„Einigung auf Aluminium-Zollkontingente kennt nur Verlierer“

Aluminium Deutschland will freien Handel zwischen der EU und den USA: „Europas Aluminium-Wertschöpfungskette steht auf dem Spiel.“

Die „vermeintliche Lösung“ im Handelsstreit zwischen der EU und den USA bringt nach Ansicht der Vereinigung das Risiko neuer Marktungleichgewichte mit sich. Mit der Einigung auf Zollkontingente, die ab 2022 die bestehenden Section-232-Zollsätze auf EU-Aluminiumprodukte in Höhe von zehn Prozent ersetzen werden, folge eine neue wettbewerbsverzerrende Maßnahme auf eine bestehende. „Auch Quoten stehen im Widerspruch zum Gedanken des Freihandels. Darunter leidet die Wettbewerbsfähigkeit der Aluminiumindustrie und ihrer Kunden auf beiden Seiten des Atlantiks“, betont Marius Baader, Geschäftsführer von Aluminium Deutschland.

Aluminiumimporte aus Europa hätten nie eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA dargestellt. Im Gegenteil: Die Aluminium-Wertschöpfungsketten in den USA und Europa seien eng miteinander verwoben. Beide Handelspartner wären stets Verbündete. Und viele Unternehmen seien in beiden Märkten aktiv. Enttäuschend ist für Aluminium Deutschland zudem, „dass die Quote auf Mengen aus den Jahren 2018 und 2019 basiert und auf keinem zukunftssicheren System, das die wachsende Nachfrage nach Aluminium in den kommenden Jahren berücksichtigt“.

Wettbewerbsfähigkeit bedroht
Die Zollkontingente stünden somit weiterhin gegen den freien und gleichberechtigten Handel. Die ohnehin ungleichen Wettbewerbsbedingungen würden weiter gestört. Die subventionierten chinesischen Überkapazitäten beeinträchtigten die europäische Produktion und führten zu einer Verzerrung der globalen Märkte sowie der Aluminiumpreise. Damit sei die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Aluminiumindustrie bedroht und ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen würden untergraben. Zudem habe die EU längst überfällige Maßnahmen gegen gedumpte chinesische Aluminiumwalzprodukte jüngst ausgesetzt und damit die Situation erneut verschärft.

Grundsätzlich begrüßt Aluminium Deutschland die Entscheidung, ein globales Abkommen über nachhaltigen Stahl und nachhaltiges Aluminium zu entwickeln, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und den Überkapazitäten in China entgegenzutreten. Die zweijährige Verhandlungszeit über das Abkommen sollte jedoch auch genutzt werden, um die ungerechtfertigten Zölle nach Abschnitt 232 und das Quotensystem dauerhaft abzuschaffen. Die deutsche und europäische Aluminiumindustrie befürchtet, dass die Akzeptanz von Zollkontingenten durch die EU zu einer Normalisierung ihrer Anwendung führt. Das würde den freien und fairen Handel von Aluminium weiter behindern.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2021, Seite 9, Foto: Marc Weigert)

 

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