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BMWK richtet Rohstoffpolitik neu aus

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) will im Rahmen seiner Rohstoffpolitik sicherstellen, „dass die volkswirtschaftlichen und strategischen Interessen der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Rohstoffe mittel- und langfristig gewahrt bleiben“. Dazu wurde ein Eckpunktepapier mit dem Titel „Wege zu einer nachhaltigen und resilienten Rohstoffversorgung“ vorgelegt.

Der Ausstieg aus den fossilen Technologien und die Transformation hin zu Treibhaus-gas-neutralen Technologien führt zu einem erheblichen Mehrbedarf an entsprechenden mineralischen Rohstoffen und insbesondere an Metallen wie Lithium, Nickel, Kupfer, Magnesium, Titan, Gallium, Germanium, Seltenen Erden und Iridium. Verschiedene Analysen und Studien gehen bei einzelnen dieser Metalle von mehrfachen Bedarfen der derzeitigen Weltproduktion für diese Zukunftstechnologien aus. Auch wenn sich neue Verfahren mit reduzierten oder anderen Rohstoffnachfragen entwickeln werden, gilt: Je schneller die Transformation hin zu fossilfreien Technologien vollzogen wird und je mehr Länder dies ebenfalls tun, desto schneller wächst dieser Mehrbedarf an.

Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt beispielsweise, dass die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen, die zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens benötigt werden, zwischen dem Jahr 2020 und dem Jahr 2040 im Bereich der Seltenen Erden um das Siebenfache und für Lithium sogar um das 42-fache steigen könnte (IEA 2021). Ähnliche Prognosen trifft auch die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) für den Anstieg der weltweiten Rohstoffgewinnung. Danach werden für Lithium, je nach Szenario, im Vergleich zur heutigen weltweiten Gewinnung bis zu sechsmal höhere Mengen benötigt (DERA 2021). Alle Analysen zeigen zudem, dass die ungenügende Versorgung mit diesen Rohstoffen ein erhebliches Risiko für die Erreichung der globalen Klimaschutzziele darstellt.

Bei Gewinnung und vor allem Verarbeitung von Metallen sind Deutschland und die EU bereits jetzt sehr stark von einzelnen Ländern abhängig. Die Förderung kritischer Rohstoffe ist zudem stark geografisch konzentriert. Mehr als 80 Prozent der Seltenen Erden werden zum Beispiel in China gefördert. Südafrika und Russland besitzen mit rund 80 Prozent Marktanteil eine beherrschende Stellung bei der Bergwerksförderung von Platin und Palladium. Beide Edelmetalle werden vor allem in Katalysatoren eingesetzt. Auch die Weiterverarbeitung findet häufig außerhalb Europas statt und ist ebenfalls auf einige wenige Länder konzentriert. Insbesondere China hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als wichtigster Produzent auf dem Weltmarkt etabliert (DERA Rohstoffinformationen 49). Bei dem weiter steigenden Bedarf an mineralischen Rohstoffen werden sich diese Abhängigkeiten gegebenenfalls noch verstärken. Die Folgen der Pandemie wie auch die Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine haben die negativen Auswirkungen hoher Abhängigkeiten von wichtigen (Vor-)Produkten auf die Volkswirtschaft deutlich gemacht. Rohstoffabbau und Weiterverarbeitung sind mit Eingriffen in die Umwelt verbunden und zudem meist energieintensiv.

Der Anteil des Bergbausektors an der globalen Treibhausgasemission, einschließlich der Verarbeitung, betrug 2020 rund zehn Prozent. Die aufwendigen Explorations-, Gewinnungs-und Aufbereitungsprozesse kritischer Rohstoffe, die eine kurzfristige Ausweitung des Angebots erschweren, tragen zur hohen Konzentration des Rohstoffmarkts bei. In vielen Fällen erfordert ihre Gewinnung lange Vorlaufzeiten und einen hohen Kapitalaufwand. Analysen der IEA legen nahe, dass zwischen der Aufsuchung kritischer Rohstoffe bis zur ersten Produktion durchschnittlich 16 Jahre vergehen (IEA, 2021). Für die Entwicklung und Inbetriebnahme der Rohstoffprojekte sind deshalb lange Zeitperspektiven nötig.

Schwerpunkte der neuen Ausrichtung: Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz, Recycling
Die hohen Rohstoffbedarfe für Klimatechnologien und Digitalisierung erfordern eine konsequente Kreislaufwirtschaft mit jeweils effizientesten Einsatz der Rohstoffe und Minimierung von Verlusten im gesamten Kreislauf. Neben der Rohstoffsicherung durch heimischen Bergbau und Importe und dem Heben der Potenziale des Urban-Minings stellt ein intelligenter und sparsamer Einsatz von Rohstoffen durch Produktdesign, kaskadierte Nutzung, Ressourceneffizienz, Recycling, und Substitution eine wichtige Säule der deutschen Rohstoffstrategie dar. Die Verwendung von Recyclingrohstoffen leistet einen zentralen Beitrag zur Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch, zur Erreichung der Klimaneutralität und wirkt dem Verlust biologischer Vielfalt entgegen; gleichzeitig hat eine zirkuläre Wirtschaft positive Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

In einigen Bereichen werden in Deutschland bereits hohe Recyclingquoten von über 90 Prozent erreicht. Dies gilt insbesondere für Glas und Papier sowie für die Massenströme metallischer Abfälle aus Eisen, Kupfer oder Aluminium und teilweise auch für mineralische Bauabfälle (zur Nutzung im Straßen- und Deponiebau oder zur Verfüllung). Für diese genannten Stoffströme gilt es, vor allem hochwertige Verwertungswege zu nutzen und die Qualität des Recyclings noch weiter zu steigern (z. B. Nutzung von Recyclingbeton im Hochbau, bessere Trennung von Metalllegierungen etc.).

Der gesamte prozentuale Materialanteil, der durch Recycling im Kreislauf gehalten wird, liegt in Deutschland allerdings aktuell nur bei 13,4 Prozent (Platz 6 in der EU). Deshalb unterstützt die Bundesregierung das von der EU-KOM im Aktionsplan Kreislaufwirtschaft vorgeschlagene Ziel, den Einsatz von Recyclingmaterial bis 2030 zu verdoppeln. Zur Erhöhung der Rohstoffeffizienz- und Produktivität können neben dem vermehrten Einsatz von Sekundärrohstoffen ergänzend besonders Leichtbautechnologien beitragen.

Entscheidende Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist, dass sie direkt beim Design von Produkten beginnt. Produkte müssen ressourcenschonend, langlebig, reparaturfähig und kreislauffähig gestaltet sein. Je nach Stoffstrom bedarf es aber unterschiedlicher Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Zu diesem Ziel hat die EU-KOM Ende März 2022 den VO-Entwurf der „Ecodesign for Sustainable“ Products Regulation (ESPR) vorgestellt. Die ESPR soll die geltende Ökodesign-RL (vermutlich ab 2024) ablösen. In ihren Anwendungsbereich fallen dann alle physischen Produkte mit Ausnahme von Lebens- und Futtermitteln, Human- und Tierarzneimitteln sowie lebenden Pflanzen und Tieren. Der VO-Entwurf selbst enthält keine Ökodesign-Anforderungen, sondern legt den allgemeinen Rahmen für die Annahme von zukünftigen Ökodesign-Anforderungen fest, indem er bestimmt, welche Produktaspekte wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Ressourcennutzung oder Ressourceneffizienz mit diesen Anforderungen verbessert werden können.

Verzahnung von Kreislaufwirtschafts- und Rohstoffstrategie
Der Koalitionsvertrag gibt den Rahmen vor: „In einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie sollen bestehende rohstoffpolitische Strategien gebündelt werden.“ Wichtige konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Circular Economy und zur Schaffung von Leitmärkten sind die Einführung von digitalen Produktpässen, die Beschleunigung der Entwicklung von Qualitätsstandards für Rezyklate, die Entlassung qualitätsgesicherter Abfallprodukte aus dem Abfallrecht, die Festschreibung höherer Recyclingquoten und eine produktspezifische Mindestquote für den Einsatz von Rezyklaten und Sekundärrohstoffen auf europäischer Ebene.

Für Ausbau und Stärkung der Kreislaufwirtschaft gilt es, im Rahmen der laufenden Erarbeitung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, diese eng mit der Rohstoffstrategie zu verknüpfen und Synergien zu heben. Weitere Synergiepotentiale ergeben sich aus der Arbeit an Definitionen und Bemessungsstandards für emissionsarme oder „grüne“ Grundstoffe wie Stahl und Zement, die den Einsatz von Sekundärrohstoffen ebenfalls berücksichtigen. Diese werden im Konzept „grüne Leitmärkte“ des BMWK (geplant für 2023) näher dargestellt. Außerdem enthält der ESPR-Verordnungsentwurf Regelungen zum Digitalen Produktpass (den auch der Koalitionsvertrag vorsieht), zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung und zu einem möglichen Vernichtungsverbot für unverkaufte Konsumgüter und für ein zukünftiges Ökodesign-Label (neben dem bestehenden EU-Energielabel).

Abbau bestehender Hemmnisse
Zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft müssen bestehende rechtliche Hürden und Hemmnisse, die den Ausbau der Kreislaufwirtschaft behindern, identifiziert und konsequent reduziert werden. Maßnahmen zum Bürokratieabbau und zur Fachkräftesicherung sowie neue Möglichkeiten bei Reallaboren gilt es, gezielt auch für die Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Hierzu zählt auch, zielgerichtete „Enabler“ zu entwickeln und Maßnahmen zu priorisieren, die dazu beitragen, dass besonders relevante Stoffkreisläufe besser geschlossen und die Qualitäten von Sekundärrohstoffen erhöht werden können. Erste Ergebnisse des auf zwei Jahre angelegten breiten Dialogprozesses der vom BMWK beauftragten „Dialogplattformen Recycling“ bei der DERA zeigen notwendige Handlungsfelder für wichtige industrielle Rohstoffe, welche in die Nationale Kreislaufstrategie eingebracht werden sollen:

Im Bereich der Seltenen Erden oder anderer Spezialmetalle kommen Kreislaufwirtschaftsansätze oder Recyclingverfahren bislang kaum über den Stand von Forschung und Entwicklung hinaus, da neben technischen Herausforderungen Aufwand und Kosten gerade zu Beginn sehr hoch sind. Dann können verfügbare Recyclingrohstoffe gegenüber der Gewinnung von Primärressourcen je nach Qualität und Material zum Teil sogar deutlich teurer sein.

Ökonomische Anreize sind in diesen Fällen wichtige Treiber für Innovationen, und um diese Recyclingrohstoffe zukünftig wettbewerbsfähig zu machen. Entsprechende Finanzierungsinstrumente können ergänzend zu den zuvor beschriebenen Maßnahmen helfen, die Nachfrage nach Recyclingrohstoffen langfristig und planbar abzusichern und zudem dafür sorgen, dass neue Technologien auf den Markt kommen. Hierbei gilt es, nach Stoffströmen und dem jeweiligen Stand der Entwicklung zu unterscheiden und vor allem bereits bestehende Instrumente – wie sie etwa in Form der Produktverantwortungssysteme bereits existieren – zu berücksichtigen. Folgende Schritte sind vorgesehen: Überprüfung der Lenkungswirkung vorhandener Produktverantwortungssysteme und Erarbeitung von weitergehenden Vorschlägen für ergänzende ökonomische Maßnahmen (wie z. B. Förderprogramme) oder auch Ansätze wie Umlagesysteme oder Angebote in Form von Differenzverträgen (Contracts for Difference).

Forschung und Entwicklung
Mit einem neuen Forschungsprogramm „Rohstoffe für die Transformation“ sollen innovative Projekte zur Rohstoffgewinnung, Rohstoffverarbeitung, zu Recyclingtechnologien sowie im Bereich der Substitution kritischer und strategischer Rohstoffe gefördert werden. Vielversprechende Ergebnisse der Forschung sollen zeitnah in die praktische Erprobung und Anwendung kommen. Bestehende Forschungsprogramme sollen genutzt werden, um Forschungslücken schnell zu schließen, damit mittel- bis langfristig die Forschungsergebnisse marktfähig werden. Über die an den Projekten beteiligten Universitäten und Forschungseinrichtungen sollen die Erkenntnisse zu Recyclingtechnologien und zur Kreislaufwirtschaft direkt in die Lehre einfließen.

Diversifizierung der Rohstofflieferketten
Die Bundesregierung sieht die Notwendigkeit, die Diversifizierung in den Lieferketten kritischer und strategischer Rohstoffe im Zusammenwirken mit den Unternehmen mittel- und langfristig zu erhöhen. Das BMWK will die Unternehmen bei ihren entsprechenden Bemühungen unterstützen. Anhand der vorhandenen Analysen der DERA zur Angebotskonzentration der Bergwerksförderung und der Raffinadeproduktion sollen gemeinsam mit den Unternehmen die kritischen/relevanten Lieferketten sowie die konkreten Engpasssituationen in diesen identifiziert werden. Geprüft werden soll zudem, wie für bestimmte größere Unternehmen mit sehr hohen Angebotskonzen­trationen bei der Rohstoffversorgung in ihren Lieferketten auch langfristig die Rahmenbedingungen und Anreize für eine Risikominimierung durch Diversifizierung verbessert werden können.

Leitplanken:
a) Erhalt der heimischen Rohstoffgewinnung
Heimischer Bergbau ist dann den Rohstoffimporten vorzuziehen, wenn er zu besseren ökologischen und sozialen Standards führt und die Resilienz von Lieferketten stärkt. Klimaschädliche Transportwege verkürzen sich im Vergleich zu Importen. Hinzu kommt: Bei einigen wichtigen Rohstoffen, auch solchen, wie sie für die Energiewende gebraucht werden, lohnt sich der Transport aus Kostengründen, zum Beispiel bei Kiesen und Sanden, nicht. Einige heimische Rohstoffe (wie Spezialtone, Quarzrohstoffe, Fluss- und Schwerspat sowie Stein- und Kalisalze) sind zudem auch von besonderer strategischer Bedeutung für die europäische Industrie. Der heimische Rohstoffabbau braucht dafür einen verlässlichen Rechtsrahmen. Noch in dieser Legislaturperiode soll das Bundesberggesetz geändert werden. Ziele sind eine ökologische Ausrichtung der Rohstoffgewinnung und zugleich eine Erleichterung des Abbaus heimischer Rohstoffe.

b) Erhalt der EU-Rohstoffgewinnung
Die EU-KOM wird einen Raw Materials Act Ende des ersten Quartals 2023 vorlegen. Mit dem Raw Materials Act (ähnlich dem Chips Act) sollen mit konkreten Maßnahmen den Risiken bei der Rohstoffversorgung begegnet und die Industrie bei den notwendigen Anstrengungen zur Diversifizierung und zu mehr Nachhaltigkeit bei der Rohstoffversorgung bestärkt werden. Dazu gehört auch die Unterstützung der Rohstoffgewinnung und der Rohstoffweiterverarbeitung in der EU. Deutschland und Frankreich haben zu dem Legislativvorschlag ein gemeinsames Positionspapier ausgearbeitet und Anfang September 2022 der EU-KOM übermittelt.

c) Lagerhaltung
Zur Abmilderung von kurzfristig eintretenden Risiken (externe Schocks) bei der Rohstoffversorgung ist eine Lagerhaltung für kritische beziehungsweise strategische Rohstoffe bei Unternehmen zu befördern. Dazu sind vorhandene private Instrumente (Inventory finance etc.) prioritär zu nutzen. Ziel ist es, dass Unternehmen eine entsprechende Lagerhaltung betreiben. Staatlich kann dies zum Beispiel unterstützt werden, indem importierte Rohstoffe in der Lagerhaltung erst dann zu bezollen beziehungsweise besteuern sind, wenn sie aus der Lagerhaltung entnommen werden, oder indem die Rücklagenbildung steuerlich besser berücksichtigt wird. Zusätzlich sollen konkrete Optionen der staatlichen Lagerhaltung für eng definierte strategische Rohstoffe – zum Beispiel für die Verteidigungs- oder Gesundheitsindustrie – auch unter Berücksichtigung möglicher Marktverzerrungen geprüft werden.

d) Erhöhung der Produktionskapazitäten
Zur Abminderung der langfristigen Versorgungsrisiken werden Erhöhung und Zugang zu Produktionskapazitäten im In- und Ausland als notwendig erachtet. Das BMWK will deshalb für Rohstoffprojekte im In- und Ausland einen Private/Public Fonds unter Einhaltung hoher ESG-Standards initiieren. Der Fonds soll Zuschüsse, Eigenkapital, Darlehen und Bürgschaften zur Finanzierung von Projekten zur Rohstoffgewinnung, zur Weiterverarbeitung und zum Recycling von Rohstoffen – insbesondere in der kapitalintensiven Skalierungsphase – bereitstellen. Als Vorbild könnte der Zukunftsfonds zur Stärkung der Start-Up-Finanzierung oder der PtX-Wachstums-/Entwicklungsfonds dienen. Zudem wird das BMWK prüfen, ob im Zuge bestehender Important Projects of Common European Interest (IPCEI) die Rohstoffversorgung geeignet adressiert werden kann: beispielsweise durch verstärkte Kooperationen mit Unternehmen in der Vorkette in vertikal organisierten IPCEI (wie im Batteriebereich) und gegebenenfalls auch durch gezielte Erweiterungen der IPCEI im Bereich der Rohstoffversorgung, soweit entsprechende Projekte und Finanzierungsoptionen bestehen und die EU-Kommission dies unterstützt. Hierzu könnten die Erweiterungsklauseln genutzt werden, die seit den Batterie-IPCEI Teil der IPCEI-Governance sind. Für industrielle Projekte in Deutschland, die mit Mitteln der Bundesregierung unterstützt werden, sollen Informationen zur Diversifizierung der Rohstoffquellen in die Entscheidung einfließen, soweit dies nicht anderen Zielen wie der Innovationsförderung entgegensteht.

e) Ausrichtung der internationalen Zusammenarbeit
Rohstoffimporte spielen aufgrund der geographischen Verteilung der Rohstoffe und vor allem der Bergbau- und Raffinadeproduktion für Deutschland und die gesamte EU eine grundlegende Rolle. Aus diesem Grund kommt der politischen Flankierung in der internationalen Zusammenarbeit eine besondere Rolle zu. Ziel ist der Auf- und Ausbau bi- und multilateraler sowie regionaler Partnerschaften im Rohstoffbereich, um Versorgungslücken auch langfristig zu decken. Durch den Auf- und Ausbau strategischer Kooperationen (z. B. Minerals Security Partnership mit USA, Japan, Kanada, Australien, Frankreich, Finnland und weiteren Partnern sowie bilaterale Rohstoffpartnerschaften und Rohstoffkooperationen mit Chile, Australien oder Kanada) soll die bisher existierende einseitige Abhängigkeit von einigen Staaten und Regionen nicht nur reduziert werden, sondern auch die Kooperation mit solchen Ländern und Regionen ausgebaut werden, die als Wertepartner für die Bundesregierung gelten.

Ziel der Zusammenarbeit ist ein ganzheitlicher Ansatz, der auch die Belange der Abbauländer in den Fokus nimmt. Die Partnerschaften sollen so ausgestaltet sein, dass sie für die Partnerländer durch die Umsetzung entsprechender Projekte langfristige Anreize bieten (bspw. durch die Förderung lokaler Wertschöpfungsansätze), zur Stärkung ihrer eigenen Industriebasis und zur Entwicklung einer langfristig klimaneutralen Industrie führen. Die strategischen Partnerschaften sollen mit Maßnahmen zur Förderung der nachhaltigen Gewinnung, der Weiterverarbeitung und dem Recycling von Rohstoffen unterstützt und mit konkreten Initiativen und Projekten der Unternehmen unterlegt werden. Um frühe Investitionen deutscher Unternehmen zu bestärken, sollen Maßnahmen zur politischen Flankierung auf den Weg gebracht werden. Grundlagen dafür sind enge und rohstoffspezifische Abstimmungen mit der Industrie sowie die Einbindung der DERA und der AHK-Kompetenzzentren Bergbau und Rohstoffe.

 

Sicherstellung eines fairen Marktrahmens
Es soll ein fairer Markt mit Level Playing Field im Rohstoffbereich ermöglicht werden. Dafür ist es wichtig, dass Rohstoffe – auch in weiterverarbeiteter Form – beim Import hohen ESG-Standards genügen. Deutschland gehört zu den europäischen Staaten, die mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bereits verbindliche Sorgfaltspflichten für einen ersten Schritt in der Lieferkette auf nationaler Ebene verankert haben. Auf EU-Ebene sind eine Reihe von Regulierungen auf den Weg gebracht worden, die ESG-Anforderungen (auch) für die Lieferkette von Rohstoffen verbindlich machen beziehungsweise zukünftig machen sollen (z. B. sog. EU Konfliktrohstoffverordnung, Batterieverordnung, EU Directive on Corporate Sustainability Due Diligence oder auch Weiterentwicklung der EU Principles for Sustainable Raw Materials). Als Voraussetzung für Rohstoffimporte aus indigenen Territorien ist auch die Einhaltung der ILO-Konvention 169 relevant.

In den letzten Jahren haben sich zudem mehrere Unternehmens- und Multistakeholder-Initiativen etabliert mit dem Ziel, verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung in Lieferketten zu fördern und zu prüfen. Rund ein Drittel der weltweiten Produktion mineralischer Rohstoffe erfolgt bereits von Unternehmen, die sich solchen Standardinitiativen angeschlossen haben. Abnehmer, zum Beispiel aus der Automobilindustrie, nutzen zunehmend diese Initiativen (z. B. Initiative for Responsible Mining Assurance – IRMA) zur Unterstützung der Sorgfaltspflichten und für Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Rohstoffgewinnung. Die Initiativen haben jedoch teilweise ein sehr unterschiedliches Anspruchsniveau bezüglich ihrer ESG-Standards und deren Prüfung.

Ziel ist es, die ESG-Standards (für Wirtschaftsakteure, einschließlich Importeure, und für weitere Schritte in der Lieferkette) zu vereinheitlichen und sicherzustellen, dass keine parallelen Anforderungen zu Doppelungen in der Berichterstattung führen. Eine Diversifizierung der Rohstofflieferketten ist zunehmend auch davon abhängig, ob die Einhaltung von ESG-Standards plausibel nachgewiesen werden kann beziehungsweise entsprechende Sorgfaltspflichten umgesetzt werden können. Gemeinsam mit der EU-KOM, Frankreich und anderen EU-Mitgliedstaaten sowie USA, Kanada, Australien, Japan und weiteren internationalen Partnern wird sich die Bundesregierung für die Um- und Durchsetzung internationaler ESG-Standards im Bereich Rohstoffgewinnung, Rohstoffverarbeitung und Recycling einsetzen (u. a. in der Minerals Security Partnership). Das wesentlich von Kanada geförderte Intergovernmental Forum on Mining, Minerals, Metals and Sustainable Development (IGF) hat mit seinem Rahmenwerk zur Bergbaupolitik (Mining Policy Framework) einen internationalen Rahmen für gute Praxis im Bergbau definiert. Deutschland unterstützt über BGR und GIZ (im Auftrag von BMWK und BMZ) die Weiterentwicklung gemeinsam mit seinen 80 Mitgliedsländern. Auch die OECD Arbeitsgruppe zu mineralischen Rohstoffen (Minerals Working Group der Responsible Business Unit) soll in der Weiterentwicklung des Leitfadens für einen verantwortungsvollen Rohstoffbezug bezüglich der Umweltaspekte unterstützt werden, die inzwischen als internationaler Standard etabliert sind.

Die Dialoge mit staatlichen Stellen und Unternehmen im Ausland sollen zu ESG-Standards und den deutschen Anforderungen für Lieferketten mit Hilfe der Unterstützung von Kompetenzzentren und AHK im Ausland weitergeführt werden. Zudem soll die Beratung und Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit Blick auf eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung weiter ausgebaut werden. Für die Ausweitung dieser Angebote sollen die bisherigen Strukturen von BGR/DERA, GTAI und AHKs noch stärker genutzt werden, insbesondere um Informationen von unterschiedlichen Stufen der Lieferkette zu sammeln und zusammenzuführen.

Quelle: BMWK

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2023, Seite 12, Foto: Pcess609 / stock.adobe.com)