Die Bilanz der deutschen Entsorgungswirtschaft kann sich sehen lassen

Denn bevor das erste deutsche Abfallgesetz verabschiedet wurde, existierten zu Beginn der 70er Jahre in Deutschland noch mehr als 65.000 zum Teil unkontrollierte Müllkippen. Dann stand lange Zeit die sichere und umweltfreundliche Entsorgung im Fokus der deutschen Abfallwirtschaft und diente mittels stofflicher und thermischer Verwertung in erster Linie der Reduktion von Restabfallmengen. Bis die Gewinnung von Sekundärrohstoffen durch Recycling von Abfällen Dynamik in die Branche brachte und den Umsatz zwischen 1995 und 2009 um 520 Prozent steigerte.

Mittlerweile verfügt Deutschland mit Stand 2015 über ein flächendeckendes Netz von 15.791 Abfallbehandlungsanlagen. Zu den 7.641 Anlagen zur Sortierung und Aufbereitung zählen 1.121 Sortieranlagen, 729 Schredderanlagen und Schrottscheren, 325 Zerlegeeinrichtungen für Elektro(nik)-Geräte und 1.296 Demontagebetriebe für Altfahrzeuge. Hierzu gehören auch rund 2.580 stationäre und mobile Anlagen zur Bauschuttaufbereitung, 535 Anlagen zur Aufbereitung und Verwertung von Ausbauasphalt, 111 Bodenbehandlungsanlagen und 945 sonstige Behandlungsanlagen. Hinzu kommen 2.417 biologisch/mechanische Anlagen und 534 Unternehmen für chemisch-physikalische Behandlung. 829 Anlagen stehen für die thermische Abfallverwertung bereit, darunter 66 Müllverbrennungsanlagen und 35 Ersatzbrennstoff-Kraftwerke, 34 Zementwerke und 25 Kohlekraftwerke zur Mitverbrennung sowie 32 Sonderabfall-Verbrennungsanlagen. Für Deponierung oder Deponiebau werden 1.496 Einrichtungen vorgehalten, für Verfüllung und Untertagebauversatz insgesamt 2.872.

Heute gehört die deutsche Kreislaufwirtschaft mit über 10.000 kommunalen und privaten Unternehmen laut „Statusbericht 2018“ zu den „innovativen Wirtschaftsbranchen Deutschlands“. Mit rund 267.000 Beschäftigten, etwa 70 Milliarden Euro Umsatz und einer Bruttowertschöpfung von circa 25 Milliarden Euro verläuft ihre wirtschaftliche Entwicklung laut „Branchenbild 2016“ deutlich dynamischer als die Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Alles in allem ein wirklich vorzeigbares Resultat.

Foto: O. Kürth

Laut Wikipedia ist jedoch die Bilanz eines Unternehmens aus rechtlicher Sicht nur eine systematische Aufstellung von geldwerten Rechten, Pflichten und Nettovermögen. Eine Bilanz mag so gut und erfolgreich sein, wie sie will: Sie impliziert nicht unbedingt ein Jubiläum. Also etwas, das sich vom hebräischen Wort jobel und der lateinischen Vokabel jubilum herleitet und bis heute soviel wie „Jubel über die Wiederkehr eines frohen Ereignisses“ oder „festlich begangener Jahrestag eines bestimmten Ereignisses“ bedeutet. Zu einem Jubiläum gehört also mehr als gute Summen. Dazu zählt unter anderem eine mehr oder weniger gerade Zahl von Jahren, aber auch das Alter macht – vergleichbar dem menschlichen Lebensalter – nicht unbedingt froh und glücklich. Wichtig ist vor allem, dass die Ziele, die sich ein Unternehmen oder eine Unternehmung gesteckt hat, auch erreicht wurden – allen widrigen Umständen wie Konkurrenzdruck, Marktschwankungen oder politischen Kehrtwendungen zum Trotz. Dass – rückblickend – die eigene Firma oder der eigene Verband trotz fremder oder auch vermutlich eigener Fehler auf Kurs geblieben ist. Dass schließlich mit politischen Verbündeten, Geschäftspartnern, Zulieferern, Abnehmern, Kunden und nicht zuletzt Mitarbeitern die richtige Wahl getroffen wurde. Dass das Unternehmen in der öffentlichen Meinung akzeptiert ist. Und dass man wirtschaftspolitisch und unter Umständen auch geopolitisch auf das richtig Pferd gesetzt hat.

Kurz: Dass man auf die eigene Arbeit und den zurückgelegten Weg stolz sein kann. Oder wie es der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch einmal formulierte: „Jede Gabe sei begrüßt, doch vor allen Dingen: Das, worum Du Dich bemühst, möge Dir gelingen.“

Auf eines aber kann auch das beste Unternehmen nicht verzichten, wenn es erfolgreich sein will: Glück, Dusel, Schwein, Fortune, Segen oder Massel. Davon wünschen wir von der EU-Redaktion den Jubilaren jede Menge!

(EU-Recycling 01/2020, Seite 16, Foto: Suez)

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