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Vom Spiegelbild zum stetigen Begleiter: Wie Digitale Zwillinge die Logistik aufmischen

Immer mehr Unternehmen greifen bei der Planung von neuen Anlagen oder bei der Erweiterung beziehungsweise Verbesserung von alten auf die Unterstützung eines Digitalen Zwillings zurück. Dieser Trend soll den derzeitigen Fortschritt noch weiter vorantreiben, steckt aber an manchen Stellen selbst noch zum Teil in der Forschung.

Aber warum scheinen Digitale Zwillinge trotzdem aus vielen Unternehmensbereichen nicht mehr wegzudenken zu sein, und welche Möglichkeiten bieten sich beispielsweise für die Logistik und Intralogistik? Ihr Mehrwert scheint groß, aber trotzdem finden sie in diesem Bereich bisher noch keine durchgehende Anwendung. Rainer Schulz, Geschäftsführer der sysmat GmbH, verfolgt diese Entwicklung gespannt und weiß: „Mit Digitalen Zwillingen lassen sich entscheidende Schritte zu mehr Digitalisierung machen – ein wichtiger Bestandteil für das Voranschreiten der Industrie 4.0.“

Visualisierung der Planung
Gerade in der Intralogistik erweist sich eine hohe Leistungsfähigkeit als entscheidender Schlüssel für einen optimalen und dauerhaften Erfolg. In der Planungsphase eines neuen Logistikbetriebs und ebenso bei schon bestehenden Unternehmen kann eine genaue Einstellung der verschiedenen Parameter einen großen Vorteil bedeuten. Hier zeigen sich die Möglichkeiten eines Digitalen Zwillings, welcher ein virtuelles Abbild der geplanten Anlage darstellt. „Während der Planungs- und Realisierungsphase dient er der genauen Abstimmung und auch im späteren Lebenszyklus der neuen Anlage bietet er viele hervorragende Einsatzmöglichkeiten“, offenbart der Experte. Durch seine visuelle Darstellung lassen sich Lösungsansätze besser anpassen. Zudem sorgt er als zentrale Datenbasis und mit der Aufnahme aller Änderungen für einen dauerhaft aktuellen Stand bei Projekten.

Testobjekt mit komplexem Aufbau
Digitale Zwillinge können im ersten Schritt ein detailgetreues Abbild der physischen Anlage, beispielsweise in Form eines virtuellen 3D-Modells, darstellen und im nächsten um die eigentlichen logistischen Abläufe im Unternehmen erweitert werden. Hierbei geht es besonders um die dynamischen Eigenschaften und betrieblichen Aspekte der Produktion, in Form von Beschleunigung von Förderelementen, Materialfluss oder Wiedergabe der Anlieferung und Versand der Ware.

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Rainer Schulz (Foto: sysmat GmbH)

Während das 3D-Modell Eigentümern einen ersten Einblick in das Projekt ermöglicht und für die Baufirmen einen detailgenauen Plan zur Realisierung eröffnet, kann durch die übernommenen detaillierten Abläufe eine funktionierende Testanlage im digitalen Raum entstehen. Diese Installation gibt Softwareentwicklern – durch ihren identischen Aufbau bei der Produktion und den identischen Materialfluss – eine perfekte Basis für die Überprüfung der Leistungsfähigkeit des physischen Betriebs. „Hier bietet sich oft auch die Chance, Materialflussrechner oder Lagerverwaltungssysteme vor dem Einbau in die reale Anlage zu testen“, konkretisiert Schulz.
Von Anfang bis Ende

Im hektischen Umfeld der Logistik, das, geprägt durch großen Druck und hohe Kundenerwartungen, kaum einen Zeitpuffer zur Verfügung hat, erweisen sich solche digitalen Lösungen als hilfreiche Unterstützung. „Digitale Zwillinge, mit ihren verlässlichen Echtzeitdaten und präzisen Informationen, stehen Unternehmen von der Planung bis zu Realisierung und Betrieb sowie bei der Instandhaltung stets zur Seite und bieten einen konstanten Rückhalt bei Entscheidungen“, verdeutlicht der Experte. Hieran können zusätzliche Erweiterungen getestet, der Zustand der realen Anlage geprüft oder Schulungen für Mitarbeiter durchgeführt werden. Zudem können – durch die Hinzufügung einer visuellen Komponente beim Digitalen Zwilling – Einarbeitungen der Beschäftigten schnell und ohne große Komplikationen stattfinden.

Zukunftsperspektiven
Momentan erweisen sich Digitale Zwillinge für eine gesamte Indus­trieanlage noch als zu komplex und wirtschaftlich nicht rentabel, weshalb die Technologie zumeist nur bei einzelnen Projekten oder Phasen der Planung und Realisierung Einsatz findet. „Aber schon in einem solchen kleinen Rahmen zeigen sich die Chancen, die diese Technologie bietet, und ihre starken Auswirkungen auf die Zukunft der Industrie“, konstatiert Schulz. Mit Digitalen Zwillingen können Unternehmen nicht nur Zeit, sondern auch Kosten sparen. Weitere Forschung auf diesem Feld wird weitere Fortschritte bringen. Als visuelles Testobjekt, stetige Entscheidungshilfe oder Wartungsunterstützung für die reale Anlage steht der Zukunft des Digitalen Zwillings nichts im Weg.

Quelle: sysmat GmbH, www.sysmat.de [2]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2022, Seite 14, Foto: Monopoly919 / stock.adobe.com)