Moderne Sortieranlage für Bau- und Gewerbeabfälle bietet rechtskonforme Vorbehandlung

Sie ist nach Ansicht ihrer Betreiber Nordwestdeutschlands modernste Anlage ihrer Art: die Sortieranlage zur Vorbehandlung von gemischten Bau- und Gewerbeabfällen der Nehlsen-Tochter Bremer Recycling Kontor GmbH & Co. KG. Nach einer Entwicklungs- und Bauphase von knapp zwei Jahren und umfangreichen Testphasen läuft sie seit Januar 2019 im Vollbetrieb und wurde jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Seit Jahresbeginn gilt bundesweit die Gewerbeabfallverordnung, die für gemischte Siedlungs- und Bau- sowie Abbruchabfälle die Trennung am Gewerbe- oder Industriestandort oder eine rechtskonforme Vorbehandlung vorschreibt. Die neue Sortieranlage im Bremer Stadtteil Riespot bietet daher Gewerbe- und Industriebetrieben im Umkreis von 100 Kilometern eine Möglichkeit zur Behandlung ihrer Gewerbeabfälle.

Mit einem Investitionsvolumen von rund 7,5 Millionen Euro – rund fünf Millionen für die Anlagentechnik, circa 2,5 Millionen für Infrastruktur und Peripherie – steht die Anlage mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr und einem Durchsatz von rund 120 Kubikmetern pro Stunde zur Verfügung. Zudem wurden an die 20 neue Mitarbeiter eingestellt – eine Zahl, die sich bei steigendem Abfallaufkommen und einem Zweischicht-Betrieb noch erhöhen dürfte. Doch schon jetzt bietet die Anlage nach Auskunft von Thorben Meppelink, dem Bereichsleiter Anlagentechnik, eine 90-prozentige Verfügbarkeit und damit „eine gute Prozesssicherheit“.

Recyclingquote – nach ersten Zahlen recht positiv

Die separat gelagerten und grob vorsortierten Bau-/Abbruch- sowie Gewerbeabfälle gelangen zunächst in eine Siebtrommel, die Bestandteile < 70 Millimeter aussiebt und das auf < 350 Millimeter vorgesiebte Material in einen Shredder schickt; letzteres verringere die Emissionen, reduziere den Anlagenverschleiß und liefere bessere Qualität, versichert der Bereichsleiter. Noch größere Bestandteile werden in ein Drei-Wege-Trommelsystem weitergeleitet, das das Material in leichte, mittlere und schwere Fraktionen trennt. Die Leichtfraktion – durch ein Spannwellensieb von Staub und Partikeln befreit – führt ein Förderband einem Nahinfrarot-Spektrometer zu, das die Aussortierung von Papier, Pappe und Kartonage per Druckluft steuert. Das restliche Material wird weitertransportiert und durch ein zusätzliches Spektrometer sensorgestützt nach verwertbaren Folien abgesucht.

Foto: Dr. Jürgen Kroll

In ähnlicher Weise wird auch mit der mittleren Fraktion verfahren: Nahinfrarot-Spektrometer leiten die Separation von zunächst Holz und dann Hartkunststoffen ein, bevor dem Rest mittels Überband-Magnetabscheider die eisenhaltigen Metalle entzogen werden. Für Holz und Reststoffe ist eine abschließende manuelle Endkontrolle vorgesehen, um noch mögliche Fremdstoffe aus dem Holzstrom oder Holzteile aus dem Reststrom auszusondern. Aus der schweren Fraktion scheidet ein Magnet die eisenhaltigen Metalle ab; übrig bleiben die mineralischen Stoffe.

Die Sortierquote für die Monate Januar und Februar liegt laut Paul Hoffmeyer, dem Geschäftsführer der Bremer Recycling Kontor GmbH, bei 100 Prozent – die Verordnung schreibt eine Quote für mindestens 85 Prozent vor. Die Recyclingquote – sie sollte nicht unter 30 Prozent liegen – ist „nach ersten Erkenntnissen recht positiv“ ausgefallen; genauere Zahlen liegen noch nicht vor. Die aus der Sortierung resultierenden Materialien enden in separaten Bunkern und stehen damit Bauindustrie, Papierherstellern und Kunststoffrecyclern als Sekundärrohstoffe zur Verfügung. „Mit unserer Anlage erhöhen wir die gesetzlich geforderten Sortier- und Recyclingquoten und bringen Rohstoffe zurück in den Stoffkreislauf“, verdeutlicht Hoffmeyer. Und betont, dass sein Unternehmen wie die gesamte Nehlsen-Gruppe Kunden „rechtssichere Entsorgung“ auf strikter Basis der Gewerbeabfallverordnung anbieten werde. Auch wenn es sicherlich im Rahmen der LAGA-Mitteilung 34 und in Absprache mit den Überwachungsbehörden noch Anpassungen geben werde.

www.nehlsen.com

Fotos: Dr. Jürgen Kroll

(EU-Recycling 04/2019, Seite 36)

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