- EU-Recycling - https://eu-recycling.com -

Eurostat meldet: Recyclinganteil steigend, Deponierungen sinkend

2020 wurden in der EU 39,2 Prozent der Abfälle recycelt und 31,3 Prozent deponiert. Das ist die Schlagzeile der jetzt erschienenen Abfallbilanz der europäischen Statistikbehörde Eurostat, deren Daten im Folgenden vorgestellt werden.

Im Jahr 2020 generierten Europas Wirtschaft und Privathaushalte rund 2.151 Millionen Tonnen an Abfällen. Damit wurde nach einem Spitzenwert von 2.338 Millionen Tonnen im Jahr 2018 ein Niveau erreicht, das in etwa dem von 2008 – dem Jahr der Finanzkrise – gleichkommt. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Aufkommen belief sich auf 4,8 Tonnen.

Über ein Drittel der Abfallmengen (37,1 Prozent) kamen im Hoch- und Tiefbau zustande, gefolgt von 23,4 Prozent aus Berg- und Tagebau. Laut Eurostat-Berechnung bestanden mit rund 64 Prozent beziehungsweise 3,1 Tonnen pro Einwohner fast zwei Drittel der gesamten in Europa aufgelaufenen Abfälle aus hauptsächlich mineralischen Reststoffen. Bei Produktionsprozessen fielen 10,9 Prozent und durch Abwasser 10,7 Prozent an, während die Haushalte mit 9,5 Prozent knapp ein Zehntel beisteuerten. Die restlichen 8,4 Prozent verteilen sich auf hauptsächlich Dienstleistungen (4,5 Prozent) und Energie (2,3 Prozent).

Spitzenreiter im Aufkommen: Finnland
Im Ländervergleich der Pro-Kopf-Abfälle stand 2020 Finnland mit knapp 21 Tonnen und damit dem mehr als Vierfachen des EU-Durchschnitts mit 4,8 Tonnen an der Spitze, gefolgt von Bulgarien mit 16,7 Tonnen, Schweden und Luxemburg mit jeweils 14,6 Tonnen und Estland mit 12,1 Tonnen. Hingegen lagen allein 14 EU-Mitgliedstaaten unter der 3,5-Tonnen-Marke. Allerdings verschiebt sich das Bild bei Betrachtung der Art des Abfallaufkommens. So sieht die Rangordnung bei der Produktion von Berg- und Tagebau-Abfällen Rumänien, Bulgarien, Schweden und Finnland mit weitem Abstand auf den ersten Rängen, während im Bausektor Malta, Luxemburg, Österreich, Frankreich und die Niederlande für die größten Mengen verantwortlich zeichnen. Die Abfälle der Industrie nehmen in Litauen, Irland, Estland und Belgien den größten Entsorgungsanteil in Anspruch, während in Estland rund ein Drittel der Reststoffe bei der Gewinnung von Energie entsteht. Die europäischen Haushalte rangieren zwischen 29 und zwei Prozent Anteil an der Landesproduktion von Abfällen, mit Portugal und Ungarn an der Spitze, gefolgt von Lettland, Spanien, Litauen und Kroatien.

Abzüglich Mineralabfälle
Rechnet man die Mineralabfälle aus dem Gesamtaufkommen an Reststoffen heraus, bleiben 2020 immerhin insgesamt 781 Millionen Tonnen bzw. 36 Prozent an anderen Abfällen übrig. Dabei erstreckte sich die Palette von 6,3 Tonnen pro Einwohner in Estland – begründet durch die dortige Schieferproduktion – bis zu weniger als einer Tonne in Rumänien und Malta. In der Verteilung der unterschiedlichen Abfallquellen ergibt sich folgendes Bild: Mit 211 Millionen Tonnen entstand im Abfall- und Wasser-Sektor der größte Anteil, während die Produktion in Privathaushalten mit 196 Millionen Tonnen und industrielle Aktivitäten mit 171 Millionen Tonnen zu Buche schlugen. Wie die Zahlen belegen, gab es hier im Laufe der Jahre unterschiedliche Entwicklungen: Während zwischen 2004 und 2020 die Abfallgenerierung in der Entsorgungsbranche und der Dienstleistungen in der Wassersparte um 180,4 Prozent bzw. 12,5 Prozent zulegte, sank die Quote im Industriesektor um 28,8 Prozent.

Rückgang an belasteten Abfällen
Das Aufkommen an belasteten Abfällen steigerte sich zwischen 2010 und 2020 – mit einem Spitzenwert von 101,7 Millionen Tonnen im Jahr 2018 – von 90,8 auf 95,5 Millionen Tonnen und damit um 5,1 Prozent. Der Rückgang seit 2018 erklärt sich aus einem Sinken von Rückständen aufgrund geringerer Verbrennung von Festbrennstoffen wie Kohle, Koks oder Ölschiefer. Im Ländervergleich differieren die prozentualen Anteile von Sonderabfällen am Gesamtaufkommen zwischen 0,5 Prozent in Rumänien und 12,0 Prozent in Bulgarien. Für den Zeitraum 2010 bis 2020 ist Bulgarien für den größten Anstieg – von acht auf zwölf Prozent – verantwortlich, während Irland eine Reduktion an belasteten Abfällen von zehn auf 4,5 Prozent bewerkstelligte und Estland eine solche von rund 47 auf etwa zehn Prozent gelang. Unter den Nicht-EU-Mitgliedstaaten ist der höchste Anteil des belasteten am Gesamtaufkommen der Türkei mit 28,5 Prozent zuzuschreiben, gefolgt von Nordmazedonien (28,2 Prozent), Montenegro (27,6 Prozent), Serbien (19,3 Prozent) and Norwegen (13,3 Prozent).

Deponierung um 21 Prozent gesunken
Im Jahr 2020 wurden 2.029 Millionen Tonnen an Abfällen in Europa behandelt. Diese Zahl deckt sich nicht mit den Angaben zum Abfallaufkommen, da importierte Abfälle einbezogen sind, aber exportierte Abfälle nicht berücksichtigt wurden.

Zwischen 2004 und 2020 wuchs die Menge der wiedergewonnenen Abfälle von 870 auf 1.221 Millionen Tonnen und damit um 40,3 Prozent. Damit erhöhte sich im genannten Zeitraum der Anteil dieser Abfälle an der Gesamtheit der Abfälle von 45,9 auf 60,2 Prozent. Die Menge an deponierten Reststoffen verringerte sich von 1.027 auf 808 Millionen Tonnen und damit um 21,3 Prozent. Ihr Anteil an der gesamten Abfallentsorgung sank im Zeitraum von 16 Jahren von 54,1 auf 39,8 Prozent.

Wiedergewinnung bei 60 Prozent
Genauer aufgeschlüsselt, wurden im Jahr 2020 Abfälle zu 39,2 Prozent recycelt, 14,6 Prozent zur Wiederauffüllung verwendet und zu 6,4 Prozent mit Energierückgewinnung verbrannt. Somit ließen sich weit über die Hälfte des Materials (60,2 Prozent) wiedergewinnen. Der Rest in Höhe von 39,8 Prozent ließ sich deponieren (31,3 Prozent), ohne Energierückgewinnung verbrennen (0,5 Prozent) oder anderweitig beseitigen (8,1 Prozent). Auch hierbei konnten einige EU-Mitgliedstaaten mit hohen Recyclingraten überzeugen – besonders Italien, Belgien, Slowakei und Lettland, während in Ländern wie Rumänien, Bulgarien, Finnland, Schweden und Griechenland Deponierung als vorherrschende Behandlungsmethode gilt.

Fast Hälfte der Sonderabfälle wiedergewonnen
Von den 95,5 Millionen Tonnen an belasteten Abfällen wurden im Berichtsjahr 74,3 Millionen behandelt, wovon über zwei Drittel der Behandlung durch vier EU-Mitgliedstaaten erfolgte: Deutschland mit 21,4 Millionen Tonnen/28,5 Prozent, Bulgarien mit 13,8 Millionen Tonnen/18,4 Prozent, Frankreich mit 8,2 Millionen Tonnen/10,9 Prozent und Schweden mit 7,0 Millionen Tonnen/9,3 Prozent Anteil. Unter den Nicht-EU-Mitgliedstaaten sticht insbesondere die Türkei hervor: Dort erfuhren rund 80 Millionen Tonnen an Sonderabfällen eine Behandlung. Was die Entsorgung von belasteten Abfällen anlangt, wurde somit 2020 mit 46,8 Prozent annähernd die Hälfte wiedergewonnen: 38,5 Prozent durch Wiederauffüllung und 8,3 Prozent durch Energiewiedergewinnung. Die andere Hälfte mit 53,2 Prozent Anteil kam zu 5,9 Prozent in die Verbrennung, wurde zu 22,0 Prozent deponiert oder wurde zu 25,3 Prozent sonstwie entsorgt.

Weitere Details: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Waste_statistics [1]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2022, Seite 36, Foto: O. Kürth)