Source One: „Die holistische Betrachtung ist der Schlüssel zum Erfolg“
Akteure der Kreislaufwirtschaft vertrauen Source One spannende und zukunftsweisende Projekte an. „Wir planen nicht nur eine Anlage, sondern tragen die Verantwortung für einen stabilen und werthaltigen Absatz aller Output-Ströme“, beschreibt Geschäftsführer Kai Hoyer im Interview das besondere Geschäftskonzept. EU-Recycling wollte mehr über das junge innovative Unternehmen erfahren.
Kai Hoyer verfügt über langjährige internationale Erfahrung in Konzeption, Implementierung und Betrieb von Abfallverwertungslösungen. 2019 gründete er die Source One GmbH mit Sitz in Leiferde, Niedersachsen. Das Unternehmen berät Produzenten, Markenhersteller, Händler, Erfasser, Sortierer und Aufbereiter sowie Kommunen und Landesregierungen in allen für sie relevanten Bereichen der Kreislaufwirtschaft und setzt im Anschluss die Konzepte operativ um. Das Portfolio erstreckt sich von der Entwicklung und Implementierung von Abfallwirtschaftskonzepten und Rücknahmelösungen über die Sicherstellung von und Versorgung mit qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen bis hin zur Entwicklung von Produkten und dem Thema Green Investment.
Herr Hoyer, die Circular Economy ist ein Wachstumstreiber und bringt innovative und kreative Start-ups hervor, sei es im Technologie- oder Dienstleistungssegment. Welche Nischen in diesen enger werdenden Märkten mit immer mehr Akteuren kann Source One für sich besetzen?
Unser Team verfügt in den umfänglichen Bereichen der Kreislaufwirtschaft über 95 Jahre praktische Erfahrung. Dies ermöglicht uns, für unsere Partner und Kunden ganzheitliche globale Lösungsansätze vorzustellen und Ergebnisse zu generieren. Dabei denken und handeln wir gerade nicht in vorhandenen Kaskaden und Nischen. Vielmehr ist unserer Meinung nach die holistische Betrachtung der Schlüssel zum Erfolg. Unsere Kunden bestätigen das, indem sie uns spannende und zukunftsweisende Projekte anvertrauen. Als ein Beispiel sei hier die Planung und Umsetzung von Aufbereitungsanlagen für post-consumer Abfälle genannt. Hier verkaufen wir nicht nur eine Anlage, sondern organisieren auch die Input- und Output-Vermarktung so, dass die maximale werkstoffliche Verwertung in hochwertigen Anwendungen sichergestellt wird. Hierfür ist es unerlässlich, die Treiber und Prozesse der Beteiligten auf hoher praktischer Detailebene zu kennen. Das gilt von der Anfallstelle über den Systembetreiber bis hin zum Sortierer genauso wie für die Industrie und deren Herausforderungen bei der Verarbeitung von Sekundärrohstoffen.
Was unterscheidet Ihr Geschäftskonzept und Leistungsportfolio im Sinne eines Alleinstellungsmerkmales von vergleichbaren Angeboten im Markt?
Zunächst einmal verstehen wir aus eigener Erfahrung, was die unterschiedlichen Akteure der Circular Economy antreibt. Wir haben unsere Strategie nicht gewählt, weil sie gerade in die Zeit und aktuelle soziokulturelle Diskussion passt, sondern weil wir der Überzeugung sind, dass nur so die großen Herausforderungen unserer Zeit gemeistert werden können und eine wirkliche Ressourcenwirtschaft etabliert werden kann. Für uns ist es alles andere als verwerflich, durch die Mülltonne zu denken. Denn nach einem optimalen Eco Design von Verpackungen und Produkten und ihrer möglichst sortenreinen Erfassung hat die Erfassung von Abfällen und Wertstoffen einen enorm großen Einflussfaktor auf die weiteren Prozessketten. Hier kann ich mit Stolz sagen, ein Team zu haben, dass durch seine praktische Erfahrung − sei es im klassischen Entsorgungssektor, im Produktdesign und der Entwicklung, dem globalen Sourcing sowie der Verarbeitung und Produktion von Sekundärrohstoffen − ungemein viel Erfahrung mitbringt.
Ihre vielfältigen Leistungen sprechen Produzenten, Händler, Abfallentsorger und Aufbereiter sowie Kommunen und Landesregierungen an. Wie machen Sie hier als junges Unternehmen auf sich aufmerksam?
Wir haben das große Glück, auf ein umfangreiches Netzwerk aus Unternehmen und Menschen zugreifen zu können, die uns bereits aus unseren vorherigen Tätigkeiten kennen und unsere Arbeit schätzen. Am Ende ist unser Ziel, durch Leistung und hohe Kundenzufriedenheit zu überzeugen − so altmodisch das klingen mag. Dies ist aus unserer Sicht die beste Werbung. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über Nachhaltigkeit und globale Herausforderungen ist es spannend zu verfolgen, wie die beteiligten Akteure in der Circular Economy damit umgehen. Speziell von den Produzenten wünschen wir uns hier noch mehr lösungsorientierte Aufmerksamkeit. Man hat den Eindruck, dass die Grenzen zwischen Marketing-Kampagnen und langfristigen sowie sachthematischen Ansätzen noch zu häufig verschwimmen.
Ihr Angebot an verschiedene Kundengruppen klingt ausgesprochen omnipotent. Auf welchen Mitarbeiterstab mit welcher Erfahrung greifen Sie dabei zurück?
Aktuell umfasst unser Kernteam sechs Mitarbeiter. Hinzu kommen zwölf Freelancer, die wir je nach Themenstellung einbinden. Ab März kommt weitere Verstärkung dazu. Gemeinsam bringen wir es auf gut 95 Jahre Branchenerfahrung in den unterschiedlichen Bereichen der Circular Economy.
Source One ist seit Juli 2019 aktiv. Welche Erfolge konnten Sie seitdem erzielen?
In der Beratung konnten wir bereits einige namenhafte multinationale Unternehmen, wie zum Beispiel die Cabka Group, gewinnen. Im Bereich Engineering sind wir sehr stolz, für die Hündgen Entsorgungs GmbH am Standort Swisttal die komplette Projektierung, Planung, Ausführung und Inbetriebnahme einer trockenen Aufbereitung von post-consumer Kunststoffen umzusetzen.
Ihr Anspruch ist: „Source One denkt nachhaltige Recyclingkonzepte weiter.“ Wie können wir uns die Umsetzung operativ in der Praxis, anhand eines Auftragsbeispiels, vorstellen?
Bleiben wir bei der Hündgen Entsorgung als einem Beispiel, wie wir Recyclingkonzepte weiterdenken. Unser Kunde verfügt über ein enormes Wissen im Bereich der Erfassung und Sortierung von Verkaufsverpackungen und anderen Abfällen. Unsere Aufgabe war es, die Output-Ströme zu analysieren und das Anlagenkonzept so auszulegen, dass bei minimalem Energieeintrag und hoher Prozesseffizienz ein Output-Strom erzeugt wird, den wiederum Kunden aus anderen Bereichen, also Produzenten und Hersteller, sofort einsetzen können. Wir planen also nicht nur eine Anlage, sondern tragen die Verantwortung für einen stabilen und werthaltigen Absatz aller Output-Ströme.
Welche Digitalisierungs- und Automationslösungen bieten Ihre Konzepte?
Im Bereich der Digitalisierung arbeiten wir mit Plastplace.de an einer AI-basierten Plattform, welche neben der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen in der Circular Economy enorme Transparenz im gesamten Kreislauf schafft. Insgesamt ermöglicht die Digitalisierung uns, die Reichweite zu bekommen, die wir brauchen, um potentielle Nutzer und Erzeuger von Sekundärrohstoffen zusammenzuführen. Bei Source One verfügen wir über sehr flexible APIs. Systemlösungen unserer Kunden können so schnell und sicher auf Wunsch adaptiert werden. Dadurch erhalten wir am Ende die valide Messbarkeit der Maßnahmen.
„Nachhaltigkeit“ ist ein dehnbarer Begriff – klingt bedeutend, sagt aber nicht unbedingt was aus. Was verstehen Sie darunter?
Für uns steht Nachhaltigkeit für das tägliche bewusste Handeln mit Ressourcen im Einklang mit der Umwelt, den Menschen und Technologien.
Wohin geht nach Ihrer Meinung die allgemeine Entwicklung bei Maschinen- und Anlagentechnik in Recyclingbetrieben?
Das mechanische Recycling ist ein maßgeblicher Teil der Wertschöpfungsketten. Gerade unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz wurden bereits große Fortschritte erzielt. Ein Beispiel ist die Filtertechnik zur Regulierung der Geruchsbildung bei Regranualten und der Sicherstellung einer hohen Reinheit auf Polymer-Ebene. Die nächste Herausforderung wird nun sein, das chemische und mechanische Recycling in einen synergetischen Prozess zu formen. Hier müssen der sinnvolle Energieeintrag und die Nutzbarkeit des Output-Produktes stets im Vordergrund stehen.
In Deutschland und auf EU-Ebene stehen einige Gesetzesnovellierungen an. Um die Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft zu verbessern: Was muss und sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?
An erster Stelle muss für uns die Vermeidung von Abfällen stehen. Hier fehlt mir eine klare Strategie sowie Regeln für einen Vollzug. In Deutschland sollte zum Beispiel über Paragraf 21 Verpackungsgesetz die Förderung von Eco Design-Aspekten noch greifbarer gemacht werden. Es muss einen klaren Anreiz für Inverkehrbringer geben, ihre Verpackungen und Produkte ökologisch sinnvoll zu entwickeln. Dieser darf nicht nur von den dualen Systemen kommen, die heute schon zu Teilen ihre Kunden dafür bonifizieren. Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Auf EU-Ebene sehen wir insgesamt gute Diskussionen, wie zum Beispiel die klare Forderung zum Mindesteinsatz von Sekundärrohstoffen in Produkten. Das ist ein Signal, den der Markt gerade nach dem Wegfall der starken Exportmärkte in Asien und einer augenscheinlichen Verminderung der Wirtschaftsleistung braucht.
Herr Hoyer, vielen Dank für das Interview!
(Das Interview führten Marc Szombathy und Dr. Jürgen Kroll)
(EU-Recycling 01/2020, Seite 36-Advertorial, Foto: TSUNG-LIN WU / stock.adobe.com)