Mülleimer-Schach im Vereinigten Königreich

Im Trubel des Alltags kann man schon mal einen Termin vergessen – aber erstaunliche 95 Prozent der britischen Haushalte haben „keinen Schimmer“, wann welcher Abfallbehälter zur Entleerung an die Straße gestellt werden muss.

Das fanden die Experten von Businesswaste.uk heraus. Das Entsorgungsunternehmen untersuchte 1.400 Haushalte. Die überwältigende Mehrheit der Befragten konnte sich nicht daran erinnern, welche Mülltonne zur Leerung an der Reihe war – und eine ansehnliche Zahl der Befragten gab zu, auf „Mülleimer-Schach“ zurückzugreifen, um es herauszufinden.

Es kann eine lange Nacht werden

Kelly aus Bristol lacht: „Es beginnt am Sonntagabend – da kannst du die Leute sehen, wie sie ihre Köpfe durch den Vorhang stecken, um zu schauen, ob jemand den ersten Schritt unternimmt, sodass die anderen nachziehen können.“ Das mag etwas von einem Agententhriller haben – tatsächlich liegen die unsicheren Anwohner auf der Lauer, bis ihr (hoffentlich sachkundigerer) Nachbar ihnen anzeigt, welche Tonne sie an den Straßenrand stellen sollten. Laut Stuart aus Macclesfield resultiert das gelegentlich in einem Patt: „Manchmal weißt du, dass es eine lange Nacht wird, wenn ab 9 Uhr abends niemand den ersten Schritt unternimmt.“ Die Studie von BusinessWaste.co.uk zeigt, dass – trotz ihrer Frequenz – Abfallabholungen eine anhaltende Quelle für Probleme sind. Denn 95 Prozent haben „keine besondere Gewissheit“, welcher ihrer Behälter jede Woche geleert wird, zehn Prozent müssen dem Müllwagen in letzter Minute hinterhereilen, und 45 Prozent gaben insgesamt zu, in den letzten sechs Monaten das Rausstellen mal vergessen zu haben.

Einfach in die Tonne der Nachbarn

Abgesehen von dem amüsanten Bild einer halb-verschlafenen Nachbarschaft, die einem Müllwagen hinterherjagt, hat eine schlechte Vorbereitung der Abfallsammlung noch andere Folgen für die Bewohner. Mark Hall, Pressesprecher von BusinessWaste.co.uk, macht es deutlich: „An vielen Stellen wird jede Sorte von Mülltonne nur einmal im Monat geleert. Wenn sich dann schwarze Sammelsäcke neben proppenvollen Tonnen stapeln, ist das – abgesehen von der Optik – ein gefundenes Fressen für die örtlichen Katzen und Ratten; und viele Gemeindeverbände werden sich weigern, Extra-Müllsäcke am Straßenrand aufzusammeln.“

Die Antworten, was sie mit dem überschüssigen Abfall machen, wenn sie den Entleerungstermin vergessen haben, fielen unterschiedlich aus. Leute wie Anna aus Chiswick warten darauf, einen örtlichen Hinweis zu bekommen: „Es bereitet heftiges Bauchweh und endet damit, einen stinkenden undichten Sack in deinem Auto zu befördern – ich hasse es, aber ich kann mir anscheinend immer noch nicht die richtigen Abholtermine für mehr als ein paar Monate auf einmal merken.“ Andere greifen zu eher hinterhältiger Taktik. Der 19-jährige Ollie, Student in Birmingham, gibt zu: „Wir schieben unsere Müllsäcke einfach in die Tonne der Nachbarn, falls wir vergessen haben, unsere rauszustellen. Nach einer Party endete das mal damit, dass wir 20 Dosen in deren Mülltonne steckten und sie bis jetzt nicht wissen, dass wir es waren – na ja, hoffentlich.“

Mark Hall kommentiert: „Dass man den Termin hin und wieder vergisst, passiert vielen Leuten. Aber anstatt verdeckte Einsätze in Nachbars Garten zu starten oder auf eine wilde Kippe zu fahren, könnten Haushalte viel einfachere Wege finden, um sich daran zu erinnern. Die meisten Gemeinden verfügen über druckfähige Kalender auf ihren Webseiten mit den anstehenden Sammelterminen; und viele Menschen haben eine App, die ihnen Benachrichtigungen schickt. Das erspart ihnen zukünftige Alpträume wegen Abfall.“

Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de

(EU-Recycling 05/2019, Seite 37)