Industrieallianz für das PMMA-Recycling gegründet

Die Unternehmen Pekutherm, NextChem (Maire Group) über ihre Tochtergesellschaft MyRemono, sowie Röhm und Polyvantis bündeln ihr Know-how und ihre Kräfte. Ziel ist, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Polymethylmethacrylat (PMMA) in Europa aufzubauen.

Am 17. Dezember 2024 wurde dazu eine Industrieallianz gegründet. Das Netzwerk ist interessiert an einer Zusammenarbeit mit allen PMMA-verarbeitenden Unternehmen in Europa. Die größten Herausforderungen beim PMMA-Recycling lagen bislang in der fehlenden Infrastruktur, der Logistik und der ausreichenden Verfügbarkeit des aufzubereitenden Kunststoffs.

In Neuware-Qualität
Röhm bietet Kunden bereits heute eine umfangreiche Palette an Produkten mit reduziertem CO2-Fußabdruck, die unter dem Namen „proTerra“ vermarktet werden. Diese werden entweder durch den Zusatz von recyceltem PMMA, Methylmethacrylat (MMA) oder durch den Einsatz von ISCC-PLUS zertifizierten, nachhaltigen Rohstoffen hergestellt. Durch die Partnerschaft der vier Unternehmen kann nun erheblich mehr PMMA-Wertstoff sowohl durch mechanisches als auch chemisches Recycling gewonnen und als MMA und PMMA in Neuware-Qualität wieder dem Markt zugeführt werden.

Möglich wird dies durch die Kombination der chemischen Recyclingtechnologie „NXRe“ von NextChem mit einer innovativen Aufreinigungsmethode, die von Forschern von Röhm am Standort Worms entwickelt und pilotiert wurde. Der Umstieg von herkömmlichen Produkten zu proTerra-Produkten ist in der Regel ohne zusätzliche Neuzulassung möglich. Ferner sind aufgrund der höheren Verfügbarkeit von Recycling-Rohstoffen künftig auch Projekte in größerem Maßstab umsetzbar.

Individuelle Konzepte
Als Logistik-Partner in der neu gegründeten Allianz setzt Pekutherm genau dort an und bietet PMMA-verarbeitenden Betrieben individuelle Konzepte zur Rückführung ihrer Produktionsabfälle an. Das Unternehmen sorgt zudem für das sortenreine Trennen, ein mehrstufiges Sortieren und das definierte Granulieren der eingesammelten PMMA-Abfälle. Das erfolgt sowohl für post-industrial Wertstoffe als auch post-consumer Abfälle. Als das – nach eigenen Angaben – größte in Europa auf PMMA-Recycling spezialisierte Unternehmen verfügt Pekutherm über eine Sortierkapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr. Die gesammelten und für das mechanische Recycling aufgearbeiteten Wertstoffe werden im nächsten Schritt an die Partner Röhm und Polyvantis geliefert und können dort nach nur einem weiteren Prozessschritt wieder als Rohstoff für die Produktion eingesetzt werden.

MyRemono, die auf Kunststoffrecycling spezialisierte Tochtergesellschaft von NextChem, will das verbleibende PMMA abnehmen. Dieses ist für das mechanische Recycling ungeeignet, kann aber mittels der NXRe-Technologie in Form eines fortschrittlichen und effizienten Depolymerisationsprozesses auf Basis einer Metallschmelze wieder zu reinem MMA umgewandelt werden. In Italien wird dieser kontinuierliche Prozess zum Recycling von Kunststoffabfällen nun erstmalig mit Unterstützung des EU-Innovationsfonds im industriellen Maßstab eingerichtet. Die Anlage soll voraussichtlich im Jahr 2026 fertiggestellt werden und eine anfängliche Verarbeitungskapazität von 5.000 Tonnen PMMA pro Jahr erreichen – das entspricht etwa zehn Millionen Autorückleuchten.

Teil des Netzwerks werden
Im Vergleich zum heutigen Stand der Technik wird erwartet, dass das recycelte MMA einen um mehr als 90 Prozent reduzierten CO2-Fußabdruck aufweist, was bei voller Auslastung eine jährliche Einsparung von rund 13.000 Tonnen an Treibhausgasen bedeutet. Die strategische Partnerschaft nutzt allen Beteiligten. Für Röhm und Polyvantis erhöht sich die Verfügbarkeit an recyceltem PMMA, das zur Herstellung von Produkten mit deutlich reduziertem CO2-Fußabdruck genutzt werden kann. „Vom Monomer MMA über das Polymer PMMA bis zum Halbzeug Plexiglas haben Kunden künftig die Wahl zwischen herkömmlichen Produkten und einer Vielzahl nachhaltiger Varianten auf Basis von recyceltem Material“, stellt Hans-Peter Hauck, Chief Operating Officer bei Röhm, in Aussicht.

MyRemono kann mit der Verarbeitung verschiedenster PMMA-Typen die Depolymerisationstechnologie unter Beweis stellen. „Unsere NXRe PMMA-Technologie spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Gründung dieser Indus­trieallianz zeigt, wie bedeutsam und notwendig disruptive Technologien sind, um auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren“, sagt Alessandro Bernini, CEO Maire Group. Pekutherm schafft mit ihrem flexiblen Sammelsystem die Grundlage für ein industrieweites Kreislaufsystem für PMMA in Europa und ist hierfür der zentrale Ansprechpartner. Geschäftsführer Heiko Pfister lädt alle Verarbeiter, Kunden und Verbraucher von PMMA in Europa ein, Teil des Netzwerks zu werden.

roehm.com, nextchem.com, polyvantis.com, pekutherm.de

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2025, Seite 14, Foto: Pekutherm Kunststoffe GmbH)