Recyclingtechnologie für Nylon 66

Der japanische Technologiekonzern Toray Industries, Inc. hat eine neuartige chemische Recyclingtechnologie für Nylon 66 vorgestellt. Mithilfe eines selbstentwickelten Depolymerisationsverfahrens auf Basis von subkritischem Wasser[1] gelingt es dem Unternehmen, das Hochleistungspolyamid effizient und gleichmäßig in nur wenigen Minuten in seine Ausgangsmonomere zu zerlegen und damit als Rohstoff wiederzuverwerten.

Nylon 66 ist aufgrund seiner hohen Wärmebeständigkeit und mechanischen Festigkeit ein unverzichtbares Material in der Automobil- und Industrieproduktion. Nach Angaben von Toray liegt der jährliche Bedarf weltweit bei rund 1,3 Millionen Tonnen; davon entfallen etwa 100.000 Tonnen auf Japan. Einsatzgebiete sind unter anderem Airbags, Reifencordstoffe sowie technische Kunststoffbauteile wie Kühlerbehälter oder Zylinderkopfhauben. Infolge verschärfter gesetzlicher Vorgaben zur Kunststoffverwertung, insbesondere im Automobilsektor, gewinnt das Recycling von Nylon 66 zunehmend an Bedeutung. So müssen in Japan beispielsweise ausgediente Airbags aus Nylon 66 inzwischen verpflichtend gesammelt werden – ein wichtiger Ansatzpunkt für das chemische Recycling.

Während beim chemischen Recycling von Nylon 6, das sich bereits in der Demonstrationsphase befindet, das Monomer Caprolactam rückgewonnen wird, erfordert die Aufarbeitung von Nylon 66 die Gewinnung von Hexamethylendiamin und Adipinsäure-Monomeren. Toray nutzte seine umfangreiche Erfahrung im Bereich des Nylon-6-Recyclings, um die Reaktion von Nylon 66 in subkritischem Wasser zu analysieren. Mithilfe eines proprietären Verfahrens gelang es dem Unternehmen, Nebenreaktionen gezielt zu unterdrücken, sodass eine hohe Ausbeute an reinen Monomeren erzielt und Nylon 66 anschließend durch Repolymerisation wiederhergestellt werden kann.

Zunächst im Automobilbereich
Der ökologische Nutzen ist dem Unternehmen zufolge erheblich: Die Produktion von Nylon 66 auf Basis dieser Recyclingtechnologie verursacht laut Toray rund 50 Prozent weniger CO2-Emissionen als die herkömmliche Herstellung aus fossilen Rohstoffen. Zunächst konzentriert sich der Technologiekonzern auf den Einsatz im Automobilbereich und entwickelt parallel Methoden zur Trennung von Fremdmaterialien aus gebrauchten Komponenten wie Airbags sowie zur Reinigung und Monomer-Isolierung. Bis Ende 2025 will das Unternehmen ein System zur Qualitätsprüfung und Kundenevaluierung mittels Testmustern aufbauen. Die Aufnahme der Serienproduktion ist für das Jahr 2030 geplant – rechtzeitig zur erwarteten Verschärfung globaler Kunststoffrecycling-Vorgaben.

Im Rahmen seiner umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie plant Toray, Recyclinglösungen für beide Polyamidtypen – Nylon 6 und Nylon 66 – zu etablieren[2] und diese über den Automobil- und Bekleidungsbereich hinaus auf weitere industrielle Anwendungen auszuweiten. Ziel ist es, durch den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft aktiv zur CO2-Neutralität beizutragen.

toray.com

[1] Subkritisches Wasser: Wasser in einem Zustand zwischen 100 und 374 °C unter erhöhtem Druck, in dem es besondere Lösungseigenschaften aufweist, die chemische Reaktionen wie die Depolymerisation begünstigen.

[2] Nylon 6 (Polycaprolactam) und Nylon 66 (Polyhexamethylenadipinsäureamid) sind technisch und chemisch unterschiedliche Polyamide mit jeweils eigenen Recyclingprozessen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2025, Seite 42, Grafik: Toray Industries, Inc.)