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Schrottmarktbericht Oktober 2024: Nachträgliche Zusammenführung auf marktfähige Schrottpreise

Die Bundesregierung hat die Konjunkturprognosen jüngst deutlich nach unten korrigiert. Statt des erwarteten leichten Wachstums von 0,3 Prozent schrumpft das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr voraussichtlich um 0,2 Prozent. Der Konsum bleibt schwach, was sich an verunsicherten Verbrauchern zeigt, die trotz höherer Löhne und niedrigerer Inflation weniger Geld ausgeben. Privatwirtschaftliche Investitionen bleiben aus, der Standort fällt immer weiter zurück. Für einen Aufschwung bedarf es jetzt mutiger Entscheidungen und grundlegender Reformen, die das Vertrauen der Unternehmen stärken und Investition anheizen.

Lichtblick bleibt die Jahreswende, wo sich die Wachstumsdynamik – nach Meinung von Volkswirtschaftlern – allmählich belebt. Stützende Effekte durch Maßnahmen der Wachstumsinitiative dürften zu zunehmender Wirtschaftsdynamik führen: Stärkung von Investitionsanreizen, Erhöhung der Arbeitsanreize für ältere Beschäftigte, Erleichterung bei Fachkräftegewinnung im Ausland, Bürokratieabbau, dauerhafte Senkung der Stromsteuer und Verlängerung der Stromkompensation für energieintensive Unternehmen. Volkswirtschaftler rechnen im Jahr 2025 mit einer Steigerung des realen Bruttoinlandsprodukts um 1,1 Prozent, 2026 sogar mit 1,6 Prozent.

Schrottmarkt
Sahen viele Schrotthändler im Vormonat den Oktobermarkt ähnlich schwach wie im September, überraschte sie der starke, feste internationale Markt, der Anfang des Monats klare Aufwärtstendenzen aufzeigte. Seit Ende September ließen sich steigende Exportpreise im internationalen Markt realisieren, die den Inlandsmarkt zunehmend festigten. Septemberabschläge, die im Bereich von durchschnittlich 25-35 €/t lagen, konnten Verbraucher im Oktober nicht durchsetzen. Abweichende Preisabschläge im Vormonat, die je nach Region und Schrottgüte um bis zu 10-15 €/t auseinander gingen, zeichneten sich im Oktober fort. Unterschiedliche Preisabschläge der Verbraucher waren notwendig, um den realen Marktpreis zu erreichen. Im Allgemeinen lagen die Preisabschläge nach Verhandlungsschluss durchschnittlich zwischen unveränderten Preisen bis hin zu Preisabschlägen von bis zu 10 €/t. Über die beiden Monate September und Oktober gesehen kam es demzufolge zu gesamten Preisabschlägen von 30-35 €/t. Die beiden Monate sind in der Betrachtungsweise zusammenzufassen. Einige Verbraucher setzten diese Preisreduktion in einem Schritt durch, andere nahmen hierfür zwei Reduzierungen vor.

Obwohl der Schrottabsatz – mit Ausnahme einiger Stahlwerke – noch keine wesentlichen Schwierigkeiten aufzeigte, gerieten Absatzmöglichkeiten zunehmend in den Fokus. Einige Verbraucher klagten über geringe Absatzmengen, andere kämpften mit technischen Problemen und wieder andere dachten bereits über Stillstandzeiten am Jahresende nach. Je nach Auftragslage setzen die Stillstandzeiten bei dem einen Werk früher, bei anderen Werken etwas später ein. Die allgemeine Auftragslage scheint über alle Werke gesehen stabil zu sein, jedoch hat sich zu Beginn der zweiten Oktoberhälfte der internationale Markt vorerst vom Markt verabschiedet. Die Einkaufskampagne scheint für November-Lieferungen beendet zu sein. Materialzuläufe sind nach wie vor begrenzt. Jedoch fielen im Bereich der Neuschrotte Schrottabschläge im Oktober etwas höher aus, da einige große Neuabfallabnehmer nicht im Markt waren oder nur geringe Mengen zukauften.

Schrott in den Regionen
Schrottpreisen im Norden blieben entweder unverändert oder reduzierten sich um 10-15 €/t. Im Osten fielen Preisabschläge im Vormonat etwas höher aus, worauf Reduzierungen sich im Oktober etwas moderater zeigten als in anderen deutschen Regionen. Altschrotte wiesen eine begrenztere Verfügbarkeit auf als Neuschrotte, woraufhin Neuschrotte in der Regel mit etwas höheren Abschlägen versehen wurden. Die Preise bewegten sich bei den östlichen Verbrauchern zwischen unverändert bis hin zu Preisabschlägen von bis zu 5 €/t. Marktteilnehmer stellten fest, dass ein Stahlwerk höhe Lagervorräte an Fertigmaterialien aufwies als üblich. Im Westen hatte ein Werk keinen großen Bedarf, ein anderer Verbraucher holte seinen Nachholbedarf auf und schloss mit Preisabschlägen von 15-20 €/t ab. Die zusammengefassten niedrigeren Zukaufbedarfe der Werke führten zu einer besseren Materialverfügbarkeit. Im Südwesten lagen Preisabschläge zwischen 5-10 €/t. Verbraucher in Süddeutschland schlossen durchschnittlich mit Preisabschlägen von 10-15 €/t ab.

Schrott in den Nachbarländern
Französische Schrottpreise sanken etwas moderater im Vergleich zu den Nachbarländern um 5 €/t. In Luxemburg reichten Preisabschläge je nach Schrottgüte von 5-10 €/t. In Österreich kaufte ein großer Verbraucher mit reduzierten Preisen von 20 €/t Schrotte ein, ein anderer Verbraucher reduzierte seine Preise für Altschrotte um 25 €/t und für Neuschrotte um 20 €/t. Ein Stahlwerk schickte eine Gewinnwarnung heraus, da die Abnehmer aus der Automobilindustrie nicht die gewohnten Stahlmengen abnehmen und mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen haben. In der Schweiz hatte ein großer Abnehmer keinen Zukaufbedarf für den Monat Oktober. Grund dafür ist die schlechte Auftragslage. Italienische Werke sehen sich ebenfalls noch immer einer schlechten Auftragslage ausgesetzt. Schrottpreise sanken etwas moderater als im Vormonat um 10 €/t. Bei einem Werk soll es erhebliche Schwierigkeiten mit der Rückversendung von Bahnwaggons geben. In der Tschechischen Republik herrschte im Grunde keine Schrottnachfrage. Geringfügige Mengen wurden, wenn überhaupt welche gekauft wurden, mit Preisabschlägen von 10 €/t gehandelt. Auf dem polnischen Markt kam es zu Preisreduzierungen, die im Bereich von 5-10 €/t lagen. Der slowakische Schrottmarkt zeigte sich ebenfalls weicher werdend mit Preisabschlägen zwischen 10-15 €/t.

Schrottmarkt international
Anfang Oktober sorgte wachsende Zuversicht durch positive chinesische Wirtschaftsdaten für aufstrebende Entwicklungstendenzen bei türkischen Stahlwerken, weckte aber auch Bedenken hinsichtlich bestehender Importverträge von Halbzeugen. Marktakteure berichteten immer wieder, dass bereits gekaufte Knüppelpreise neu verhandelt und Lieferungen storniert wurden. Neben Erholungstendenzen der chinesischen Wirtschaft und ansteigenden türkischen Betonstahlpreisen um rund 50 $/t in den letzten fünf Wochen führten Erwartungshaltungen möglicher weiterer US-Zinssenkungen zu positiveren Markteinschätzungen.

Türkische Verbraucher deckten ihre Bedarfe für November-Verladung daraufhin weiter über den internationalen Tiefseemarkt ein. Eine US-Ladung der HMS 1/2 (80:20) wurde zu 387,50 $/t, Shredder- und Bonusschrotte zu jeweils 407,50 $/t CFR Türkei an ein Werk in Marmara verkauft. Europäische Angebote gingen, begünstigt durch einen schwächeren EURO, währenddessen zurück. Gleichzeitig schloss der USInlandsmarkt stabiler ab als erwartet. Bereits die November-Preise werden auf dem US-Markt diskutiert.

Materialzuflüsse in die europäischen Exporthäfen haben sich etwas verbessert, da durch die schwächere Inlandsnachfrage und sinkende Preise Material zu den Exportlägern umgeleitet wurde. Zusammen mit verlangsamten türkischen Betonstahlverkäufen und den scheinbar geringeren Auswirkungen chinesischer Konjunkturprogramme verlangsamte sich die Dynamik ab der zweiten Oktoberhälfte. Auf dem Kurzstreckenmarkt verringerte sich die Preislücke zwischen dem Tiefseemarkt auf nur noch 8 $/t gegenüber den üblichen 20 $/t.

Gießereien
Zunehmende Schwierigkeiten der Gießereien über nahezu alle Kundensegmente führen zu immer weiteren Auswirkungen auch auf den Schrottmarkt. Vermehrt wurde diesen Monat von Marktteilnehmern berichtet, dass gießereifähige Qualitäten nicht bei den vorherbestimmten Abnehmern untergebracht werden konnten. Die Auftragslage ließ die Schrottaufnahme und die Verarbeitung nicht zu. Schrotthändler sehen sich gezwungen, teilweise neue Absatzwege aufzutun, was aufgrund der auf die Gießereien kalkulierten Einkaufspreise sehr schwierig sein dürfte. Dies führt zu einem erhöhten Angebotsaufkommen bei Stahlwerken, die jedoch die Qualitäten für ihren Herstellungsprozess grundlegend anders bewerten und demzufolge nicht bereit sind, das Preisniveau zu zahlen, das der Schrotthandel benötigt. Gießereien versuchen sich den wirtschaftlichen Umständen anzupassen und bei ihren jährlichen Preisverhandlungen niedrigere Preisniveaus durchzusetzen.

Ausblick
Rückblickend gab es im Zeitverlauf kaum Absatzprobleme bei den inländischen Werken. Wenn es brenzlig hinsichtlich der Abnahmemengen wurde, dann sprang der Exportmotor an und kompensierte oftmals fehlende Schrottnachfrage. Der Oktober scheint jedoch eine Trendwende zu bezeichnen. Das Augenmerk wird vermehrt auf das Jahresende gelegt. Verbraucher bringen immer wieder geringe Produktionsauslastungen in die Diskussion ein. Die Geschäftsaktivitäten gehen mit großen Schritten auf das Jahresende zu und viele Schrotthändler erwarten keine dramatische Entwicklung zum Jahresende. Die im Oktober angebotenen Mengen spiegeln nicht die reale Verfügbarkeit wider. Verbraucher, die weniger Mengen abnahmen oder aber Gießereiqualitäten, die nicht mehr ihren gewohnten Weg folgen können, wurden vermehrt über andere Absatzwege angeboten, um eine Diversifikation zu erreichen und die Absatzmöglichkeiten auszuweiten.

Um ein Umlenken in der deutschen Wirtschaft hinzubekommen, bedarf es nicht mehr nur einem „Reförmchen“, sondern ein großer Wurf ist notwendig, der nicht auf sich warten lassen kann. Ein Marktteilnehmer stellte richtigerweise fest, dass das Verhältnis zwischen gewerblichen Mitarbeitern und Mitarbeitern in der Verwaltung früher im Verhältnis 3:1 stand und heute, aufgrund des immer weiter zunehmenden Verwaltungsaufwands, ins Gegenteil abdriftet. Diese Entwicklung muss unbedingt unterbunden werden.

Redaktionsschluss 17.10.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth