Frankreichs Abfallwirtschaft erholt sich

Der Sektor scheint die Coronakrise zu meistern. Welche Folgen die aktuelle Energie- und Rohstoffkrise für die Branchenunternehmen hat, bleibt indes abzuwarten. Nach dem landesweiten harten Lockdown von März bis Mai 2020, der auch Sortierbetriebe betraf, erholte sich Frankreichs Abfallwirtschaft in 2021 wieder.

Dabei müssen Rückstände beim Recycling aufgeholt werden: Frankreich weist immer noch eine hohe Deponierungsrate bei Siedlungsabfällen auf. Bei Kunststoffabfällen aus Haushalten liegt die Recyclingquote bei 25 Prozent und damit unter dem EU-Durchschnitt von 35 Prozent. Die Wertstoff-Getrenntsammlung ist um die „Gelbe Tonne“ erweitert worden. Bis heute werden aber Bioabfälle nicht über die Haushalte gesammelt, und das Trennverhalten allgemein in der Bevölkerung lässt zu wünschen übrig.

Mehr Recycling ermöglichen
Die Coronakrise verzögerte die Umsetzung des französischen Kreislaufwirtschaftsgesetzes AGEC (Loi anti-gaspillage pour une économie circulaire), das 2020 in Kraft trat und mehr Wirtschaftssektoren in Frankreich zur Getrenntsammlung und Entsorgung verpflichtet sowie in puncto Abfallvermeidung und Recycling Zielvorgaben macht. Hersteller müssen im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung für ihre Produkte die Entsorgungskosten tragen und mehr Recycling ermöglichen. Durch Abgaben von Unternehmen, die bestimmte Produkte in Verkehr bringen, finanzieren staatlich zertifizierte, sogenannte Öko-Organisationen die Abfallsammlung und -sortierung durch kommunale oder privatwirtschaftliche Unternehmen.

Bis Jahresende 2022 sollen landesweit alle Haushalte in Frankreich an das vereinfachte Trennsystem „Gelbe Tonne“ angeschlossen sein. Dafür werden in den Städten und Gemeinden Abfallsammelstellen und Wertstoffhöfe ausgerüstet. Nicht nur Verpackungen, sondern sämtliche Plastikabfälle gehen in die „Gelbe Tonne“. Gemäß dem AGEC sollen bis 2025 alle Kunststoffverpackungen recycelt werden und ab dem Jahr 2040 keine Einweg-Kunststoffverpackungen mehr im Umlauf sein. Ab 2030 dürfen maximal zehn Prozent der Haushaltsabfälle auf die Deponie.

Nationale Fördermittel aufgestockt
Während der Coronakrise stockte die französische Regierung das Konjunkturpaket „France Relance“ auf und erhöhte dabei auch die Fördermittel für die nationale Abfallwirtschaft, die von der Umweltbehörde Ademe verwaltet werden. Nach den Erkenntnissen von Germany Trade & Invest treibt das Investitionen im Sektor an. So werden bestehende Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. 2020 wurden der Abfallwirtschaft 500 Millionen Euro zusätzlich an Investitionszuschüssen zur Verfügung gestellt beziehungsweise über Projektaufrufe vergeben. Förderung erfahren dabei die für 2023 vorgesehene Einführung eines Trennsystems für Bioabfälle und der Bau von Kompostieranlagen. Investiert wird außerdem in Anlagen zum chemischen Recycling. Hier sind besonders die Unternehmen Eastman, Carbios und Loop in Frankreich aktiv.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2022, Seite 27, Foto: Bittner KAUFBILD.de / stock.adobe.com)

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