HolyGrail 2.0-Technologie: Die industriellen Versuche werden fortgesetzt

Einführung eines Pilotmarktes in Frankreich im Jahr 2024.

Intelligente Sortierung mit Wasserzeichen: Die Digital Watermarks-Initiative HolyGrail 2.0 gibt bekannt, dass sie nun in die letzte Phase der F&E-Versuche eintritt, um die Technologie auf höchstem technischen Niveau (TRL9) zu validieren. Damit wäre sie bereit für den Markteintritt und würde auch die Grundlage für die Einführung eines Pilotmarktes in Frankreich im Jahr 2024 schaffen. Die für 2030 verbindlichen EU-weiten Zielvorgaben für den Recyclinganteil von Kunststoffen in Verpackungen erfordern einen grundlegenden Wandel in der gesamten Wertschöpfungskette – insbesondere für Hersteller und Einzelhändler, die Kunststoffverpackungen verwenden. Innovative Technologien sollen es ermöglichen, diese Verpflichtungen zu erfüllen, wodurch sich Chancen für führende Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft für Verpackungen ergeben würden.

Letzte Phase von F&E
Unter der Leitung des technischen Teams von HolyGrail 2.0 (HG2.0) werden die Tests die Fähigkeit der Technologie bewerten, zwei Arten von flexiblem Verpackungsmaterial zu erkennen, zu sortieren und auszuschleusen: PP-Flexibles, hergestellt von PepsiCo Inc., und LDPE-Flexibles, hergestellt von Essity und P&G. Die Versuche zur Granulatsortierung werden in der Materialrückgewinnungsanlage Hündgen Entsorgung durchgeführt.

Am gleichen Standort wird auch ein dreimonatiger Sortierversuch für Hartplastik-Verpackungen mit digitalem Wasserzeichen starten, die von mehreren HG2.0-Mitgliedsunternehmen produziert und auf dem dänischen und deutschen Markt eingeführt wurden, und zwar mit Hilfe von zwei Prototypen, die vom Maschinenhersteller Pellenc ST und dem Technologieanbieter Digimarc entwickelt und auf der kommerziellen Sortieranlage von Hündgen Entsorgung installiert wurden.

Versuche zur Wiederaufbereitung
Zwei Recyclingversuche im industriellen Maßstab werden dann Phase 3 abschließen. Die Prüfung der in der Hündgen Entsorgung gesammelten PP-Folien und flexiblen PE-Fraktionen wird von Borealis durchgeführt, während die Begutachtung des separaten Non-Food-PET-Flaschenstroms, der aus dem Hartplastik-Versuch stammt, in der Recyclinganlage von Indorama Ventures in Verdun (FR) stattfinden wird. Im Erfolgsfall würde die Technologie TRL 9 erreichen, ein System, das sich in der Praxis bewährt hat.

Praktische Anwendung in Frankreich
Parallel dazu wurde im Rahmen des Projekts eine neue Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die im Jahr 2024 einen Pilotmarkt in Frankreich einrichten soll. Bislang haben sich sieben Mitgliedsunternehmen zusammengeschlossen, um die Technologie auf dem französischen Markt für starre HDPE-Verpackungen einzuführen. Sie sind sich einig in dem Ziel, die fortschrittliche Sortierfähigkeit digitaler Wasserzeichen zu beweisen – mit Unterstützung von Citeo, einer der französischen EPR-Organisationen. Die Markeneigentümer Henkel, L‘Oréal und P&G werden in den kommenden Monaten einen großen Teil ihres Portfolios an starren HDPE-Verpackungen für den französischen Markt mit digitalen Wasserzeichen ausstatten.

Nach der Verwendung durch den Verbraucher werden die am Straßenrand gesammelten Post-Consumer-Abfälle zur PlastiLoop-Anlage von Veolia in Brenouille (FR) gebracht, wo das von Pellenc ST und Digimarc entwickelte Wasserzeichensystem den Non-Food-HDPE-Strom mit Wasserzeichen von den Verpackungsabfällen ohne Markierung trennen soll. Anschließend wird ein spezieller Granulat-Sortierversuch an den mit Wasserzeichen versehenen starren HDPE-Verpackungen durchgeführt: Die Ströme werden in Waschmittel- und Kosmetikströme aufgeteilt und mit dem Ziel der Entwicklung von Fit-for-Use-Waschmittel- beziehungsweise Kosmetik-rHDPE-Verpackungen weiterverarbeitet.

Diese Initiative soll eine wichtige Brücke zwischen der F&E-Phase und der kommerziellen Einführung bilden, indem sie den teilnehmenden Unternehmen Erkenntnisse aus der Praxis vermittelt und den Recyclingprozess für eine echte Kreislaufwirtschaft verbessert. Im Erfolgsfall würde dieser Pilotmarkt einen weiteren Beweis dafür liefern, dass die HolyGrail-2.0-Technologie nicht nur aus technischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht einsatzbereit ist und den Weg für eine groß angelegte Marktübernahme ebnet.

 

Die Initiative HolyGrail 2.0 für digitale Wasserzeichen, die von der AIM – European Brands Association vorangetrieben und von der Alliance to End Plastic Waste unterstützt wird, ist ein Pilotprojekt mit dem Ziel, die technische Machbarkeit digitaler Wasserzeichen für die genaue Sortierung von Verpackungsabfällen sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Geschäftsmodells in großem Maßstab zu beweisen.

Digitale Wasserzeichen sind nicht wahrnehmbare Codes in der Größe einer Briefmarke, die die Oberfläche einer Konsumgüterverpackung bedecken und eine Vielzahl von Attributen tragen. Sobald die Verpackungen in eine Abfallsortieranlage gelangen, soll das digitale Wasserzeichen von einer hochauflösenden Kamera an der Sortieranlage erkannt und dekodiert werden, die dann in der Lage ist, die Verpackungen anhand der übertragenen Merkmale (z. B. Food vs. Non-Food) in die entsprechenden Ströme zu sortieren. Dies würde zu besseren und genaueren Sortierströmen und damit zu qualitativ hochwertigeren Rezyklaten führen, die der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette zugutekommen.

digitalwatermarks.eu

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2023, Seite 24, Grafik: HolyGrail 2.0)