Kunststoffe im Elektroschrott: Knapp 10 Milliarden US-Dollar wert

Der imaginäre Berg an wiederverwertbaren elektronischen Spielzeug-Abfällen und Ähnlichem besitzt einen Rohmaterialwert von annähernd zehn Milliarden US-Dollar. Das meldet das Brüsseler WEEE-Forum, eine internationale Non-for-Profit-Organisation, die weltweit 52 Organisationen für Hersteller-Verantwortung repräsentiert.

Jedes Jahr belaufen sich unbenutzte Kabel, elektronisches Spielzeug, LED-dekorierte Kleidung, Elektrowerkzeug, E-Zigaretten-Zubehör, Rauchmelder, Elektrofahrräder, USB-Sticks und unzählige andere kleine Artikel, die von den Verbrauchern oftmals nicht als Elektroschrott erkannt werden, auf neun Milliarden Kilogramm Elektro-Abfälle – ein Sechstel aller Elektro-Abfälle weltweit. Alleine ausrangierte E-Zigaretten wiegen so viel wie sechs Eiffeltürme. Stünde diese „unsichtbare“ Sorte an Elektro-Abfällen auf einer Stelle, würde sie so viel wiegen wie eine halbe Million 40-Tonner – genug, um eine 5.640 Kilometer lange Reihe von Lkw Stoßstange-an-Stoßstange von Rom bis Nairobi zu bilden.

35 Prozent Spielzeug
Der „unsichtbare“ Elektroschrott setzt sich zusammen aus unter anderem 35 Prozent beziehungsweise 3,2 Milliarden Kilogramm Spielzeug, 844 Millionen Zubehörteilen für E-Zigaretten und 950 Millionen Kilogramm an Kabeln inklusive recycelbarem Kupfer. Hinzu kommen – ausgewählt aus der Liste der UNU-Keys – unter anderem Kopfhörer (347 Mio. Kilogramm), Lautsprecher (620 Mio. Kilogramm), Haushaltsgeräte wie Bohrer, Sägen, Hochdruckreiniger und Rasenmäher (1.047 Mio. Kilogramm) und Überwachungsgeräte wie Rauchmelder und Klingeln (1.336 Mio. Kilogramm).

Der Wert der Sekundärrohstoffe im weltweiten Elektroschrott belief sich 2019 auf 57 Milliarden US-Dollar, das meiste davon zurückzuführen auf Eisen, Kupfer und Gold. Insgesamt ein Sechstel beziehungsweise 9,5 Milliarden US-Dollar an Materialwert steckt in der Kategorie der „unsichtbaren“ Elektroabfälle. Hinzu kommt, dass Artikel wie beispielsweise E-Zigaretten Lithium enthalten, das die EU-Kommission für ein strategisches Rohmaterial hält – von entscheidender Bedeutung für Europas Wirtschaft und den Übergang zu „grüner“ Energie, aber mit riskantem Angebot.

Nicht wahrgenommen
Pascal Leroy, Generaldirektor des WEEE-Forums ist sich sicher, dass „der unsichtbare Elektroschrott unbemerkt bleibt aufgrund seiner Natur oder Erscheinung, was die Verbraucher dazu verleitet, sein Recycling-Potenzial zu übersehen“. Die Menschen neigen dazu, Elektroprodukte im Haushalt als etwas zu sehen, das man einsteckt und regelmäßig benutzt. „Aber viele sind irritiert über die Abfallkategorie, in die zusätzliche, periphere, spezialisierte, Hobby- und Freizeit-Produkte passen und wie sie zu recyceln sind“. Und er fügt hinzu: „Viele Menschen nehmen batteriebetriebene oder ans Stromnetz angeschlossene Produkte wie Rauchmelder oder intelligente Thermostate nicht als elektrisches Produkt wahr, da sie keinen Stecker haben. Sie haben auch keine Kenntnis von den gefährlichen Komponenten, die Elektroschrott innewohnen. Wenn mit denen nicht exakt umgegangen wird, können Substanzen wie Blei, Quecksilber oder Kadmium auslaugen und Boden und Wasser kontaminieren.“

Dank einer 20-jährigen Gesetzgebung mit Erweiterter Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, kurz: EPR) werden in Europa 55 Prozent des anfallenden Elektroschrotts offiziell gesammelt und angezeigt. Laut dem weltweiten E-Waste-Monitor der Vereinten Nationen zeigen andere Teile der Welt jedoch weiterhin wesentlich langsamer steigende Sammelquoten – die gemeldete durchschnittliche globale Erfassungsquote liegt knapp über 17 Prozent. Der „unsichtbare Elektroschrott“ stand im Mittelpunkt des diesjährigen 6. Internationalen E-Waste-Tages am 14. Oktober.

weee-forum.org/iewd-about

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2023, Seite 16, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)