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Klettverschluss für Gebäudeteile entwickelt

Wir alle kennen LEGO – jene Kunststoff-Steine, mit denen sich seit 1949 Spielzeughäuser basteln, demontieren und ohne Probleme für andere Bauten verwenden lassen. Außer Phantasie wird prinzipiell kein anderes Material benötigt. Warum das Prinzip nicht auch auf reale Gebäudeteile übertragen, dürfte sich ein interdisziplinäres Forschungsteam der TU Graz gefragt haben. Und entwickelte im Projekt ReCon gemeinsam mit Unternehmenspartnern ein Klett-Verbindungssystem für Gebäude.

Die Frage war, wie sich unterschiedliche Gebäudeteile mit unterschiedlicher „Lebensdauer“ resilient verbinden und bei Bedarf einfach voneinander trennen lassen. Dazu klebten die Forschenden zum einen industrielle Klettkomponenten auf herkömmliche Beton- oder Holzbauteile. Außerdem stellten sie Klettkomponenten aus den Rohbaustoffen Beton und Holz sowie aus Papierwerkstoffen her.

Das Ziel war, langlebige Tragstrukturen, die über Jahrzehnte bestehen sollen, von kurzlebigeren Elementen wie Installationen, Oberflächen, Fußböden oder nicht-tragenden Innenwänden sauber zu trennen. „Das zentrale Prinzip von ReCon ist die Rückbaubarkeit von Gebäuden durch klar definierte, trennbare Schnittstellen“, erklärte Projektleiter Matthias Lang-Raudaschl vom Institut für Architekturtechnologie der TU Graz. Durch einfachen Teiletausch anstelle Abriss könne viel Bauschutt reduziert und Materialverbrauch verhindert werden.

Gute Haftzugfestigkeit
Die im Projekt entwickelten Komponenten funktionieren wie ein Klettverschluss: Die auf dem einen Bauteil sitzenden, eingearbeiteten Pilzköpfe oder Haken verbinden sich mit den (per 3D-Druck-hergestellten) Klettelementen auf dem Bauteil der anderen Seite. Labortest bescheinigten dem System laut Pressemitteilung „eine gute Haftzugfestigkeit, die mit indus­triellen Produkten vergleichbar ist.“ Die vor allem für Innenräume entwickelte Technik könnte noch durch Spritzguss- oder gestanzte Elemente anstelle durch 3D-Druck geprägte gesteigert werden.

Durch eine Digitalisierung ihrer Daten lassen sich Bauteile langfristig wiederverwenden und tragen damit zu einer verbesserten Kreislaufwirtschaft bei. So integrierten die Forschenden des ReCon-Projekts zum einen RFID-Chips in die Bauteile und drucken oder stanzten zum anderen QR-Codes auf die Elemente, die Mindestdaten zum Bauteil enthalten. Die Informationen sollen helfen, den Zustand des Elements einzuschätzen, mögliche Schadstoffe zu erkennen und durch ein prüfendes Labor Risiken auszumachen.

Im Projekt ReCon arbeiteten das Institut für Architekturtechnologie, das Labor für Konstruktiven Ingenieurbau sowie das Institut für Biobasierte Produkte der TU Graz mit den Unternehmen Axtesys und NET-Automation zusammen. Es wurde von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert und beim vom Bildungs- und Klimaschutzministerium vergebenen Sustainability Award 2024 in der Kategorie Forschen mit Gold ausgezeichnet.

tugraz.at [1]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2025, Seite 33, Foto: IAT – TU Graz )