Hochwertiger Recyclingbaustoff und Strom: Thermische Behandlung von teerhaltigem Straßenaufbruch

Das niederländische Unternehmen REKO B.V. aus Rotterdam hat sich auf die thermische Behandlung von teerhaltigen Straßenbaustoffen spezialisiert. Das innovative Verfahren zeichnet sich nach einer Ökobilanzstudie des Fraunhofer Instituts für Silicatforschung ISC sowohl durch einen hohen Wirkungsgrad bei der Schadstoffbeseitigung als auch durch hohe Energie- und Ressourceneffizienz aus.

In Deutschland und auch anderswo in Europa gibt es keine entsprechenden Anlagen, weshalb erhebliche Mengen an teerhaltigem Straßenaufbruch in die Niederlande zur Entsorgung gehen. Rotterdam ist hier ein „Recycling-Hotspot“. Recycling Kombinatie B.V. (REKO) hat dort bereits 2006 seine erste thermische Reinigungsanlage für teerhaltigen Straßenaufbruch in Betrieb genommen. Nach der Zerkleinerung des Straßenaufbruchs wird der Teer mit seinen toxischen, organischen Bestandteilen wie PAK bei einer Temperatur von circa 850 bis 1.000 Grad verbrannt und so vollständig vernichtet. Zurück bleibt der mineralische Anteil (Sand/Kies/Füller) als hochwertiger Recyclingbaustoff. Ein weiterer Gewinn ist die Nutzung der Abwärme zur Stromproduktion. Mit den heißen Rauchgasen wird Dampf produziert. Dieser treibt eine Dampfturbine und einen Generator zur Stromproduktion an. Damit können in der existierenden Anlage REKO I etwa fünf Megawatt Strom pro Stunde erzeugt werden. Genügend Energie, um circa 9.000 Familien mit Strom zu versorgen.

Aus Staub wird Füllstoff
Nach dem Abkühlen werden die Rauchgase in mehreren Stufen gereinigt. Zuerst entstauben sie zwei Gewebefilter. Der Staub wird als Füllstoff an die Beton- und Asphaltindustrie abgegeben. Das Stickstoffoxid in den Rauchgasen wandelt dann eine katalytische DeNOx-Anlage in unschädlichen Stickstoff und Sauerstoff um.

In einer DeSOx-Anlage (Gaswäscher) werden die Rauchgase anschließend von Schwefeloxid gereinigt, das durch die Verbrennung von Schwefel entstand, welcher in hoher Konzentration Bestandteil des Teers war. Durch Auswaschen der Gase mit Kalkwasser wandelt sich das Schwefeloxid in einer chemischen Reaktion zu synthetischem Gips. Dieser Gips eignet sich für hochwertige Anwendungen in der Bauindustrie. Aus dem Schornstein der Anlage entweicht schließlich nur noch Wasserdampf; es bleiben keine Schadstoffe übrig. Dies ergibt einen Recyclinggrad von 100 Prozent der Ausgangsmaterialien, sagt REKO.

Einsatzstopp für Pech
Als teerhaltiger Straßenaufbruch werden als Abfall anfallende Straßenbaustoffe bezeichnet, die unter Verwendung von Pech hergestellt wurden.

Aufgrund dieses Bindemittels, das krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthält, darf teerhaltiger Straßenaufbruch in Deutschland seit 2018 nicht mehr im Straßenbau wiederverwendet werden, sondern muss als Altlast deponiert oder einer Verwertung per thermischer Aufbereitung zugeführt werden, um die enthaltenen toxischen Stoffe zu vernichten. Hierbei entsteht wieder reines Gestein als unbelasteter Recyclingbaustoff.

 

Wachsende Nachfrage in Europa
Eine Untersuchung des Unternehmens hatte gezeigt, dass überall im europä­ischen Ausland (Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich und Schweiz) große Mengen von teerhaltigem Straßenaufbruch anfallen, die bisher mangels Alternative größtenteils deponiert werden. Man entschloss sich daraufhin zum Bau einer zweiten thermischen Reinigungsanlage nach dem neuesten Stand der Technik. Noch in 2020 soll REKO II fertiggestellt werden. Das Investitionsvolumen beträgt 125 Millionen Euro. Die Anlage wird eine Reinigungskapazität von 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr haben. Im Vergleich zur ersten Anlage von 2006 ist sie um ein Vielfaches energieeffizienter und nachhaltiger, stellt REKO in Aussicht: Der Verbrennungsvorgang kommt mit weniger Erdgas aus. Durch innovative Rauchgasrückführung wird die Gesamtmenge an Rauchgas reduziert und dadurch Strom bei Ventilatoren und Gaswäschern eingespart. Durch eine moderne Windsichteranlage lässt sich der abgetrennte Staub exakter nach Korngröße abtrennen.

Aus der Prozessabwärme kann ein Vielfaches an Energie generiert werden. Mit maximal 28 Megawatt pro Stunde reicht die Strommenge zur Versorgung von etwa 70.000 Familien. Alternativ bietet die neue Anlage die Möglichkeit, die gewonnene Abwärme (z. B. im Winter oder morgens) direkt ins Fernwärmenetz von Rotterdam einzuspeisen, um Wohnungen und Gewächshäuser zu beheizen. Bei weiterhin wachsender Nachfrage für die thermische Reinigung teerhaltigen Straßenaufbruchs in Europa plant das Unternehmen langfristig auch den Bau einer dritten Reinigungsanlage in den Niederlanden oder auch am Standort Deutschland.

www.rekobv.eu

(EU-Recycling 06/2020, Seite 12, Foto: REKO B.V.)

 

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