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Spaniens Abfallwirtschaft im Vorwärtsgang

Vor drei Jahren bescheinigte die Europäische Kommission der spanischen Abfallwirtschaft gleichermaßen Fortschritte wie Handlungsbedarf. Es werde zwar mehr in Recycling und Wiederverwertung investiert, aber die Deponierung sei weiterhin die erste Entsorgungsoption. Was hat sich seitdem getan und verändert?

Einiges, wie es scheint. Nach übereinstimmenden Berichten der spanischen Tageszeitungen El Mundo und El País im Mai und Juli 2021 hat sich das Abfalltrennverhalten in der Bevölkerung in den letzten Jahren deutlich gesteigert: 38,9 Millionen Bürger würden sich mittlerweile an der Separation von Abfällen beteiligen.

Weniger Abfälle in die Verbrennung
Spanien hat schätzungsweise rund 47,1 Millionen Einwohner (Stand: 2019, Quelle: Wikipedia). Das Abfallaufkommen liegt bei 435 Kilogramm pro Kopf und Jahr (Quelle: nationales Statistik­amt INE). Organische Abfälle machen hier mit 36 Prozent den größten Anteil aus. Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder Karton kommen zusammen auf 14 Prozent. Im Dunklen bleibt, aus welchen Stoffen sich die restlichen 50 Prozent zusammensetzen. Wenn auch mehr Bioabfälle kompostiert werden und allgemein das Recycling zunimmt, so werden doch immer noch vielfach Abfälle illegal exportiert und unter unzureichenden Umweltstandards wild deponiert. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gehen aber weniger Abfälle in die Verbrennung und damit auch in die energetische Verwertung.

Die Entsorgung erfolgt zum Teil über Sammelpunkte in den Kommunen, bei denen Bürger Abfallwert- und Reststoffe abgeben können, sowie über die Leerung von Tonnen oder Containern, etwa für Papier/Pappe/Kartonagen und Altglas. Als nicht förderlich für die Getrenntsammlung und Wiederverwertung erweist sich derweil, dass die lokalen Abfallgebühren meistens unabhängig von der anfallenden Menge erhoben werden.

Investitionsbedarf in Behandlungsanlagen
Spaniens Kreislaufwirtschaftsstrategie sieht vor, die Abfallmengen bis 2030 um 15 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2010 zu verringern. Nach Informationen von Germany Trade & Invest soll der Inlandsmaterialverbrauch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung um 30 Prozent sinken. Für bis zu zehn Prozent der Siedlungsabfälle wird eine Wiederverwendung angestrebt. Die EU stellt in diesen Zusammenhang einen hohen Investitionsbedarf in Sortier- und Behandlungsanlagen fest, um die Vorgaben zu erfüllen. Die Anlageinvestitionen des Sektors erreichten im Jahr 2018 (letzte Angabe des nationalen Statistikamtes INE) 625,6 Millionen Euro. Rund 2.700 private und öffentliche Firmen erwirtschafteten damals einen Umsatz von 11,8 Milliarden Euro.

Zu den Zielen des staatlichen Rahmenplans „Pemar“ (Plan Estatal Marco de Gestión de Residuos) 2016-2022 zählen Ökodesign und Ökoinnovationen sowie die Wiedereinführung von Nebenprodukten und Abfällen als Rohstoffen für andere Produktionszyklen. Damit verbunden ist auch der von der EU gebilligte Aufbau- und Resilienzplan, der im Bereich Abfallwirtschaft unter anderem eine bessere elektronische Dokumentation von Abfalltransporten sowie ein Verbot der Ablagerung von großen Reifen auf den Weg bringen soll. Deponierung und Verbrennung sollen der Vergangenheit angehören, die Abfallsammlung ausgeweitet und die Verwendung von Kunststoffen eingedämmt werden – durch Steuern auf Einweg-Kunststoffverpackungen zum Beispiel. Dazu überarbeiten einige Regionen in den 17 Autonomen Gemeinschaften auch ihre Abfallgesetzgebung.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2022, Seite 28, Foto: Cristina Macia / pixabay.com)