Verwertung von PV-Modulen im industriellen Maßstab

Reiling eröffnet seinen ersten Standort in Deutschland für das PV-Recycling.

Die Reiling Unternehmensgruppe wappnet sich für das Recycling der zukünftig erwarteten Mengen an ausgesonderten (EOL) PV-Modulen. Der Fokus des neuen PV-Recycling Kompetenzzentrums in Münster liegt auf: Sammlung, Prüfung zur Wiederverwendung und Recycling siliziumbasierter PV-Module. Die Millionen-Investition in den Standort mit neuer Prüfstraße sowie einer innovativen, eigens entwickelten Recyclinganlage stellt für das Unternehmen einen Meilenstein im Hinblick auf eine Verwertung von PV-Modulen im industriellen Maßstab dar.

Bestens vorbereitet für die nächsten Jahre
Durch die Bündelung der Prüf- und Recyclingtätigkeiten in Münster sollen Prozessabläufe optimiert und die Recyclingkapazität deutlich gesteigert werden. „Mit einer erwarteten Recyclingkapazität von 50.000 Tonnen PV-Module pro Jahr sind wir für die nächsten Jahre erst einmal bestens vorbereitet“, berichtet der Geschäftsführer der Reiling PV-Recycling GmbH & Co. KG, Tom Reiling.

Im letzten Jahr recycelte die GmbH bereits an die 6.000 Tonnen PV-Module – bis 2030 werden allerdings allein für Deutschland kumuliert 400.000 Tonnen ausgedienter PV-Module zur Entsorgung erwartet (IRENA, 2016). Zudem wird mit einem Anstieg an aktiven Solarpark-Repowerings und einer weiter steigenden Nachfrage nach Second-Life Modulen auf dem Gebrauchtmarkt gerechnet. Neben dem Tagesgeschäft soll der PV-Recycling-Standort jedoch auch als Forschungs- und Entwicklungsstandort genutzt werden, um den Prozess und die Qualität der Endprodukte, wie zum Beispiel des Glases, noch weiter zu verbessern.

Nicht alle Module müssen zwingend recycelt werden
Anfang dieses Jahres wurde bereits eine Prüfstraße am Standort Münster installiert. Denn nicht alle Module sind nach ihrer ersten Nutzungsdauer defekt und müssen zwingend recycelt werden. In einigen Fällen wie zum Beispiel bei einem aktiven Solarpark-Repowering, kommt ein „zweites Leben“ infrage und Ressourcen können geschont werden. Daher werden optisch noch intakte Module hinsichtlich Leistung und elektrischer Sicherheit geprüft und diese zukünftig auf dem Gebrauchtmarkt angeboten. Bei negativem Prüfergebnis können die Module direkt ins Recycling überführt werden.

Foto: Reiling Unternehmensgruppe

Die neue und eigens entwickelte PV-Recyclinganlage (Technologieeinsatz und Prozessabfolge) basiert auf Forschungs- und Entwicklungsergebnissen der letzten 15 Jahre. Bisher wurden die PV-Module an den Glasrecyclingstandorten der Reiling Unternehmensgruppe aufbereitet. Nun fungieren diese Standorte nur noch zur Annahme der ausgedienten PV-Module.

Im ersten Schritt des mechanischen Recyclingprozesses wird das gesamte PV-Modul zerkleinert. Anschließend werden die Materialien mithilfe von diversen Sortiertechnologien separiert. Dabei können Endprodukte wie zum Beispiel Glas, Aluminium, Leiterbahnen (z. B. Busbars) sowie eine Kabel- und Folienfraktion rückgewonnen werden. Bis auf die Folie (thermische Verwertung) können alle wiedergewonnenen Sekundärrohstoffe in der Industrie für neue Produkte verwendet werden.

Zudem forscht Reiling auch mit hoher Intensität an der Rückgewinnung von Silizium und Silber. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer CSP gelang es, ein vielversprechendes Recyclingverfahren zur Rückgewinnung des Siliziums sowie von Edelmetallen wie Silber zu entwickeln. Diese Materialien wurden bereits im Tonnenmaßstab recycelt. Ziel ist es, für die Zukunft diesen Prozess auch für den industriellen Maßstab auszubauen.

www.reiling.de

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2023, Seite 44, Foto: Reiling Unternehmensgruppe)