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Wie eine systemische Kreislaufführung für PU-Hartschäume gelingen kann

Europäisches Forschungsprojekt „Circular Foam“ schließt nach vier Jahren mit richtungsweisenden Ergebnissen ab.

Polyurethan-Hartschäume gehören zu den wichtigsten Materialien für die Wärmedämmung in Gebäuden und für die Isolierung in Haushaltsgeräten wie beispielsweise Kühlschränken. Am Ende ihrer Nutzbarkeitsdauer blieben jedoch bislang fast nur die Optionen Verbrennung oder Deponierung – ein Verlust wertvoller Rohstoffe und eine Belastung für das Klima. Bei dieser Her­ausforderung setzte das europäische Forschungsprojekt „Circular Foam – Systemic Expansion of Territorial Circular Ecosystems for End-of-Life Foam“ an. Mitte September 2025 fand in Brüssel die Abschlusskonferenz statt, auf der die Ergebnisse vorgestellt und mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Industrie diskutiert wurden.

„Circular Foam“ wurde von Oktober 2021 bis September 2025 im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont 2020“ der Europäischen Union gefördert. Im Projektkonsortium arbeiteten mehr als zwanzig Partner aus acht europäischen Ländern gemeinsam an Lösungen. Beteiligt waren Unternehmen aus der Chemie- und Entsorgungswirtschaft, Hochschulen und Forschungsinstitute ebenso wie öffentliche Einrichtungen unter der Koordination von Covestro Deutschland AG. Die Partner untersuchten, wie eine systemische Kreislaufführung für Polyurethan (PU)-Hartschäume gelingen kann. Dabei wurden mehrere Fragestellungen betrachtet: Wie lassen sich Schäume aus Bauabfällen und Altgeräten effizient zurückgewinnen? Welche Technologien sind geeignet, um die komplex zusammengesetzten Materialien aufzubereiten? Und wie können digitale Werkzeuge Transparenz über Materialströme schaffen?

Wichtige Fortschritte erzielt
Die Ergebnisse des Projekts sind breit gefächert. Im Mittelpunkt stand die Weiterentwicklung neuer chemischer Recyclingverfahren. Mittels „Smart Pyrolysis“ gelang es, aus gebrauchten PU-Hartschäumen zentrale Bausteine wie Amine rückzugewinnen. Diese Stoffe konnten für den Wiedereinsatz in Kühlschränken erfolgreich getestet und als gleichwertige Alternative zu fossilen Rohstoffen eingesetzt werden. Damit wurde gezeigt, dass ein geschlossener Kreislauf für diese Materialien technisch möglich ist.

Wichtige Fortschritte wurden auch in der Digitalisierung erzielt. Mit digitalen Produktpässen entstand ein Instrument, das Informationen über Materialzusammensetzungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette verfügbar macht, während gleichzeitig sensible Daten der Unternehmen geschützt bleiben. Erste Anwendungen zeigten, wie diese Pässe Sammlung, Sortierung und Recycling gezielt unterstützen. Darüber hinaus wurden in den drei Modellregionen in Nordrhein-Westfalen, Schlesien und Amsterdam regionale Stakeholder aus Industrie, Forschung und Verwaltung integriert und miteinander vernetzt. Die Regionen befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Transformation. So lassen sich nachhaltige Transformationspfade und Strategien für eine regionale Kreislaufwirtschaft finden, die flexibel und umfassend genug sind, um die Erkenntnisse auch in weitere Regionen Europas zu übertragen.

In „Circular Foam“ wurden in einem systemischen Ansatz alle Schritte für das Recycling von PU-Hartschäumen von der Rückgewinnung aus Kühlschränken, der Sammlung von Bauabfällen bis hin zum chemischen Recycling analysiert und optimiert. Die Gesamtstruktur des Systems wurde durch die Wahl der Anzahl, Standorte und Größen der Anlagen für die verschiedenen Schritte optimiert, um die Kosten zu minimieren. Lebenszy­klusanalysen belegten schließlich, dass mit den entwickelten Ansätzen langfristig CO2 vermieden und erhebliche Entsorgungskosten eingespart werden können. Damit zeigt „Circular Foam“ eindrucksvoll, wie technologische Innovation, digitale Lösungen und regionale Kooperationen zusammenwirken können, um eine echte Kreislaufwirtschaft für PU-Hartschäume zu ermöglichen.

Weitere, vertiefende Informationen sind auf der Projekt-Webseite verfügbar: circular-foam.eu [1]

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2025, Seite 27, Abb.: DECHEMA)