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Sortierroboter reinigen Kompost von Fremdstoffen

Bei der Wiedag AG, einem Partnerbetrieb der J. Grimm AG, erhalten alle Garten- und Küchenabfälle eine neue Bestimmung als Holzschnitzel, Naturdünger, Biogas oder Gärgut. Bevor es zur Wiederverwertung kommt, sorgen sensorgestützte Roboter für die richtige Qualität.

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Gereinigter Kompost in der Korngröße <25mm (Foto: Steinert GmbH)

Der Schweizer Familienbetrieb verarbeitet jährlich 20.000 Tonnen Biomasseabfälle. Es waren neue Ideen gefragt, um den international gültigen gesetzlichen Anforderungen und auch den gestiegenen Qualitätsansprüchen an die Fertigprodukte zu entsprechen. Nachdem die Wiedag bereits Maschinen von Steinert im Einsatz hatte, war Steinert-Vertreter mwn GmbH die erste Anlaufstelle zur Findung einer Sortierlösung für das besonders feuchte, fast schon nasse Sortiergut. Der Sortier­roboter UniSort Unibot erwies sich als die passende Technologie.

Das Problem: zu feucht für Sortierung mit Druckluftaustrag
Die saisonal unterschiedlich trockene Biomasse entstammt zu drei Vierteln der „Braunen Tonne“ der Kommunen sowie dem aus Pflegeholz und Grünschnitt lokaler Kleingärtner. Die Korngröße beträgt nach dem Schreddern und Sieben 60 bis 80 Millimeter. Anschließend wird dieses Material mit flüssigen Speiseresten vermischt, aufgewärmt und für zehn Tage im Fermenter vergoren.

Während die dabei entstehenden Gase im firmeneigenen Blockheizkraftwerk zur Ökostromerzeugung genutzt werden, ist das Material nach der Verweilzeit soweit homogenisiert, dass daraus Fraktionen für die Sortierung erstellt werden können: zum einen Jauche für die Verwendung als Dünger und zum anderen festes Gärgut in den Korngrößen <25mm sowie 25 bis 60 Millimeter Holzschnitzel. Doch selbst ausgepresst sind diese Fraktionen mit einem Trockenanteil von nur 40 Prozent noch zu feucht für eine herkömmliche Sortierung.

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Feuchte und die saisonal schwankende Zusammensetzung des Sortierguts stellen den Sortierer vor eine Herausforderung (Foto: Steinert GmbH)

Der Sortierroboter – mehr als nur ein neues Sortierprinzip
„Üblicherweise gibt es für diese Art von Biomasseabfällen nichts, was die Fremdstoffe rausholen kann. Mit einem Windsichter vielleicht ein paar Folien, aber Hartkunststoffe gehen sonst nur, wenn man auch das Holz mit rausnimmt. Und dann bleiben da noch Glas und Metalle“, erläutert Emmanuel Hess, Leiter des Betriebs in Oetwil am See, Schweiz. Gemeinsam mit Steinert entwickelte man somit ein Konzept für die Sortierung mittels Roboter. Zuerst muss das Material mithilfe von Siebung und Verteilung vorbereitet werden. Die Sortierung übernimmt anschließend UniSort Unibot mit zwei Deltarobotern, die im Pick-and-Place- beziehungsweise Pick-to-Pick-Verfahren gleichzeitig alle Fremdstoffe entfernen.

Der Unterschied dieser beider Verfahren liegt im Sortieraufsatz. Neben dem aus dem Leichtverpackungssortierungsbereich bekannten Sortieraufsatz für Pick-and-Place kommt hier eine Neuentwicklung ins Spiel, die zielgenau feinste Unreinheiten absaugt und damit eine Übersortierung durch Verkleben bei herkömmlichen Sortiermethoden verhindert. Durch seine Selbstreinigungsfunktion ist er zudem wartungsarm und für einen permanenten Einsatz konzipiert. Die Erkennung der Fremdstoffe erfolgt durch die aus anderen UniSort EVO 5.0- Sortiermaschinen bekannte Sensorfusion aus Nahinfrarot (NIR)-, Farb- und Höhensensor, die mittels KI-gestützten Sortierprogrammen eine hohe Sortiersicherheit ermöglicht. Die Sortiertechnik produziert seither ein sauberes Gärgut, das den Anforderungen des Kantons Zürich entspricht. Diese Anforderungen gehören zu den schärfsten weltweit und werden mehrmals im Jahr durch amtliche Analysen bestätigt. Emmanuel Hess ist überzeugt: „Hier handelt es sich um ein zukunftsträchtiges Projekt, auf das noch viele folgen werden.“

www.grimm.ch [3]
www.steinert.de [4]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2022, Seite 54, Foto: Steinert GmbH)

 

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