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Wirklich schon ausgeschöpft? UBA ließ Nutzung von Abfall­strömen untersuchen

Metalle, Glas oder auch Organik zählen zu den Abfallarten, die über eingespielte Entsorgungswege verfügen. Doch durchlaufen Sperrmüll, Teppiche oder Windeln tatsächlich schon die besten Recyclingrouten, fragte sich das Umweltbundesamt (UBA) und gab eine Untersuchung in Auftrag.

Sind bei Sperrmüll, Matratzen, Möbel, Teppichen, Kunstrasen, Windeln, Altreifen und Alttextilien schon alle Möglichkeiten, die die Abfallhierarchie bietet, ausgeschöpft? Der Abschlussbericht zur „Evaluation der Erfassung und Verwertung ausgewählter Abfallströme zur Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft“ betrachtete diese möglichen Sekundärrohstoffe im Einzelnen – in einer faktenreichen, 445 Seiten starken Expertise.

Sperrmüll: Zum großen Teil Altholz
Die Materialien aus Gewerbe und der Entsorgung öffentlicher Einrichtungen nicht mitgerechnet, fielen 2017 insgesamt 2.355.300 Tonnen Sperrmüll aus dem kommunalen Bereich an, darunter 1.191.910 Tonnen an Altholz. Rund 30 Prozent Anteil lieferten Textilverbunde wie Polstermöbel, Matratzen und Teppiche; Metalle und Kunststoffe erreichten jeweils unter zehn Prozent.

Sperrmüll wird hauptsächlich in Sortieranlagen behandelt (40 Prozent) oder in thermischen Anlagen genutzt (34 Prozent). In einem beispielhaften Sortierprozess könnten neben großformatigen Störstoffen, Eisenmetallen, inerten Feinabsiebungen und einer mittelkalorischen Fraktion verschiedene Wertstofffraktionen wie beispielsweise Hartkunststoffe, andere Kunststoffprodukte oder Glas separiert werden. Damit wäre zwar ein Rohstoffpotenzial zur stofflichen Verwertung von Sperrmüll vorhanden. Doch besteht dieses zum großen Teil aus Altholz, das als primär erneuerbare Energiequelle, schadstoffbelastet und im Übermaß angeboten gilt. Metalle, Hartkunststoffe, Folien, Papier/Pappe stehen prinzipiell zur stofflichen Verwertung zur Verfügung, unterliegen jedoch dem jeweiligen Bedarf am Markt. Verbesserungen hinsichtlich Umweltentlastungspotenzial versprechen sich die Autoren des Abschlussberichts nur von einer Abfallberatung zu Getrennterfassungssystemen und Wiederverwendung und einer erweiterten und kontrollierten Getrennterfassung auf dem Wertstoffhof.

Möbel: Nur begrenzt abschöpfbares Potenzial
Mit einiger Plausibilität lässt sich die Masse der jährlich in Deutschland verbleibenden Möbel auf rund 3,6 Millionen taxieren. Die Erfassungsmengen von Möbeln zu beziffern, halten die Autoren der Studie aber aufgrund der Vielfalt des Abfallstroms und der Erfassungswege für unmöglich. Geschätzt werden 1,7 Millionen Tonnen, die als Sperrmüll entsorgt werden, und ein weiterer großer Anteil, der als Gewerbeabfall gilt; geringe Mengen werden aufgearbeitet.

In Frankreich greift seit 2012 eine erweiterte Produzentenverantwortung, wodurch für jedes Möbelstück – je nach Recycelbarkeit – eine Umweltabgabe an einen akkreditierten Recycler zu entrichten ist. In Deutschland hängt die Verwertbarkeit des Möbels von seiner Beschaffenheit ab. Polstermöbel beispielsweise können Holz, Textilien, Schaumstoff, Hartkunststoffe, Metalle, Leder oder Kunstleder und weitere Materialien enthalten, die eine Zerlegung erschweren und die energetische Verwertung sinnvoll machen. Bei Leichtbau- und Pappmöbel entscheidet ebenso wie bei Verbundmaterialien der jeweilige Grad der Verklebung beziehungsweise Trennbarkeit der Stoffe über den Entsorgungsweg. Insgesamt wird Möbeln „nur ein begrenzt abschöpfbares Potenzial zur stofflichen Verwertung“ bescheinigt. Die größten Möglichkeiten zur Umweltentlastung bieten Übereinkünfte auf einheitliche Design- und damit Recyclingkriterien auf EU-Ebene, die Einführung ökologischer Kriterien in der öffentlichen Beschaffung sowie eine Erweiterte Herstellerverantwortung samt Anreizsystem.

Windeln: Auch als Rezyklat marktfähige Ware
Das Aufkommen an Windelabfällen für Kinder und Erwachsene beläuft sich in Deutschland auf rund 1,4 Millionen Tonnen jährlich; im kommunalen Restabfall lassen sich etwa 1,5 Millionen Tonnen errechnen. Schätzungsweise fallen in Kindertagesstätten 57.000 Tonnen und in Pflegeeinrichtungen 200.000 Tonnen an. Diese Mengen besitzen wie Restabfall je nach Feuchtigkeitsgehalt einen Heizwert zwischen fünf und elf Megajoule pro Kilogramm (MJ/kg) und werden zumeist energetisch verwertet, wobei Babywindeln mit 7,7 MJ/kg etwas besser abschneiden als Inkontinenzprodukte mit 6,6 MJ/kg.

Allerdings enthalten Windeln – so die Studie – „hochwertige Ausgangsmaterialien wie Superabsorber und Zellulosefasern, bei denen es sich auch als Rezyklat um marktfähige Ware handelt“. Tatsächlich waren beziehungsweise sind in Europa mehrere Recyclingverfahren als Demonstrationsobjekte oder großtechnisch realisierbar. Die Schwierigkeiten liegen nach wie vor in der Gewährleistung ausreichender Mengen für die Aufbereitung, die bei mindestens 8.000 Tonnen Windelabfällen pro Jahr und Anlage liegen, in der Vermeidung von Geruchsemissionen bei der Sammlung und in der kaum zu realisierenden flächendeckenden und Getrennterfassung im Holsystem. Als Maßnahmen schlägt das Expertenteam vor, separate Sammelsysteme oder Demonstrationsanlagen zu fördern, zur vorrangigen Erfassung und stofflichen Verwertung zu verpflichten, die zwingende Getrenntsammlung durch öffentlich-rechtliche Entsorgungsunternehmen einzuführen oder die Herstellerverantwortung zu erweitern.

Matratzen: Aufwändige Behandlung des Materials
Die heimische Matratzen-Produktion lag in Deutschland im Jahr 2018 bei 4,8 Millionen Stück. Davon bestand über die Hälfte aus Zellkunststoff (Polyurethan). Rund 37 Prozent der Modelle waren mit anderen Stoffen einschließlich Federkern gefüllt; ein Prozent enthielt Zellkautschuk (Latex). Dessen ungeachtet, dürften hierzulande theoretisch rund 8,27 Millionen Tonnen Altmatratzen pro Jahr anfallen.

Ihre Entsorgung erfolgt in Deutschland meist über die Sperrmüll-Abfuhr und führt üblicherweise zur energetischen Verwertung. In der EU werden Matratzen meist deponiert (45 Prozent) oder verbrannt (33 Prozent). Ihre automatische Zerlegung übernimmt in den Niederlanden Retour Matras. In Deutschland separiert – gegen Zuzahlung – die Weseler D&E Entsorgung GmbH PUR-Schaumstoffe, Latex-Schaumstoffe und Stahlschrotte und verkauft sie als Sekundärrohstoffe. Die hauptsächlichen Hemmnisse für jeden Recycling-Anlagenbetrieb liegen in der mangelnden Verfügbarkeit von quantitativ zufriedenstellenden und qualitativ hochwertigen Altmatratzen, um sie wirtschaftlich sammeln und transportieren zu können, und der aufwändigen Behandlung des Materials durch Schreddern, Trennen und Sortieren.

Stoffliche Verwertung nicht wirtschaftlich
Zwar existiert bislang noch kein Markt für Post-Consumer-Weichschaum; dennoch könnte durch sogenanntes Rebonding die werkstoffliche Verwertung solcher Kunststoffe gefördert und mithilfe chemischem Recycling durch Solvolyseverfahren eine Depolymerisation bewirkt werden.

Inzwischen liegen international großtechnisch nutzbare und praktikable Verfahren zur Aufbereitung und zum Recycling von Post-Consumer-Matratzen vor. Dennoch kommt die Studie zu dem Schluss, dass in Deutschland „die stoffliche Verwertung von Matratzen aufgrund der Kosten für die Zerlegung und dem fehlenden Markt für die Sekundärmaterialien, abgesehen von Metallen, mit den aktuellen Rahmenbedingungen – unter anderem der Konkurrenz zur Verbrennung – nicht wirtschaftlich“ ist. Zur Verbesserung wäre an einheitliche oder freiwillig verpflichtende Designkriterien, den Ausbau von Rücknahmesystemen, eine Förderung von Demonstrationsanlagen sowie die Erweiterte Herstellerverantwortung zu denken.

Teppiche: Überwiegend energetisch verwertet
Die Gesamtmasse an Teppichböden liegt in Deutschland bei jährlich 130.000 bis 140.000 Tonnen plus ungefähr 72.000 Tonnen an abgepassten Teppichen. EU-weit wurden in 2018 rund 1,4 Millionen Tonnen Teppiche verkauft. Durchschnittlich enthalten die Nutzschichten der Teppiche 33 Prozent Faseranteil an der Gesamtmasse, der Teppichrücken zwölf Prozent Faseranteil (hauptsächlich PET und PP) und die Rückenmaterialien 55 Prozent – insgesamt 43,5 Prozent Teppichfasern und 35,6 Prozent Polymerfasern.

Während in der EU nach wie vor 60 Prozent der Altteppiche deponiert werden, wandern solche in Deutschland überwiegend in die energetische Verwertung. Schätzungen gehen davon aus, dass Recycling nur für unter drei Prozent der in der EU verkauften Teppichböden in Frage kommt. Dabei dreht sich die Rückgewinnung durch Depolymerisation in erster Linie um Fasermaterialien aus Kunststoff. Recycling von Wolle und Jute als Fasermaterial ist ebenso wie PP, Jute und Latex als Füllstoff und Rückenmaterial uninteressant. Es gab 2000 in Deutschland und mit mehreren Ansätzen vor allem in den Niederlanden und in den USA Rückgewinnungsversuche mit Polyamid, die auf generelle stoffliche Hindernisse trafen. Die Studie kommt zum Schluss, dass die stoffliche Verwertung von Teppichen derzeit noch eine Ausnahme bildet, nur wenige Ansätze einzelner Hersteller bestehen und nur ein Bruchteil der Altteppiche stofflich verwertet wird. Zu den wichtigsten Empfehlungen zählen das Aushandeln von einheitlichen Designkriterien, die Festlegung ökologischer Kriterien in der öffentlichen Beschaffung sowie eine Erweiterte Herstellerverantwortung.

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Foto: Franklin Lopez / pixabay.com

Kunstrasen: Gebraucht nur sehr begrenzt nachgefragt
Kunstrasen ist ein Materialgemisch, das im Prinzip aus dem Rasenteppich und einer elastischen Tragschicht besteht. Er setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Rasen aus Kunststofffasern, darunter einer elastischen Tragschicht aus verklebtem Gummigranulat und je nach System aus Quarzsand und einer Schicht aus synthetischem oder natürlichem Granulat. Das Gesamtaufkommen an Verfüllungen von Multisport- und Fußballfeldern in Deutschland wird auf 1,0 bis 1,3 Millionen Tonnen geschätzt.

Bei einer jährlichen Erneuerungsrate von 200 bis 250 Plätzen und einer Neuanlage von 150 Kunstrasenplätzen und einem Durchschnittsgewicht von 200 bis 250 Tonnen pro Platz ist mit einer maximalen Erfassungsmenge pro Jahr von derzeit 40.000 bis 62.500 Tonnen an Kunstrasen auszugehen, die sich bis 2030 auf 70.000 bis 100.000 Tonnen steigern könnte. Bei reiner Verfüllung mit Sand kann dieser gesiebt und wiederverwendet werden. Bei Mischverfüllungen muss er – ebenso wie Granulat – anderweitig verwendet oder entsorgt werden.

Der eigentliche Rasenteppich wurde bislang meist thermisch verwertet. Während für Kunstrasen als Gebrauchtware weiterhin nur eine sehr begrenzte Nachfrage besteht, setzt sich für dieses Material zunehmend die stoffliche Verwertung als Rezyklat für die Kunststoffindustrie durch. Re-Match in Dänemark, GBN Artificial Grass Recycling sowie Morton Extrusionstechnik GmbH (beide Niederlande) legen dafür praktische Beispiele ab. Zur Optimierung der stofflichen Verwertung schlägt die Studie geänderte Förderrichtlinien für den Sportplatzbau, einen Leitfaden für die öffentliche Ausschreibung der kommunalen Kunstrasenentsorgung sowie den Aufbau einer entsprechenden Bestandsdatenbank vor. Anders ausgedrückt: Es sollte die Sportstättenförderung an die Verwendung von Monomaterial-Kunstrasen geknüpft sein; desgleichen müssten Ausschreibungen Kriterien für die Nachverfolgbarkeit enthalten.

Altreifen: Weniger als ein Prozent runderneuert
Soweit statistisch erfassbar, fielen laut der Gesellschaft für Altgummiverwertungssysteme mbH (GAVS) 2019 in Deutschland rund 571.000 Tonnen Altreifen in Deutschland an; die Autoren der Studie kommen mit eigenen Berechnungen auf 688.000 Tonnen im Jahr 2018. Zwar läuft der Altreifen-Rücklauf zu Sammelstellen und Werkstätten gut. Jedoch führt die präventive Begrenzung des Gehaltes an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die teilweise die Absatzmärkte für Altreifenrezyklate betrifft, zu einer Verunsicherung der Märkte und Verbraucher. Außerdem geht die energetische Verwertung von Altreifen in Zementwerken zurück, am Markt für Primärrohstoffe herrscht ein allgemein niedriges Preisniveau, und es kommen nur 25 Prozent der von Verbrauchern gezahlten Entsorgungsbeiträge bei den Recyclern an. Es wird befürchtet, dass eine jetzige Erhöhung der Annahmepreise zu einer Zunahme der illegalen Entsorgung kommen könnte.

Der Anteil der Runderneuerung am Reifenersatzmarkt als Vorbereitung zur Wiederverwendung betrug 2018 im Pkw-Bereich deutlich weniger als ein Prozent; im Lkw-Bereich lag er bei etwa 29 Prozent. Der Einsatz von Altreifenrezyklat zur Herstellung von Neureifen ist jedoch nur bedingt möglich, da die Rezyklate ein Vielstoffgemisch darstellen, dessen chemische Zusammensetzung zu störenden Wechselwirkungen mit anderen Mischungen führen kann. Bestenfalls können innerbetriebliche Produktionsreststoffe – Feinmehle und replastiziertes Material – verwendet werden.

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Foto: HSM

Granulate mit besonderem Stellenwert
Bei der stofflichen Verwertung von Altreifen zu Sekundärprodukten hat die Herstellung von Granulaten, Pulvern und Feinmehlen mit insgesamt etwa 240.000 Tonnen pro Jahr einen besonderen Stellenwert. Den mit Abstand größten Anteil liefern Produkte auf Granulatbasis, die je nach Anwendungsfeld Primärrohstoffe wie Kautschuk, Polyurethan und Polystyrol ersetzen. Altreifenpulver oder -feinmehl werden auf etwa 20.000 Tonnen geschätzt. Deren Anwendungen gelten als potentieller Wachstumsmarkt, da sie bereits jetzt in der Baubranche als Füllstoffe und Ölbindemittel sowie in geringen Anteilen für die Herstellung von Neureifen Einsatz finden. Außerdem ist die Nutzung von Altreifenrezyklat im Straßenbau möglich: Gummimehl beziehungsweise -pulver sind grundsätzlich dazu geeignet, eine Verbesserung der Eigenschaften von Bitumen zu erreichen, was der sehr verbreitete Einsatz von Altreifenrezyklaten besonders in den USA und Schweden belegt.

Zu den Hauptabsatzmärkten für Produkte oder Sekundärrohstoffe aus Altreifen zählen Sport- und Spielplätze (126.500 Tonnen), Formteile (105.500 Tonnen), stoffliche Verwertung (90.000 Tonnen), thermische Verwertung (46.100 Tonnen), Runderneuerung (25.000 Tonnen), sonstiges (20.000 Tonnen) sowie Pyrolyse (15.500 Tonnen). Durch Pyrolyse lässt sich aus Altreifen das darin enthaltene Carbon Black rückgewinnen.

Altreifen zählen zu den Materialien, die polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffen enthalten. Da dieser Anteil an PAK-Spezies essenziell für der Bewertung der Umweltverträglichkeit ist und hierzu noch kein gesetzliches Regelungswerk vorliegt, schlägt die Studie vor allem eine Überprüfung der PAK-Grenzwerte und Nachweisverfahren auf EU-Ebene vor und regt eine Untersuchung zur Ermittlung des PAK-Gehalts in Neureifen an, um dann notwendige Daten für Regelwerke zur Nutzung von gummimodifiziertem Asphalt zu ermitteln. Immerhin gibt es derzeit in 20 EU-Ländern eine erweiterte Herstellerverantwortung für Altreifen.

Alttextilien: Keine verlässlichen Daten
Bislang liegen zur Sammlung von Alttextilien keine verlässlichen Daten vor; für 2018 wird von einer Erfassungsmenge von rund einer Million Tonnen und einer Sammelquote von etwa 64 Prozent ausgegangen. Die Durchführung obliegt zu 44 Prozent gewerblichen und zu 28,6 Prozent gemeinnützigen Sammlern. Rund die Hälfte der erfassten Textilienmenge geht in den Export. Zwei Drittel der Sortiermenge findet Absatz als Second-Hand-Ware, 14 Prozent als Putzlappen, zwölf Prozent als Reißware, während acht Prozent energetisch verwertet und vier Prozent beseitigt werden.

Was die Wahl des Sammelsystems von Alttextilien anlangt, liefern Kleiderkammern und -shops sowie die Online-Sammlung die höchste Bewertung hinsichtlich Qualität. Mit Blick auf das Potenzial gilt jedoch der Depotcontainer für manuelle Sammlung zusammen mit der Straßen- und Körbchensammlung als ausgewogenstes Erfassungssystem. Denn beide manuellen Systeme behandeln die Sammelware auch für die nachfolgende Beförderung zur Sortieranlage so, dass diese vor Witterung und Verschmutzung während des Transports geschützt sind.

Verringerte Verkaufserlöse, verschärfter Preisdruck
Ob Negativ-, Teil- oder Vollsortierung von Alttextilien: Je nach Materialzusammensetzung kann eine automatische Erkennungstechnologie per NIR oder RFID hilfreich sein, um einen homogenen materialspezifischen Stoffstrom zu erzeugen. Allerdings ist die Vollsortierung das einzige Sortierverfahren, das die Wertschöpfung der gesammelten Alttextilien gemäß Abfallhierarchie umsetzen kann, während die Negativ- beziehungsweise Teilsortierung nur einen Teil der Sammelware betrifft.

Die sortierten Secondhand-Waren erfahren in Deutschland einer Umfrage aus dem Jahr 2017 gemäß nur eine geringe Nachfrage, da die Auswahl als zu klein (56 Prozent), unangenehm zu tragen (48 Prozent), von minderwertiger Qualität (40 Prozent), zu „billig“ und „nur was für Bedürftige“ (39 Prozent) und als nicht modisch (36 Prozent) angesehen wird. Für die Bedienung von Secondhand-Märkten wird langjährige Expertise und ein langjähriger Kundenstamm als notwendig erachtet.

Die erkennbare Qualitätsverschlechterung der Sammelware und steigende Alttextilmengen durch die Einführung der Getrennterfassung von Textilien ab 2025 werden die Verkaufserlöse verringern und den Preisdruck verschärfen. Nur eine Reihe von Maßnahmen kann den systematischen Wandel des Textilrecyclings hin zu einer Kreislaufwirtschaft für Textilien ermöglichen. Dazu gehören insbesondere die nationale zeitnahe Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien, die Förderung des Konsums nachhaltiger Produkte nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sowie ein Stakeholder-Dialog, damit sich möglichst alle Akteursgruppen „bereits heute intensiv mit der Zukunft von Alttextilien befassen“.

Der Abschlussbericht steht unter www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_31-2022_evaluation_der_erfassung_und_verwertung_ausgewaehlter_abfallstroeme_zur_fortentwicklung_der_kreislaufwirtschaft.pdf [3] zum Download bereit.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2022, Seite 28, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)

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