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Kaminbriketts aus ausgemusterten Holzpaletten

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Heribert Füngeling (rechts) mit Ralf Lorbach,
technischer Berater bei der Firma Ruf (Foto: Ruf Maschinenbau)

Die Firma Füngeling Industrieservice hat sich mit inzwischen drei Brikettierpressen von Ruf Maschinenbau ein lukratives neues Geschäftsfeld aufgebaut. Das Unternehmen in Erftstadt, Nordrhein-Westfalen verarbeitet ausgemusterte Holzpaletten zu Kaminbriketts.

Heribert Füngeling ist Forstwirtschaftsmeister und war selbstständig tätig, als ihm 1990 mehr oder weniger durch Zufall angetragen wurde, eine kleine Firma zu übernehmen, die mit einem einzigen Mitarbeiter Paletten herstellte. Für ihn war es ein Versuchsballon, und so führte er seinen Forstwirtschaftsbetrieb weiter, der auch heute noch zur Unternehmensgruppe mit insgesamt 170 Mitarbeitern gehört. Das Palettengeschäft boomte jedoch schon bald, und der Unternehmer konzentrierte sich fortan vor allem darauf. Mit pfiffigen Geschäftsmodellen – wie Rundum-Sorglos-Paketen für Kunden – trieb er das Wachstum voran und stieg später auch in die Industrieentsorgung ein.

Heute passieren den Betrieb täglich zwischen 30.000 und 40.000 Paletten. Etwa vier Fünftel des Palettengeschäfts entfallen auf maßgeschneiderte Lösungen, bei denen Füngelings Mitarbeiter das komplette Handling für Kunden übernehmen: Sie stellen ihnen rechtzeitig neue Paletten auf den Hof, nehmen die benutzten nach dem Umlauf zurück, begutachten und reparieren sie gegebenenfalls, geben sie wieder zurück in den Kreislauf oder mustern sie aus. Die Kunden zahlen letztlich gut kalkulierbar pro Palettenumlauf und müssen sich nicht mehr um das Handling kümmern. Zudem liefert das Unternehmen Transportverpackungen aus Holz für verschiedene Produkte: vom Automobilmotor bis zum fünf Tonnen schweren Baukran-Führerhaus.

Nur A1-Holz – qualitätsgeprüft und naturbelassen
Dabei achtet Füngeling stets darauf, dass nichts verschwendet wird. Sind Paletten nach einigen Umläufen etwa mit Lebensmitteln unansehnlich geworden, setzt er sie in anderen Branchen ein, etwa in der Stein- oder Papierindustrie, wo sie weiter gute Dienste leisten. Ist eine Palette irreparabel beschädigt, wird sie meist nicht komplett ausgemustert, sondern zerlegt und die noch brauchbaren Teile für neue Paletten verwendet. „Treibt man diesen Aufwand nicht, dauert ein Palettenleben vielleicht zehn Umläufe“, weiß Heribert Füngeling aus Erfahrung: „Wir kommen auf 20, 30 oder sogar 40 Umläufe.“

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Über je zwei Auslaufschienen pro Presse werden die Briketts in Gitterboxen transportiert und anschließend verpackt (Foto: Ruf Maschinenbau)

Trotz dieser intensiven Ausnutzung des Materials mussten zahlreiche Palettenbretter irgendwann ohne großen Nutzen abgegeben werden. Das stand der Firmenphilosophie – alles zu verarbeiten, was auf dem Hof anfällt – entgegen. Füngeling suchte nach einer sinnvollen Lösung und fand sie in der Brikettierung von ausgemusterten Holzpaletten zu Kaminbriketts. Vor acht Jahren startete er einen Versuch mit einer gebrauchten RUF RB 440. „Die Briketts wurden uns geradezu aus den Händen gerissen“, erinnert sich Füngeling und daran, dass das Geschäft rasch Fahrt aufnahm. Das Erfolgsrezept: „Wir haben hervorragende Briketts, die aus relativ großen Spänen bestehen und beim Verheizen im Kamin ein äußerst schönes Brennbild zeigen.“ Dabei wird ausschließlich naturbelassenes, sauberes und qualitätsgeprüftes A1-Altholz eingesetzt. Je größer dabei die Späne, aus denen die Briketts gepresst werden, umso ähnlicher sehen die Briketts beim Verbrennen massiven Holzscheiten.

Ausgelegt für den mannlosen 24/7-Betrieb
Füngeling beschaffte sich zwei weitere Brikettieranlagen vom Typ RUF 500 und will künftig auch anderen Palettenherstellern anbieten, deren Holzreste zu verarbeiten. Die Anlagen sind für einen mannlosen 24/7-Betrieb ausgelegt. Wenn die Zufuhr der Holzreste durch ein Fördersystem automatisiert ist, müssen lediglich von Zeit zu Zeit die mit Holzbriketts gefüllten Sammelbehälter durch leere Gitterboxen ersetzt werden. Bei Füngeling läuft die Beschickung zwar derzeit noch manuell – eine Komplettautomatisierung ist aber schon geplant. Aktuell zerkleinern ein Schredder und eine Hammermühle die Bretter zunächst grob und dann etwas feiner. Danach entzieht ein Containertrockner den Spänen chargenweise einen großen Teil ihrer Feuchtigkeit. Die Wärme für den Trockner wird CO2-neutral in einer mit absolut unbelastetem A1-Altholz betriebenen Späneheizung erzeugt.

Der Restwassergehalt wird dabei von etwa 22/23 Prozent auf circa 15 Prozent gesenkt. Dies ist für die Herstellung von Qualitätsbriketts Voraussetzung; zum anderen wird der Brennwert der Briketts gesteigert. Diese trockenen Späne werden per Stapler in die Vorratsbehälter der Brikettierpressen gefüllt. Dort erkennen Sensoren, wenn ausreichend Material vorhanden ist, und geben ein Signal, das die Presse startet. Umgekehrt stoppt die Anlage automatisch, wenn der Vorratstrichter leergefahren wurde. Der spezifische Pressdruck der Anlagen liegt bei 1.700 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Bei diesem hohen Druck entstehen kompakte Briketts hoher Festigkeit; es kann komplett auf Bindemittel verzichtet werden. Jedes Brikett misst 155 x 65 Millimeter im Querschnitt, etwa 90 Millimeter in der Höhe und wiegt jeweils annähernd 840 Gramm.

Bei Füngeling stellt jede der drei Ruf-Pressen etwa 500 Briketts pro Stunde her. Die Anlagen sind so eingestellt, dass zwölf Briketts ein zehn Kilogramm schweres Gebinde ergeben. „Bei unserem Kunden Füngeling stellt jede Presse über 400 Kilogramm Briketts pro Stunde her. Wir haben aber auch Pressen in unserem Sortiment, die über 1.000 Kilogramm Späne pro Stunde verarbeiten“, sagt Ralf Lorbach, technischer Berater bei Ruf Maschinenbau. Aus den Gitterboxen am Auslauf der Pressen entnehmen Mitarbeiter von Füngeling die Briketts und verpacken sie.

Automatisiert von der Beschickung bis zur Verpackung
Die Abläufe wird das Unternehmen noch weiter rationalisieren. Dann werden die Briketts an den Pressen nicht mehr von Containern, sondern von einem Förderband aufgenommen. Dort werden sie so ausgerichtet, dass die Verpackungsanlage sie automatisch zu Gebinden zusammenfügen kann. In einem weiteren Schritt soll auch die Beschickung der Pressen mit Holzspänen durch ein Fördersystem automatisiert werden.

Heribert Füngeling will die Beliebtheit seiner Briketts bei den Endkunden weiter steigern. Dazu möchte er die Pressen mit noch gröberen Spänen als bislang beschicken. Damit würde sich zum einen das Brennbild der Briketts noch weiter demjenigen von Scheitholz annähern. Aber auch wirtschaftlich wäre das von Vorteil, da die Späne aus dem Schredder nicht mehr den zweiten Zerkleinerungsschritt in der Hammermühle durchlaufen müssten. Mit den ersten Prototypen-Briketts ist Füngeling schon sehr zufrieden.

www.fuengeling.de [3]
www.brikettieren.de [4]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 01/2022, Seite 48, Foto: Ruf Maschinenbau)

 

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