Fachtagung Abbruch mit Rekordbeteiligung: Europas größtes Branchenevent prämiert Innovationen im Baustoffrecycling
Mehr als 1.100 Teilnehmer, 127 Aussteller sowie über 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche: Die Fachtagung Abbruch 2020 Ende Februar in Berlin zeigte einmal mehr, warum sie der wichtigste jährliche Branchenevent ist. Von Jahr zu Jahr versammelt der Deutsche Abbruchverband (DA) mit einem Mix aus Fachvorträgen, Messe und Kontaktbörse mehr Besucher in der Hauptstadt. Angesichts zunehmender Herausforderungen bei der Baustoffverwertung forderte DA-Geschäftsführer Andreas Pocha „Mut zum Umdenken und Mut zu Innovationen“.
Mensch und Maschine – wer programmiert wen?
Mut zum Umdenken forderte auch Ranga Yogeshwar in seiner Keynote. Der prominente Physiker und Wissenschaftsjournalist zeigte, mit welch rasanter Geschwindigkeit digitale Innovationen die Gegenwart verändern und welche Möglichkeiten Künstliche Intelligenz schon heute bietet. Yogeshwars These: „Alles, was digital umgesetzt werden kann, wird auch digital umgesetzt.“ Deutschland müsse das Innovationstempo erhöhen. Das erfordere allerdings, mit Zuversicht die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen, ohne dabei die gesellschaftliche Stabilität zu gefährden. „Die Welt ist besser geworden, die Generation meiner Enkel hat eine großartige Zukunft.“
DA-Innovationspreis zum dritten Mal vergeben
Mut zu Innovationen fördert der Deutsche Abbruchverband seit 2018 mit der Vergabe des DA-Innovationspreises. Prämiert werden herausragende Forschungsarbeiten zu Abbruch, Rückbau und Baustoffrecycling. In diesem Jahr ging der Hauptpreis an Daniel Rank von der TU München für seine Untersuchung zu Verwendungsmöglichkeiten von mineralischen Recyclingbaustoffen am Beispiel der ehemaligen Bayernkaserne München. Hier gelang es, in Zusammenarbeit mit der Firma Ettengruber ein Modellgebäude mit einer zu 100 Prozent rezyklierten Gesteinskörnung aus dem Abbruchmaterial der Kaserne zu errichten. Da eine solche Gesteinskörnung normativ nicht zulässig ist, war in diesem Fall eine bauaufsichtliche Zulassung im Einzelfall notwendig, wie Michael Weiß, Geschäftsführer der Ettengruber GmbH Grubenbetrieb, in seinem Fachvortrag erläuterte. Die beteiligten Projektpartner bewiesen, dass die Verwendung von Sekundärrohstoffen im Sinne einer zirkulären Bauwirtschaft nicht nur im Straßen- und Wegebau, sondern auch im Hochbau möglich und sinnvoll ist.
Fachvorträge zeigen Leistungsfähigkeit der Branche
Die insgesamt 15 Fachvorträge deckten die Bandbreite der branchenrelevanten Themen ab, zeigten aber auch, wie innovativ und international die Branche ist. So präsentierte beispielsweise Alix Reichenecker von der niederländischen Kooperative PolyStyreneLoop, wie mit einem neuartigen Verfahren EPS- und XPS-Dämmstoffe recycelt werden können. Die entsprechende Demonstrationsanlage ist derzeit im Bau und geht 2021 in Betrieb.
Vorträge zu den neuesten Entwicklungen bei der TRGS 519 und der Betriebssicherheitsverordnung brachten die Zuhörer auf den aktuellen Stand des normativen Wissens. Beispiele aus der Baustellenpraxis verdeutlichten, unter welch schwierigen Rahmenbedingungen oft Rückbau betrieben werden muss, wenn es beispielsweise darum geht, für spezielle Baumaschinen wie einen Spinnenbagger das Personal selbst auszubilden, weil sonst die Bedienung der Maschine nicht möglich wäre. Natürlich durften auch Beispiele aus der Sprengpraxis nicht fehlen: Mitglieder des Fachausschusses Sprengtechnik im DA zeigten, mit welcher Präzision heutzutage Gebäude unter schwierigsten Randbedingungen gesprengt werden können.
(EU-Recycling 04/2020, Seite 26, Foto: Deutscher Abbruchverband e.V.)