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Führt Covid-19 zu weniger Elektroschrott?

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Quelle: Studie UNU/UNITAR 2021

Homeoffice, Online-Unterricht, Online-Shopping oder Streaming von Filmen: Ohne Internet geht heute nichts mehr. Experten rechnen daher mit einer erheblichen Zunahme elek­trischer und elektronischer Gerätschaften und einem gleichzeitigen Anstieg an Abfallbeseitigung – wie beispielsweise den Entrümpelungen im Zuge der ersten Corona-Lockdowns. Doch die Statistik lässt solche Schlüsse (noch) nicht zu.

Im Jahr 2019 wurden weltweit 53,6 Millionen Tonnen an E-Schrott produziert – an der Spitze Ost- und Südostasien mit 22,1 Millionen Tonnen sowie Europa und Nordamerika mit 19,7 Millionen Tonnen. Laut einer von unitar, United Nations University und dem UN environment programme herausgegebenen Studie stellte die Gesamtheit der globalen Elektro(nik)-Abfälle Rohstoffe im Wert von 57 Milliarden US-Dollar dar, wovon allerdings nur 17 Prozent nachgewiesenermaßen gesammelt und umweltverträglich recycelt wurden. Die restlichen 83 Prozent enthielten mögliche Treibhausgase, bromierte Flammschutzmittel sowie Schwermetalle, deren Aufbereitung und Behandlung nicht dokumentiert ist.

Rückgang um 4,9 Millionen Tonnen
Hervorgerufen durch die Covid-Pandemie insbesondere im ersten und zweiten Quartal des Jahres 2020, lagen die Verluste in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei 30 Prozent und in solchen mit hohem Einkommen bei fünf Prozent. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 sorgte ein geringerer Konsum an Elektro(nik)geräten für einen zukünftigen Rückgang von insgesamt 4,9 Millionen metrischen Tonnen beziehungsweise 6,4 Gewichtprozent. Die geringsten Verluste waren bei kleinen IT- und Telekommunikations-Geräten mit 1,4 Prozent beziehungsweise 60.000 Tonnen an späteren Abfällen zu verzeichnen. In allen anderen Kategorien – Bildschirmen und Monitoren (- 8 %), großen und kleinen Geräten (- 7,5 bzw. – 6,5 %), Temperatur-Austauschern (- 6 %) und Lampen (- 6,5 %) – lagen die Rückgänge höher. In Ländern mit gehobenem Einkommen stieg allerdings der Verbrauch von Spielkonsolen, Mobiltelefonen, Elektroöfen und Laptops aufgrund von Corona um 300.000 Tonnen.

Abfallzunahme erwartet
Die Ungleichheit beim Einkommen bewirkt nicht nur, dass der Zugang zu modernen Kommunikationstechnologien und Elektronik zunehmend versperrt ist und die sogenannte „digitale Kluft“ zunimmt. Sondern zugleich schwindet in einigen Teilen der Welt die Fähigkeit, an der Digitalisierung teilzuhaben und Elektronik zu besitzen sowie zu genießen. Andererseits führt der meist nur zeitweilige Rückgang zu geringerem Elektro(nik)schrott in Gegenden, wo Missmanagement von E-Abfällen große Umwelt- und Gesundheitsschädigungen bewirkt. Es ist nach Ansicht der Autoren zu wünschen, dass diese Atempause dazu genutzt wird, die Elektro(nik)-Schrott-Wirtschaft in vielen Teilen der Welt zu verbessern.

Inwieweit Covid-19 Einfluss auf die Umwelt und die umweltbezogene Gesundheit hat, ist wenig untersucht und verstanden. Direktere Auswirkungen könnten für die Abfallwirtschaft bestehen. Es gibt Untersuchungen, die die Zunahme von Abfällen quer durch alle Länder nahelegen, wenn man Maßnahmen zur sozialen Distanzierung durch Zu-Hause-Bleiben beobachtet. Die Intensivierung von Einmal-Produkten und Panik-Käufen haben Produktion und Konsum angekurbelt und unterlaufen folglich Bemühungen zur Reduktion von Kunststoffabfällen.

Die International Finance Corporation (IFC) glaubt an ähnliche Effekte ebenso wie an eine 40-prozentige Zunahme von Medizinabfällen durch beispielsweise Impfstoff-Spritzen, Masken oder Schutzausrüstung. Was die Kommunalabfälle betrifft, legen erste Erkenntnisse nahe, dass Covid-19 einhergeht mit einem Rückgang der kommunalen Abfallsammlung in Europa. Allerdings fehlen bislang umfassende quantitative Studien mit weltweiter Geltung.

Die Studie steht unter https://globalewaste.org/proxy/?publication=/v1/file/277/The-Impact-of-the-COVID-19-Pandemic-on-E-waste-in-the-First-Three-Quarters-of-2020.pdf [2] zum Download zur Verfügung.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 01/2022, Seite 17, Quelle: Studie UNU/UNITAR 2021)

 

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