Aurubis nimmt sich viel vor
Der führende Anbieter von Nichteisenmetallen will mit einer neuen Unternehmensstrategie seine Position im Markt ausbauen.
Aurubis erzielte im Geschäftsjahr 2016/17 ein operatives Ergebnis vor Steuern von 298 Millionen Euro (Vorjahr: 213 Millionen Euro). Der Return on Capital Employed (ROCE) stieg auf 15,1 Prozent (Vorjahr: 10,9 Prozent). Damit erfüllte der Konzern den Angaben nach die Markterwartungen ebenso wie seine eigene, ambitionierte Prognose.
Das Ergebnis treibt ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegener Konzentrat-Durchsatz, obwohl im ersten Quartal des Geschäftsjahres ein gesetzlicher Wartungsstillstand in Hamburg die Kapazitäten beschränkte. Im Vorjahr wirkte sich ebenfalls ein Wartungsstillstand am Produktionsstandort in Pirdop (Bulgarien) aus; die in diesem Zusammenhang am Standort vorgenommene Kapazitätsoptimierung schlägt sich jedoch im Gegenzug im Geschäftsjahr 2016/17 positiv nieder. Das Ergebnis stützen zudem ein vorteilhafter Einsatzmix sowie gute Verfügbarkeit an Kupferkonzentraten, deutlich höhere Raffinierlöhne für Altkupfer bei gutem Angebot, höheres Metallmehrausbringen bei gestiegenen Metallpreisen, ein gestiegener Absatz bei Strangguss- und Flachwalzprodukten sowie der im Geschäftsjahr starke US-Dollar. Auch die gestarteten Maßnahmen aus dem Effizienzsteigerungsprogramm, dessen Jahresziel von mindestens 30 Millionen Euro erreicht wurde, trugen zur Ergebnissteigerung bei. Das Resultat belasteten hingegen schwächere Verkaufspreise für Schwefelsäure aufgrund eines Überangebots auf den Märkten, ein geringerer Absatz bei Gießwalzdraht sowie eine niedrigere Kupferprämie.
Erhöhter Dividendenvorschlag
„Ungeachtet der heterogenen Märkte haben wir ein gutes Ergebnis erzielt, mit dem wir die Erwartungen des Marktes erfüllt haben“, bilanzierte Jürgen Schachler, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG. „Auch haben wir erste Erfolge aus unserem Effizienzsteigerungsprogramm realisiert. Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, damit das Programm sein volles Potenzial in den kommenden Jahren entfalten kann.“ Das IFRS-Konzernergebnis vor Steuern (EBT) lag bei 456 Millionen Euro (Vorjahr: 159 Millionen Euro). Es enthält im Gegensatz zum operativen Ergebnis unter anderem Bewertungseffekte durch Kupferpreisschwankungen. Für die Beurteilung des Geschäftsverlaufs und die Steuerung des Unternehmens ist für Aurubis daher das operative Ergebnis ausschlaggebend. Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung am 1. März 2018 eine Dividende von 1,45 Euro je Aktie vorschlagen. Damit läge die Ausschüttungsquote bei 28 Prozent des operativen Konzernergebnisses; dies entspräche 47 Prozent des Bilanzgewinns der Aurubis AG, der bislang als Bezugsgröße der Ausschüttungsquote herangezogen wurde; 46 Prozent im Vorjahr. Die Dividendenrendite betrüge 2,1 Prozent (Vorjahr: 2,5 Prozent) auf Basis des Xetra-Schlusskurses der Aurubis-Aktie vom 29. September 2017 von 68,54 Euro.
In einem insgesamt von konjunkturellen und politischen Unsicherheiten geprägten Umfeld erwartet Aurubis aufgrund der Analysen verschiedener Institute und Verbände im neuen Geschäftsjahr eine stabile bis gute Nachfrage nach Kupferprodukten, insbesondere da Kupfer ein essentieller Werkstoff für Zukunftstechnologien wie die Digitalisierung oder für erneuerbare Energien ist. Allerdings stehen die Benchmark-Schmelz- und Raffinierlöhne für Kupferkonzentrate noch nicht fest; auch die Märkte für Altkupfer und Schwefelsäure sind schwer prognostizierbar, da sie von vielen kurzfristigen und regionalen Faktoren abhängen. „Mit der Weiterführung des Effizienzsteigerungsprogramms werden wir einen Teil dieser Unwägbarkeiten abfedern können“, blickt Schachler voraus. „Wir erwarten darum für das laufende Geschäftsjahr ein Ergebnis auf etwa gleichem Niveau wie 2016/17. Aufgrund unserer steigenden Investitionstätigkeit gehen wir zudem von einem leicht niedrigeren operativen ROCE aus.“
Drei Fokusfelder definiert
Die Investitionen sind zu einem großen Teil für die Umsetzung der neuen Strategie vorgesehen, mit der Aurubis seine Position als international führender Anbieter von Nichteisenmetallen ausbauen will. Hierfür hat das Unternehmen die drei Fokusfelder „Growth“ (Wachstum), „Efficiency“ (Effizienz) und „Responsibility“ (Verantwortung) definiert. Wachstum will das Unternehmen zunächst von innen heraus generieren. Dazu möchte Aurubis einerseits das Kupfergeschäft stärken, indem es seine Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbaut: „Wir werden das angehen mit einer optimalen Kostenstruktur und Wertschöpfungstiefe auf allen Absatzmärkten für Kupfer“, erklärt Schachler. Andererseits setzt Aurubis auf die Verarbeitung von immer komplexeren primären und sekundären Rohstoffen – und baut das Angebot an weiteren Metallen wie beispielsweise Nickel, Selen oder Tellur aus. Bis zum Geschäftsjahr 2022/23 plant Aurubis, die Verkaufsmenge von Nicht-Kupfer-Metallen zu verdoppeln.
Investitionen und neue Verkaufskanäle
Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Projekt Future Complex Metallurgy, mit dem Aurubis seine Rohstoffbasis auf Materialien ausweitet, die Blei, Schwefel und Kupfer enthalten. Gleichzeitig verkürzt das Projekt die Durchlaufzeiten von Edelmetallen und reduziert Kapazitätsengpässe am Standort Hamburg. Hierfür plant Aurubis Investitionen von rund 320 Millionen Euro an den Standorten Hamburg und Olen und wird insgesamt über 180 Arbeitsplätze schaffen. Allein durch dieses Projekt soll das operative Ergebnis ab dem Geschäftsjahr 2022/23 um rund 80 Millionen Euro steigen. Ebenso sollen neue Verkaufskanäle für ausgebrachte Metalle entwickelt und ausgebaut werden. Zum Beispiel arbeitet Aurubis gemeinsam mit der südkoreanischen LS Corp an einer Machbarkeitsstudie über den möglichen Bau einer Produktionsfabrik für batteriefähige Nickelsulfate in dem asiatischen Land. Insgesamt erwartet Aurubis aus Wachstumsmaßnahmen eine nachhaltige Ergebnisverbesserung von 200 Millionen Euro ab dem Geschäftsjahr 2022/23.
Zur weiteren Steigerung der Effizienz hat Aurubis mehrere Initiativen gestartet. Neben dem Effizienzsteigerungsprogramm, das bereits im vergangenen Geschäftsjahr nachhaltige Erfolge gezeigt hat und bis zum Geschäftsjahr 2019/20 Ergebnisverbesserungen von ebenfalls rund 200 Millionen Euro bringen soll, sind dies Programme zur kontinuierlichen Verbesserung oder der Harmonisierung der Prozesslandschaft über die Standorte. Dazu führt Aurubis unter anderem das „Aurubis Operating System“ (AOS) ein. „Vergleichbar mit dem Betriebssystem eines Computers legt der Aurubis-Konzern mit AOS als seinem Produktionssystem fest, wie im Unternehmen zukünftig produziert und gearbeitet wird“, erläutert Schachler. „Dies bezieht sich auf alle nzernbereiche, ob Produktion oder unterstützende Funktionen.“
Verantwortung übernehmen
Verantwortung ist ebenso integraler Bestandteil der neuen Aurubis-Strategie. Jürgen Schachler fasst zusammen: „Das bedeutet für uns Verantwortung gegenüber allen Ressourcen und der Nachhaltigkeit, gegenüber den Menschen, die bei uns und für uns arbeiten, und denen, mit denen wir als Lieferanten, Kunden und Partner tagein, tagaus unsere weltweite Unternehmung betreiben. In diesem Zuge wird Aurubis seine Nachhaltigkeitsstrategie überarbeiten und 2018 vorstellen. Das finanzielle Gesamtziel unserer Strategie sind insgesamt zusätzliche 400 Millionen Euro operatives EBITDA bis zum Geschäftsjahr 2022/23.“ Als Teil der strategischen und effizienteren Neuausrichtung des Gesamtkonzerns hat Aurubis zu Beginn des aktuellen Geschäftsjahres eine neue Organisation implementiert. Die neue Struktur orientiert sich an den Kern-Wertschöpfungsprozessen von Aurubis und bündelt organisatorisch Aktivitäten über die internationalen Standorte hinweg. In diesem Zuge hat Aurubis auch die Segmente MRP (Metal Refining & Processing) und FRP (Flat Rolled Products) eingeführt, nach denen zukünftig berichtet werden wird.
Foto: Aurubis AG
(EU-Recycling 02/2018, Seite 14)