Altpapier: Abfallverbringungsverordnung schränkt Exporte aus Europa ein

Nach Ansicht von Francisco Donoso vom spanischen Unternehmen Dolaf Servicios Verdes SL ist der Status von Papier als Abfallprodukt für das Überleben der europäischen Altpapierindustrie über das Jahr 2027 hinaus von entscheidender Bedeutung, da die neu überarbeitete Abfallverbringungsverordnung (WSR) der EU die Ströme in Nicht-OECD-Länder blockieren könnte.

„Dies ist sehr ernst“, mahnte Donoso gegenüber den Delegierten der Papier-Fachspartensitzung am 27. Mai 2024 im Rahmen der BIR World Recycling Convention & Exhibition in Kopenhagen: „Die WSR ist ein Risiko für unser Geschäft, da sie die Exporte aus Europa einschränkt.“

Keine Harmonisierung derzeit
Die Umsetzung der neuen Verordnung müsse „pragmatisch“ erfolgen, sonst würde der Markt in Europa durch einen massiven Überschuss zerstört, der nicht mehr exportiert werden könne. Wie Donoso verdeutlichte, gebe es in einigen europäischen Ländern – darunter Spanien und Italien – bereits ein Ende der Abfalleigenschaft. Das Ziel sollte jedoch eine universelle Einführung sein. Der Experte forderte auch die großen Importeure von Altpapier aus der EU – insbesondere Indien und Länder in Südostasien – auf, die Bemühungen in Europa zur Einführung des Endes der Abfalleigenschaft als Lösung für die Exporthindernisse, die die überarbeitete WSR mit sich bringt, aktiv zu unterstützen.

Zuvor hatte die Generaldelegierte der BIR Paper Division, Fátima Aparicio von Repacar in Spanien, die Möglichkeit erläutert, dass Altpapier und -karton ihren Abfallstatus verlieren können, indem sie bestimmte Kriterien erfüllen, darunter die Verarbeitung nach anerkannten Maßstäben wie der Qualitätsnorm EN 643. Die Einführung des Endes der Abfalleigenschaft in ganz Europa und darüber hinaus könnte eine wichtige Rolle bei der Förderung der Ziele der Kreislaufwirtschaft spielen. Derzeit gebe es aber keine Harmonisierung, bedauerte Aparicio.

Volatiler Markt
Drei Gastredner in Kopenhagen überblickten den Altpapiermarkt: Hannu Oskari Hara, Trading Desk Manager bei Norexeco ASA – The Pulp and Paper Exchange, analysierte die Volatilität des Altpapiermarkts in Europa und erläuterte, wie eine Warenbörse bei der Steuerung des Preisrisikos helfen könnte.

John Atehortua, Regional Trading Manager für Altpapier bei Cellmark in den Niederlanden, verwies ebenfalls auf die extreme Volatilität auf dem US-Markt, wo die Preise im Jahresvergleich um 150 Prozent gestiegen sind. Die harten Winterwetterbedingungen hatten zur Verknappung des Angebots beigetragen, sodass einige Fabriken ihre Produktionslinien vorübergehend schließen mussten. Was die Nachfrage anbelangt, entstanden immer mehr Richtlinien, die einen Mindestanteil an Recyclingmaterial in Verpackungen fördern. Die OCC-Exporte aus den USA sind von 17 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 13 Millionen Tonnen im darauffolgenden Jahr gesunken.

Simone Scaramuzzi, Handelsdirektor von LCI SRL in Italien, untersuchte die asiatische Papierrecycling-Landschaft und ihre wichtigsten europäischen Lieferanten. Dabei stellte er fest, dass die Importe von Altpapier aufgrund des besonders starken Wachstums der Einkäufe Indiens auf rund sieben Millionen Tonnen im Jahr 2023 gestiegen sind. Neue Produktionskapazitäten in Europa würden mehr Konkurrenz durch asiatische Fabriken schaffen, um ihre Importquoten aufrechtzuerhalten.

Bei dem Treffen in Kopenhagen wurde auch der jüngste Papyrus Award der BIR Paper Division an den in den Vereinigten Staaten ansässigen Branchenriesen International Paper verliehen. Jose Carlos Chimeno Fidalgo nahm den Preis für außergewöhnliche Beiträge zum Papierrecycling im Namen des Unternehmens entgegen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2024, Seite 5, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)