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Ersatzbaustoffverordnung: Alternativen zum „ausführlichen Säulen­versuch“ gefordert

Die in der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) vorgesehene Einführung eines ausführlichen Säulenversuchs zur Güteüberwachung mineralischer Ersatzbaustoffe wird von den Verbänden bvse und BR-Baustoff Recycling Bayern als unwirtschaftlich erachtet. Befürchtet werden res­sourcenineffiziente und umweltbelastende Masseverschiebungen von Bauabfällen in die Verfüllung und auf Deponien.

In einem Schreiben an die Umwelt-, Wirtschafts- und Bauminister des Bundes und der Länder plädieren bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock und BRBayern/bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer, für die Erstprüfung als Eignungsnachweis die ebenfalls in der EBV benannten Schüttelversuche und Säulenkurzteste als Analyseverfahren zuzulassen.

Intensiver Kosten- und Zeitfaktor
„Der ausführliche Säulenversuch belastet die Herstellung von Ersatzbaustoffen mindestens um den Faktor 4 bis 5 höher als der alternativ verfügbare Schüttelversuch oder der Säulenkurztest. Die Kosten für diese ausführliche Analysemethode liegen je Lieferkörnung bei bis zu 2.000 Euro, während sich die Angebote verschiedener Überwachungsstellen für die alternativen Analysemethoden zwischen 400 und 500 Euro bewegen. Hinzu kommt die wesentlich längere Verweildauer des ausführlichen Säulenversuchs im Labor. Dieser beträgt zwischen zehn und vierzehn Tage, im Gegensatz zu den beiden anderen Untersuchungsmethoden, die circa zwei bis vier Tage in Anspruch nehmen“, macht Stefan Schmidmeyer deutlich.

Zudem fehle es an entsprechenden Laborkapazitäten für die ausführliche Säulenmethodik. Diese müssten erst noch aufgebaut werden. Entsprechend lange Lagerzeiten würden in der Folge wiederum zu einer längeren Lagerdauer von Ersatzbaustoffen in den Aufbereitungsanlagen und Baustellen bis zum Einbau führen – mit wiederum höheren Kosten für alle Beteiligten. „Damit laufen wir Gefahr, dass die Aufbereitung, insbesondere im Bereich der mobilen Aufbereitung auf Baustellen oder in kleineren stationären Anlagen, aus Zeit- und Kostengründen wirtschaftlich nicht mehr zumutbar und damit eine ortsnahe Aufbereitung nicht mehr durchführbar ist“, hebt Schmidmeyer hervor.

Höhere Verkehrsbelastung und mehr CO2-Ausstoß
Zudem werde es zu mehr Transporten mit entsprechender Umweltbelastung kommen. Der Transport der anfallenden Bau- und Abbruchabfälle zu den nächstgelegenen stationären Aufbereitungsanlagen und die Lieferung der Ersatzbaustoffe zurück an die Baustelle führten zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen mit hohem CO2-Ausstoß.

„Darüber hinaus ist fraglich, ob die stationären Aufbereitungsanlagen die zusätzlichen Mengen aufgrund fehlender Anlagenkapazitäten überhaupt schon aufnehmen könnten“, merkt Eric Rehbock an. „Es besteht die große Gefahr, dass in Zukunft der schnellere und möglicherweise kostengünstigere Weg in die Verfüllung bzw. Deponie gewählt und entsprechend wesentlich weniger Bau- und Abbruchabfälle dem Recycling zugeführt werden.“ Eine solche Entwicklung sei ökologisch und mittelfristig auch ökonomisch völlig unsinnig und verfehle die Ziele der EBV und der Kreislaufwirtschaft insgesamt. Vor dem Hintergrund rasanter Baukostensteigerungen werde das gesamtgesellschaftliche Ziel von klimafreundlichem und bezahlbarem Wohnraum ebenfalls in weite Ferne rücken.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2023, Seite 5, Foto: O. Kürth)