg an OECD- und Nicht-OECD-Länder. Japan hingegen lieferte rund 140 seiner 160 Mio. kg an Nicht-OECD-Länder, während die EU circa 145 ihrer rund 420 Mio. kg dorthin exportierte. Übrigens stiegen zeitgleich zu den im Januar 2021 stark zurückgefahrenen (dann aber wieder anziehenden) Exporten in Nicht-OECD-Länder auch speziell die Ausfuhrmengen der EU und des Vereinigten Königreichs in OECD-Staaten auf das alte Niveau.

Niederlande-Exporte boomen
Ein genauerer Blick auf die größten EU-Exportländer zeigt, dass insbesondere die Niederlande nach dem Inkrafttreten der neuen Regelung ihre Nicht-OECD-Ausfuhren deutlich intensivierte: von durchschnittlich 8,3 kg im Jahr 2020 auf 13 Mio. kg im April 2021. Die Exporte nach Indonesien (5,2 Mio. kg monatlich) und Vietnam (4,4 Mio. kg) erreichten ein neues Niveau, während jene nach Indien von durchschnittlich 150 Mio. kg im Jahr 2020 auf annähernd 1.000 Mio. kg im April 2021 schossen.

Deutsche Ausfuhren mit Zugewinnen
Deutsche Kunststoffabfall-Exporte erreichten in Februar und März 2021 mit 50 Mio. kg in OECD-Länder wieder das Niveau von 2020, während Ausfuhren in Nicht-OECD-Länder insgesamt einbrachen. Allerdings legten zwischen Januar und April deutsche Kunststoff-Exporte nach Malaysia von 2,6 auf 4,6 Mio. kg zu; jene in die Türkei stiegen von durchschnittlich 11,3 Mio. kg in 2020 auf 19,4 Mio. kg im März 2021. Die Lieferungen nach Indien im März überstiegen mit annähernd einer Million Kilogramm sogar die Höchstmarke von 2020; auch jene nach Thailand konnten teilweise das Vorjahresniveau erreichen.

Weitere Daten zu den internationalen und europäischen Exporten stehen unter www.ban.org/plastic-waste-transparency-project-hub/trade-data [1] zur Verfügung.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2021, Seite 36, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)

 

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