Der Fachausschuss Sekundärrohstoffhandel in der Wirtschaftskammer Österreich begrüßt die von der Politik angekündigte Überarbeitung der Verordnung zum Transport von Abfall auf Schiene. Ein „Bürokratiemonster“ konnte in zahlreichen Gesprächen aufgezeigt werden.
Sekundärrohstoffe sind rechtlich in Österreich nach wie vor Abfall. Die Folge: Sobald die Transportdistanz über 200 Kilometer beträgt, müssen sie gesetzlich per Bahn befördert werden – und landen so in einem bürokratischen Nadelöhr. Vom Antrag auf Bahntransport bis zum Entscheid vergehen 48 Stunden – währenddessen stehen die Rohstoffe auf dem Abstellgleis und warten auf ihren Transport.
Auswertungen zeigen, dass der eigentlich verpflichtende Bahntransport in 97 Prozent der Fälle nicht möglich ist bzw. von der Bahnlogistik negativ beschieden wird. Denn es fehlt schlicht an Kapazitäten, geeigneten Waggons und verfügbarer Infrastruktur. „Das ist Ressourcenverschwendung ohne Mehrwert. Noch gravierender ist, dass in einem Markt mit täglich schwankenden Preisen – etwa bei aufbereitetem Buntmetallschrott – das unternehmerische Risiko unkalkulierbar wird. Liefertermine platzen, Geld geht verloren und die Kreislaufwirtschaft wird behindert“, erklärt Alfred Störchle, Obmann des Sekundärrohstoffhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Verschärfung geplant
Wer Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Logistik will, muss praktikable Rahmenbedingungen schaffen. Deshalb spricht sich der Sekundärrohstoffhandel klar gegen eine zusätzlich gesetzlich geplante Verschärfung ab dem 1. Januar 2026 aus, die Bahntransporte dann bereits ab 100 Kilometern verpflichtend vorsieht. Dies würde den Kapazitäten-Engpass nur zusätzlich verschärfen und ein wirtschaftliches Arbeiten vieler Sekundärrohstoffhändler verunmöglichen. Deshalb hat der Fachausschuss Sekundärrohstoffhandel aktiv das Gespräch mit der Politik gesucht und positive Termine im Umwelt- sowie Infrastrukturministerium sowie mit den Regierungsparteien ÖVP und SPÖ absolviert. Ein weiterer mit den NEOS ist vereinbart.
„Wir haben in den vergangenen Wochen gemeinsam mit unseren Partnern konsequent auf die Herausforderungen der bestehenden Regelung hingewiesen. Dass die Politik eine für die Wirtschaft nachvollziehbare Lösung noch im Herbst in Aussicht stellt, wäre ein sehr wichtiges Signal für den Sekundärrohstoffhandel und seine Mitgliedsbetriebe in Österreich, denn die Zeit drängt“, erklärt Florian Fuchsluger, Vorsitzender der Berufsgruppe Sekundärrohstoffhandel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2025, Seite 5, Foto: MSV, KI-generiert)