Entscheider und Experten können im Oktober 2025 während der RecyclingAKTIV & TiefbauLIVE (RATL) auf der Messe Karlsruhe modernste Maschinen und Verfahren für Abbruch, Bau und Recycling in Aktion erleben. Ralf Nowak, Geschäftsführer des Entsorgungsfachbetriebs WEAG aus Köngen, erläutert die Impulse, welche er von der Messe für seinen Betriebsalltag mitnehmen will.
Die vermehrte Verwendung von Recyclingbaustoffen kann knappe Rohstoffressourcen schonen und den CO2-Ausstoß im Bausektor verringern. Einen regionalen Beitrag hierzu leistet der Entsorgungsfachbetrieb WEAG GmbH & Co. KG in Köngen bei Stuttgart. Im Interview erklärt der Geschäftsführer Ralf Nowak, was er von der Demonstrationsmesse RATL vom 9. bis 11. Oktober 2025 in Karlsruhe erwartet: „Die RATL ist für mich mittendrin in der Materie – mit exzellenter Beratung, die in die Tiefe geht! Diese Messe bietet uns aktuelle Technik und wertvolle Impulse für unsere betriebliche Praxis.“
Welche Stoffströme bestimmen Ihr Geschäft?
Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb nehmen wir sortenreine Wertstoffe wie etwa Altholz, Bauschutt, Beton, Flachglas, Mineralwolle und Schrott an, insbesondere aber gemischte Abfälle wie etwa verunreinigten Bauschutt und mineralische Baumischabfälle. Die splitten wir unter anderem mit Magnetabscheidern und Siebdecks; bei der Endsortierung werden etwa Gussasphalt und Gips aus der reinen Mineralik herausgezogen. Dieser Prozess ist pure Handarbeit, aber wir können damit sehr schnell auf wechselnde Haupt- und Begleitstoffe reagieren. Unsere Kernkompetenz besteht darin, die mineralischen Bestandteile und sonstige Wertstoffe vollständig und sortenrein zu erfassen und den Aufbereitern verfügbar zu machen. Wir zerkleinern das Material nicht, sondern trennen es in mehreren Stufen auf – von der Vorsortierung mit dem Sortierbagger bis zur Absiebung in verschiedene Kornklassen. Grobes Material über 150-mm-Korngröße kommt direkt auf Förderbänder zur händischen Sortierung; die mittleren Kornklassen 8/45 und 45/150 gelangen über Magnetabscheider und Windsichter zur Handsortierung. Feines Material der Körnung 0/8 beziehungsweise reiner Sand werden über ein Spannwellensieb herausgeholt. Solche Maschinen und Geräte für unseren betrieblichen Bedarf sind auf der Fachmesse RATL in Karlsruhe ausgestellt – und live in Aktion erlebbar.
Wie stemmen Sie die betriebliche Logistik?
Angeliefert wird das Ausgangsmaterial unter anderem von Bauhandwerkern und Entsorgern; manche davon gehören auch zu unseren Gesellschaftern. Nach der stofflichen Auftrennung werden verwertbare mineralische Stoffe von Recyclern abgeholt, brennbares Material wird thermisch verwertet, der nicht verwertbare Rest gelangt auf die Deponie. Beim internen Umschlag und zum Verladen des sortierten Materials verwenden wir Radlader und Bagger. Mit Standard- und Spezial-Anbaugeräten können wir bestimmte Fraktionen im Material schnell und sortenrein herausziehen. All diese Geräteträger und Anbaugeräte finden sich auf der RATL 2025 – teils auf den Messeständen der Aussteller, teils auf den Aktionsflächen Holz und Biomasse sowie Schrott und Metall.
Besonders lebensnah können wir Spezialequipment in der Anbaugeräte-Arena betrachten, vergleichen und auf ihre Eignung in unserem Betrieb bewerten – so zum Beispiel Haufwerk-Pulverisierer, um die wachsenden Mengen von Verbundmaterial zu vereinzeln, sowie andere Zerkleinerungs- und Sortiervorrichtungen. Auch begleitende Technik wie etwa Sprühlanzen und Vernebelungsanlagen zur Staubbindung ist bei den rund 275 Ausstellern, viele davon mit Recyclinglösungen, zu finden.
Ihre Geschichte und Zukunft im Zeitraffer?
Wir betreiben auf unserem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück am Standort Köngen seit genau 30 Jahren die Abfalltrennung und Wertstoffrückgewinnung. Dabei setzen wir jährlich rund 45.000 Tonnen Material um; als Output haben wir 80 Prozent mineralische Stoffe. Neben dem Maschineneinsatz geschieht dabei vieles weiterhin in Handarbeit. Robotik und KI zum Sortieren machen bei uns bisher keinen Sinn. Aber aktuell wird bei uns ein System aus Kameratechnik und KI eingerichtet, welches das Volumen des angelieferten Materials auf der Lkw-Ladefläche erfasst und daraus zusammen mit dem Ergebnis des Wiegevorgangs das Schüttgewicht ermittelt – ein guter Indikator für den Anteil der wertvollen Mineralfraktion sowie ein verlässlicher Faktor zur Preiseinstufung. Problematisch geworden sind Dämmstoffe wie Glas- und Mineralwolle oder Schaumplatten sowie moderne Verbundstoffe. Auch wenn deren stoffliche Trennung von der Mineralik kaum machbar zu sein scheint, hoffen wir doch auf die Signalwirkung von wegweisenden Branchenveranstaltungen wie der RATL.
Was erwarten Sie außerdem von der Messe?
Bei der WEAG leben wir vom Abfall, aber wir wollen auch Alternativen zeigen. Grundsätzlich können wir alle Materialien, die unsere Gesellschafter und andere Anlieferer aufs Werksgelände bringen, sauber auftrennen. Aber das muss auch wirtschaftlich klappen. Wertvolle Impulse hierfür erwarte ich vom Messeangebot der RATL. Zudem ist Deponieraum bereits knapp und wird noch teurer werden – und damit wächst auch der Druck auf alle Akteure. Wir müssen bei Planern und Ausschreibern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Recyclingmaterial ein wichtiges Produkt ist und für seine Vermarktung und Verwendung bereits die rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen. Ich sehe daher eine Aufgabe und Chance der Messe darin, ein breites, offenes Forum für Wissenstransfer zu zirkulärem Bauen zu schaffen und den Kreis der Messezielgruppen um die der Bauwirtschaft vorgeschalteten Akteure zu erweitern.
ratl-messe.com [1]
Quelle: Messe Karlsruhe
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2025, Seite 44, Foto: Messe Karlsruhe)