Erkennung von Stickies und nicht-klebenden Verunreinigungen: Voith Paper und PTS setzen neuen Standard in der Papierindustrie

Neue Nahinfrarot-Messtechnik bietet höhere Messgenauigkeit und breiteres Anwendungsspektrum.

Arbeitsstand (Foto: Papiertechnische Stiftung (PTS))

In Zusammenarbeit mit der Voith Paper entwickelte die Papiertechnische Stifutng (PTS) ein neues Messverfahren zur Erkennung von unerwünschten, nicht-klebenden und klebenden Verunreinigungen, sogenannten Stickies. Das Messverfahren, nach dem Sticky-Messungen mittels Nahinfrarot-Kamera durchgeführt werden können, erleichtert die zuverlässige Ermittlung von Verunreinigungen entlang des Papierherstellungsprozesses und bietet sowohl eine höhere Messgenauigkeit als auch ein breiteres Anwendungsspektrum im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren.

Im Vergleich zu den in der Papierindustrie etablierten Verfahren ermittelt die Messtechnik mittels Nahinfrarot (NIR) umfangreichere Informationen der Verunreinigungen mit einer hohen Messgenauigkeit. Die gemessenen spektralen Informationen werden mit Werten von bekannten Verunreinigungen verglichen und zugeordnet, wodurch die Verunreinigungen basierend auf ihrer chemischen Zusammensetzung weiter klassifiziert werden können. Des Weiteren können neben klebenden auch nicht-klebende Verunreinigungen mit der neuen NIR-Messtechnik erkannt und klassifiziert werden.

Zahlreiche Zwischenschritte entfallen
Das neue Messverfahren ermöglicht eine deutlich zuverlässigere Informationsermittlung bei gleichzeitig reduziertem Laboraufwand. „Durch die Sticky-Messung mittels NIR-Messtechnik können Sticky-Bilanzen bereits bei Einzelmessungen zuverlässig und mit ausreichender Genauigkeit aufgestellt werden“, erklärt Dr. Linus Friedrich, Senior Manager R&D Fiber Systems bei Voith Paper. „Dies ist mit etablierten Methoden aufgrund der großen Streuung der Ergebnisse nur bedingt möglich und zeigt einen der technologischen Vorteile der neuen Sticky-Messtechnik.“

 

Technische Regel als DIN SPEC 6745 veröffentlicht
Die gemeinsam mit der Voith Paper und der Propakma entwickelte technische Regel wurde kürzlich als DIN SPEC 6745 veröffentlicht. Die DIN SPEC ist eine Vorstufe der DIN Norm und beschreibt das auf der NIR-Messtechnik beruhende Sticky-Messverfahren. Die DIN SPEC 6745 (www.din.de/de/forschung-und-innovation/din-spec/) steht auf den Internetseiten des Beuth-Verlags zum kostenlosen Download zur Verfügung. Eine entsprechende ISO Norm ist angedacht und in Vorbereitung.

 

Da bei dem Verfahren auf Laborblätter zurückgegriffen wird, die durch einen Laborblattbildner erstellt werden können und sowohl Fasern als auch Stickies enthalten, entfallen zahlreiche Zwischenschritte bei der Probenvorbereitung. So müssen die in einer Stoffprobe enthaltenen klebenden Verunreinigungen beispielsweise nicht mehr aufkonzentriert werden, um diese analysieren zu können. Die Vorbereitungszeit für die Laborblattbildung ist deutlich kürzer und die Messung weniger fehleranfällig als bei herkömmlichen Verfahren. Neben Stoffproben können auch Fertigpapierproben ausgewertet werden.

Arbeitsstand bei
Probenmessung (Foto: Papiertechnische Stiftung (PTS))

Das Potential, etablierte Verfahren abzulösen
Aufgrund ihrer technologischen Vorteile hat die NIR-Messtechnik das Potential, etablierte Verfahren zur Messung von Stickies abzulösen. Mit der Veröffentlichung einer technischen Regel zur Beschreibung von Probenvorbereitung und Messdurchführung (siehe Kasten) wurden die Rahmenbedingungen für das Etablieren eines neuen Standards in der Papierindus­trie geschaffen. Die neue Messtechnik steht im Heidenheimer Technology Center von Voith Paper wie auch bei der PTS für F&E-Aktivitäten der beiden Unternehmen sowie für Kundenversuche zur Verfügung. Des Weiteren kann die Messtechnik bei Serviceeinsätzen und Kundenaudits genutzt werden. Als erstes Unternehmen in der Papierindustrie greift Voith Paper auf das von der PTS entwickelte Messgerät zurück.

www.voith.com
www.ptspaper.de

(EU-Recycling 08/2020, Seite 58, Foto: Papiertechnische Stiftung (PTS))

 

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