FSP GmbH reinigt in Stuttgart künftig Gießereisand
Im Stuttgarter Neckarhafen ist eine Nassreinigungsanlage für Gießereisand in Betrieb gegangen. Der Altsand stammt aus einer Leichtmetallgießerei der Automobilindustrie, die damit einen geschlossenen Kreislauf in Bewegung setzt.
Die Anlage „Am Westkai“ kann pro Jahr bis zu 16.000 Tonnen mit Binder versetzten Gießereisand waschen. Betreiber ist die 2022 gegründete Foundry Sand Processing GmbH (FSP), die damit einen etablierten Markt in der Gießereibranche recyclingfähig machen möchte. Bundesweit sind weitere Anlagen geplant, etwa im Auftrag von Automobilzulieferern oder Sandlieferanten, die zunehmend die Kreislaufwirtschaft für sich entdecken.
Die Aussichten für die FSP sind gut, weil sich hier zwei starke, bundesweit vernetzte Partner als gleichwertige Gesellschafter gefunden haben: Der Kirchheimer Bauschuttrecycler Feess bringt die Entsorgungskompetenz ein, und das pfälzische Ingenieurbüro Denke Anlagen-Technik (kurz: Deantec) ist international auf Gießerei- und Schüttguttechnik spezialisiert. Inhaber Falk Denke hält Patente auf ein Trocknungsverfahren, mit dem Sand energieeffizient entwässert wird, nachdem er von den Bindemitteln gereinigt wurde. Mit dem entstandenen Regenerat stellen die Gießereien Sandkerne her, aus denen Motoren- und Getriebeteile gegossen werden.
Das Verfahren
Bei der Nassreinigung im geschlossenen Wasserkreislauf werden die Binderanteile ausgewaschen, im Schlamm gebunden und entsorgt. Anschließend wird der Sand bei mehr als 100 Grad getrocknet und die Wärme aus dem Wasserdampf zurückgewonnen. Die Anlage ist ausgelegt auf eine Leistung von drei Tonnen pro Stunde. „Der gereinigte Sand ist so gut, dass damit wieder sämtliche Kerngeometrien wie mit Neusand hergestellt werden können“, betont FSP-Geschäftsführer Stefan Zimmermann.
Bei der mechanisch-thermischen Reinigung, die im Frühjahr in derselben Halle in Betrieb geht, werden in einer ersten mechanischen Stufe die Sandkörner durch Reibung vorgereinigt. In der zweiten thermischen Stufe verbrennen die organischen Binderanteile. In der dritten und letzten Stufe wird der Sand nochmals – analog der ersten Stufe – mechanisch nachgereinigt. Diese Anlage wird ebenfalls auf eine Leistung von drei Tonnen pro Stunde ausgelegt. Die mechanisch-thermische Kombination ist notwendig, wenn der Altsand aus einem Gemisch aus Coldbox-Kernen und Bentonit gebundenem Formsand besteht. Bei reinem Cold-Box-Sand reicht die thermische Stufe allein.
Es braucht den Angaben zufolge beide Verfahren, um sowohl anorganische als auch organische Binder – in Aluminium- und Leichtmetallgießereien der Automobilindustrie beziehungsweise in Eisen- und Stahlgießereien verwendet – je spezifisch zu reinigen. Den Strom dafür liefert ein Generator, der mit Synthesegas betrieben wird. Das Gas wird in einer Hackschnitzelanlage nebenan erzeugt. Die Abwärme des Generators wird für das Waschen und Trocknen des Sandes verwendet. Durch Rückgewinnung der Kondensationsenergie lässt sich der Energiebedarf des Trocknens halbieren. Beim herkömmlichen Schüttguttrockner wird das verdampfte Wasser aus dem Schüttgut wieder flüssig, was extrem viel Energie verbraucht. In Denkes Verfahren dagegen bleibt die aufgewendete Energie im System, weil der Dampf seinen gasförmigen Aggregatzustand behält.
Je größer, desto wirtschaftlicher
Die neue Anlage schafft sechs Arbeitsplätze in Elektrik, Maschinenbedienung, Verwaltung und Vertrieb und kommt auf einen Jahresumsatz von zwei Millionen Euro. Feess-Geschäftsführer Alexander Feeß: „Als FSP wollen wir solche Anlagen bundesweit verkaufen und auf Wunsch vor Ort betreiben.“ Je größer eine Anlage ist, desto wirtschaftlicher arbeite sie. Wegen der Transportkosten sollte der Sand aber nicht weiter als 180 Kilometer entfernt gebraucht werden. Bei der mechanisch-thermischen Regenerierung entstehen durch Abrieb bis zu fünf Prozent Feinanteil, die als Sand nicht mehr zur Verfügung stehen, und es fallen etwa 15 Prozent organische Binder und Gießerei-Einsatzstoffe an.
Der Betrieb solcher Anlagen kann auch für Sandlieferanten interessant sein, da sie ihre Ressourcen schonen und ihre Frachtkapazitäten optimal auslasten können. Der Gießerei-Altsand wird wahlweise in Big-Packs, Mulde oder Silozug transportiert. Am Standort der FSP wird das Material je Kunde und chargenweise behandelt. Der Prozess stellt sicher, dass jeder Kunde seine Charge aus seinem Altsand erhält. Überfälliges Regenerat kann teils im Straßenbau, der Zement- und Gipsherstellung oder in der Glasindustrie weiterverwendet werden.
Feeß, der die Kosten für die beiden neuen Anlagen nicht öffentlich nennt, zumal darin auch die hohen Entwicklungskosten berücksichtigt sind, gibt aber an, dass mit steigenden Stückzahlen der Anlagen deren Preise günstiger werden. Letztlich profitiert von einer steigenden Nachfrage auch der heimische Maschinen- und Anlagenbau. Falk Denke: „Wir haben 20 Hauptlieferanten für die hunderte Komponenten, aus denen wir die Anlagen zusammenpuzzeln.“ Mit den beiden ersten Referenzanlagen, die nun leicht dupliziert werden können, sammelt Denke Erfahrungen, um sie weiterzuentwickeln. Ein Ziel: den Betrieb in der Nachtschicht komplett ohne Personal vollautomatisch zu führen.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2025, Seite 36, Fotos: Foundry Sand Processing GmbH (FSP))






