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Schrottmarkt kompakt: Der Ukraine-Krieg belastet die Marktversorgung

Nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG gaben im Mai die Stahlschrottpreise deutlich nach, nachdem sie im März 2022 explodiert und im April weiter leicht angestiegen waren. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (17. Juni 2022) lagen noch keine belastbaren Daten zur Entwicklung im Juni vor.

Die Schrottpreise sanken durchschnittlich um 95 Euro pro Tonne bei Altschrotten und 75 Euro pro Tonne bei Neuschrotten gegenüber dem Vormonatsniveau. Auslöser war die seit Mitte April sinkende Nachfrage aus der Türkei, die in der Folge auch zu niedrigeren Einkaufspreisen der europäischen Stahlwerke führte. Bei Neuschrotten wirkte sich zudem die geringere Produktion in der Automobilindustrie aus. Der stärkste Rückgang war bei den italienischen Stahlwerken zu verzeichnen, berichtete die BDSV. Die Abschläge beliefen sich hier zwischen 85 und 130 Tonnen pro Tonne. In Deutschland lagen die Abschläge, je nach Sorte und Bedarf, zwischen 50 und 70 Euro pro Tonne. Marktakteure erwarten in den kommenden Monaten eine weitere Entspannung bei den Schrottpreisen. Die Auftragslage vieler Stahlwerke ist weiter auf hohem Niveau. Gegenüber den Preisspitzen vom April mussten für neue Aufträge allerdings zuletzt deutliche Preiszugeständnisse gemacht werden. Die gleichzeitig gesunkenen Schrottpreise und Spotmarktpreise für Eisenerz frei China minderten im Berichtsmonat Mai die Margenrückgänge der Stahlproduzenten. Der europäische Dachverband der Stahlproduzenten Eurofer rechnet damit, dass aufgrund von Engpässen in der Lieferkette, des Krieges in der Ukraine und der steigenden Energiekosten die Stahlnachfrage sinkt. Dies wird sich voraussichtlich auch auf die Stahlschrottbranche auswirken. Insgesamt sieht die IKB einen leichten Rückgang der globalen Rohstahlproduktion auf rund 1,89 Milliarden Tonnen für das Jahr 2022. Der Krieg belastet die europäische Marktversorgung erheblich.

Auch die Versorgung mit Aluminium ist deutlich enger geworden. In Europa belasten die Sanktionen gegenüber russischen Produzenten von Vormaterial und Primäraluminium das Produktionsniveau. In Nordamerika sank die Erzeugung ebenfalls. Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME haben sich im Mai weiter auf knapp 0,46 Millionen Tonnen zurückgebildet. An der SHFE reduzierten sich diese leicht auf 286.000 Tonnen. In den Lagern der Comex befinden sich dagegen nur 23.000 Tonnen. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 2.160 Tonnen aus. Die Vorräte entsprechen dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von nur noch 3,5 Tagen.

Bei Kupfer erwartet die IKB ebenfalls einen weiteren Abbau der Bestände. Wie es heißt, expandierte die Recyclingproduktion aufgrund des geringen Schrottangebots im Mai unterdurchschnittlich. Die weltweiten Vorräte reichen derzeit für den Bedarf von knapp vier Tagen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2022, Seite 35, Foto: O. Kürth)

 

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