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AMP Robotics setzt internationale Expansion fort

Neue Investitionen zur Unterstützung der Modernisierung und Skalierung der Abfallentsorgungs-Infrastruktur sollen die Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Recyclings verbessern.

AMP Robotics Corp., ein Pionier auf den Gebieten Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und Infrastruktur für die Abfall- und Recyclingindustrie, hat im Rahmen einer Serie-C-Finanzierung 91 Millionen US-Dollar an Unternehmenseigenkapital eingeworben. Federführend waren Congruent Ventures und Wellington Management sowie neue und bestehende Investoren wie Blue Earth Capital, Sidewalk Infrastructure Partners (SIP), Tao Capital Partners, XN, Sequoia Capital, GV, Range Ventures und Valor Equity Partners. Diese neue Finanzierungsrunde schließt sich an eine von XN im Januar 2021 angeführte Serie-B-Finanzierung in Höhe von 55 Millionen US-Dollar an.

Steigende Nachfrage nach Robotern
AMP wird die jüngste Finanzierung dafür einsetzen, seinen Geschäftsbetrieb zu erweitern und zugleich seine internationale Expansion fortzusetzen. Die Nachfrage nach Robotern zur Nachrüstung bestehender Recycling-Infrastrukturen steigt weiter. Neben dem historischen Bedarf an wiederverwerteten Rohstoffen aller Art braucht die Branche Kapazitäten, um die für 2025 vorgegebenen Ziele der Konsumgüterhersteller zu erreichen, die sich zur Verwendung von PCR-Materialien (Post-Consumer-Recycling-Materialien) verpflichtet haben.

Entsprechend ist das Kerngeschäft des Unternehmens im Technologiebereich gewachsen: Das frische Kapital wird die Fertigungskapazitäten zur Unterstützung einer Flotte von rund 275 Robotern auf der ganzen Welt erhöhen und die laufende Entwicklung der KI-gestützten Automatisierungsanwendungen von AMP für das Recycling voranbringen, so etwa von „AMP Vortex“, der neuesten Innovation des Unternehmens für die Rückgewinnung von Folien und flexiblen Verpackungen. AMP betreibt außerdem drei Produktionsstätten in den Großstädten Denver, Atlanta und Cleveland. Hier wird die Finanzierungsrunde dazu beitragen, das weitere Wachstum des Unternehmens im Bereich der Sekundärsortierung in den Vereinigten Staaten zu fördern.

Deponierte Kunststoffe – erheblicher Verlust für die US-Wirtschaft
Die Recyclingindustrie trägt nach Angaben des Institute of Scrap Recycling Industries fast 117 Milliarden US-Dollar zur US-Wirtschaft bei, und die Branche verarbeitet jedes Jahr 130 Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe. Der weltweite Markt für Abfall- und Recyclingdienstleistungen dürfte in den kommenden Jahren beträchtlich wachsen, denn die Verbraucher machen sich zunehmend Gedanken über die Umweltauswirkungen von Abfällen.

Von den geschätzten 44 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, die 2019 im Inland entsorgt wurden, wurden etwa 86 Prozent deponiert, neun Prozent verbrannt und fünf Prozent wiederverwertet, wie aus einem aktuellen Bericht des US-Energieministeriums zu Kunststoffen hervorgeht. Deponierte Kunststoffe bedeuteten für die Wirtschaft des Landes im Jahr 2019 einen erheblichen Verlust, mit einem durchschnittlichen Marktwert von 7,2 Milliarden US-Dollar. Allein die Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen und Kunststoffen für die Gastronomie in den USA könnte einem Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von zwei bis vier Milliarden US-Dollar pro Jahr entsprechen.

Daten als Schlüsselfaktor
Bei der proprietären AMP-Technologie werden Verfahren aus den Bereichen Computer Vision und Deep Learning angewandt, um Kunststoffe, Pappe, Papier, Dosen, Kartons und zahlreiche weitere Behälter und Verpackungsarten zu identifizieren für die Rohstoffaufbereitung wiederzugewinnen. AMP Neuron, die KI-Plattform des Unternehmens, hat bereits mehr als 50 Milliarden Objekte unter realen Bedingungen erkannt und verfügt damit über den größten bekannten Datensatz an wiederverwertbaren Materialien für maschinelles Lernen.

Daten gelten als Schlüsselfaktor zur Verbesserung der Recycling- und Verwertungsquoten für eine Kreislaufwirtschaft. Im Rahmen der im vergangenen Jahr verabschiedeten Nationalen Recyclingstrategie erklärte die US-Umweltschutzbehörde (U.S. Environmental Protection Agency, EPA) die Standardisierung von Messungen und die verstärkte Datenerfassung zu zwei ihrer fünf Ziele. AMP beschreitet mit seiner Materialcharakterisierungs-Software, die den Echtzeitstrom von Wertstoffen präzise und konsistent digitalisiert, weiterhin neue Wege bei der Anwendung von Daten für das Recycling. Aussagefähigere Daten bieten Möglichkeiten zur Identifizierung von Lücken in der Materialerfassung, Transparenz darüber, welche Wertstoffe recycelt werden und welche nicht, sowie eine Basis für standardisierte Messungen, die zur Verbesserung des nationalen Recyclingsystems unerlässlich sind.

Was erst durch KI möglich wird
Durch die Leistungsfähigkeit der KI von AMP wird auch die Zweittrennung technisch und wirtschaftlich durchführbar. Durch sein sekundäres Sortiermodell gewinnt AMP gemischtes Papier, Metalle und ein ganzes Portfolio von Kunststoffen (Nr. 1 bis Nr. 7) in einer Vielzahl von Formfaktoren und Eigenschaften mit hoher Präzision und Reinheit zurück. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Kunststoffmischungen, die erst durch KI möglich werden. Diese Rohstoffe, darunter auch auf Kundenwünsche abgestimmte Chemikalien- und Polymermischungen, die von Verarbeitungs- und Produktionsbetrieben benötigt werden, verkauft das Unternehmen an Endabnehmer weiter.

In einem Schritt, der stellvertretend für den starken Einsatz von KI- und Robotertechnologien in der Branche steht, erweiterte AMP kürzlich seine Partnerschaft mit Waste Connections Inc., seinem größten Kunden. Seit Ende 2020 hat Waste Connections 50 Hochgeschwindigkeits-Robotiksysteme von AMP für Kunststoff-, Faser- und Reststoff-Produktionslinien gebucht oder eingesetzt und ist damit der größte Betreiber von KI-gesteuerten Robotiksystemen in der Branche.

www.amprobotics.com [1]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2022, Seite 28, Foto: AMP Robotics)