„Titandioxid könnte kaum ersetzt werden“

Das stellt eine aktuelle Studie fest. Die EU-Kommission will Titandioxid als möglicherweise krebserzeugend einstufen. Kunststoffindustrie, Pigmenthersteller und Recycler sehen keinen Grund für eine solche Einstufung, da bestehende strenge Grenzwerte und Regularien den ordnungsgemäßen und sicheren Gebrauch von Titandioxid garantieren würden.

Darüber hinaus hätten verschiedene epidemiologische Langzeitstudien keine Gesundheitsrisiken für Beschäftigte im Umgang mit dem Stoff feststellen können. Die Studie wurde im Auftrag der Verbände PlasticsEurope Deutschland, AGPU, BDE, BKV, bvse, GKV und VDMI durch die Conversio Market & Strategy GmbH erstellt.Das Weißpigment ist ein wichtiger Rohstoff für Farben, Kosmetika und Medikamente und hierzulande in nahezu allen verarbeiteten Kunststoffen enthalten. Ziel der Studie war es, sowohl Fakten über die Verwendung von Titandioxid bei der Kunststoffverarbeitung in den unterschiedlichen Anwendungen zu erhalten als auch die Auswirkungen im Hinblick auf die Verwertung von Kunststoffabfällen zu ermitteln. Im Falle einer Einstufung könnten all diejenigen Kunststoff­abfallströme, die mehr als ein Prozent Titandioxid enthalten, insbesondere aus dem Bau- und Abbruchbereich, zu gefährlichem Abfall werden.

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:
■ Für Kunststoffhersteller und -verarbeiter gibt es aufgrund seiner herausragenden technischen Eigenschaften derzeit keine Alternative zu Titandioxid.
■ Die aktuelle Befragung von Kunststoffverarbeitern stützt die bisherige Befürchtung, nach denen eine Einstufung zu einer massiven Einschränkung in der Anwendungsbreite von Kunststoffprodukten führen würde.
■ Kunststoffverpackungsabfälle, die über Leichtverpackungssysteme erfasst werden, können durch die Sortierung in einzelnen Kunststofffraktionen punktuell zu Titandioxid-Gehalten oberhalb von ein Prozent führen. Hiervon sind aktuell etwa 400.000 Tonnen Kunststoffe betroffen, die derzeit einem werkstofflichen Recycling zugeführt werden.
■ Im Baubereich sind insbesondere die heute fest etablierten Erfassungs- und Verwertungssysteme zum Beispiel für Fensterprofile betroffen; hier weisen mehr als 90 Prozent Titandioxid-Gehalte von mehr als ein Prozent auf.
■ Am Beispiel der Abfallwirtschaft zeigt sich, dass die möglichen Folgen einer Einstufung von Titandioxid als krebserregend konträr zur EU- Kunststoffstrategie stehen würden. So müssten Kunststoffabfälle, die mehr als ein Prozent Titandioxid enthalten, demnach künftig als gefährliche Abfälle behandelt werden und könnten nicht mehr wie bisher recycelt werden.

Die Studie legt dar, dass durch eine Einstufung von Titandioxid als Krebsverdachtsstoff insbesondere für Wirtschaft und Verwaltung mit nachteiligen Auswirkungen sowohl bei der Herstellung und Anwendung von Kunststoffprodukten als auch beim Recycling zu rechnen ist.

Quelle: bvse, Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 04/2019, Seite 3)