Maschinen- und Anlagenbau für das Metallrecycling von morgen

Die Firma SICON steht seit 1998 für die Realisierung innovativer Aufbereitungslösungen für Schrott und NE-Metalle.

Der Name SICON ist unter anderem mit dem gemeinsam mit der Volkswagen AG entwickelten VW-SICON-Verfahren verbunden, einem mehrfach umgesetzten Verfahren für die universelle mechanische Aufbereitung und Verwertung von Schredderrückständen. Das international tätige Unternehmen mit Sitz in Hilchenbach (Nordrhein-Westfalen, Siegerland) sowie Atlanta (Georgia, USA) entwickelt und realisiert Maschinen und Anlagen, basierend auf intensiver und bereits mehrfach prämierter Forschung und Entwicklung.

SICON-Geschäftsführer Heiner Guschall erläuterte der Zeitschrift „EU-Recycling“ in einem Interview die aktuelle Lage und Pläne für die Zukunft.

Foto: SICON

Herr Guschall, die Coronavirus-Pandemie hat die Geschäftstätigkeit der meisten Unternehmen weltweit beeinträchtigt. Wie haben die SICON-Standorte diese Krise bis jetzt überstanden?
Corona hat auf alle Unternehmen mehr oder weniger starke Auswirkungen. Auch SICON spürt sie. Glücklicherweise sind wir mit einem sehr guten Auftragsbestand in diese Krise gegangen, sodass wir bis heute mit voller Auslastung arbeiten konnten. Keine Kurzarbeit, keine Entlassungen, und dies ist auch nicht geplant. Mein Partner Sebastian Schülke und ich denken langfristig.

Belastend ist, dass wir über viele Wochen mit Kunden nur über Videocalls in Kontakt sein konnten. SICON lebt von persönlichen Kontakten und intensiver Kundenbetreuung. Ein noch so guter Videocall kann den persönlichen Besuch nicht ersetzen. Aber die Situation bessert sich. Wir werden schon recht bald wieder im normalen Modus arbeiten können und bereiten uns darauf vor, für unsere Kunden verfügbar zu sein.

Wir haben glücklicherweise keinerlei Auftragsstornierungen zu verzeichnen. Allerdings verschieben doch einige Kunden die Realisierung von Projekten nach hinten. Dies gibt uns die Chance, einige Produkt-Neuentwicklungen zu beschleunigen, von denen unsere Kunden in Zukunft profitieren werden. Zudem gehen wir mit unseren innovativen Recyclinglösungen genau in die Richtung, die nun aktiv unterstützt und gefördert werden soll. Innovationsvorhaben mit dem Ziel Nachhaltigkeit und Umweltschutz, als eine Kategorie, in welche alle unsere Maschinen und Anlagen passen, sollen langfristig subventioniert werden, was uns natürlich sehr freut.

Foto: SICON

SICON beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Recycling von Schrott und Kunststoffen und gilt als Spezialist für Prozesse und Recyclingsysteme. Wo liegen die Stärken des Unternehmens und wodurch zeichnen sich seine Lösungen aus?
Seit 1998 sind wir in der Schrott- und Metallbranche tätig. Wir verstehen uns als Spezialist für die Aufbereitung und Separation von Schrott- und NE-Metallen sowie der bei der Aufbereitung anfallenden Reststoffe. Dazu gehören dann auch ASR- und WEEE-Kunststoffe. Wir sind nicht in der normalen Abfallaufbereitung tätig. Unsere Kunden in der Schrott-, Metall- und Stahlindustrie verdienen unseren vollen Fokus.

Durch SICON realisierte Lösungen zeichnen sich durch ein hohes Maß an kundenspezifischer Anpassung aus. Das Projekt startet mit einer detaillierten Aufgabenanalyse und Kundengesprächen. Viele unserer Kunden arbeiten bereits seit Gründungszeiten mit uns zusammen. Wir erarbeiten dann sukzessive eine Lösung für und mit den Kunden, begleiten diese häufig mit Versuchen und Besuchen von Referenzanlagen. Haben wir überzeugt, erhalten wir einen Auftrag und betreuen den Kunden weit über die Inbetriebnahme hinaus intensiv. Ein zufriedener Kunde ist die beste Referenz.

Kennzeichnend für unsere Lösungen ist eine starke Orientierung auf eine energie- und produktoptimale Anlagenkonfiguration, die stets ein hohes Maß an Flexibilität für den Anlagenbetrieb aufweist. Die langjährige Erfahrung gibt uns eine sehr gute Kenntnis darüber, welche Endproduktqualitäten zu erzielen sind, damit unsere Kunden auch einen Wettbewerbsvorteil aus der Zusammenarbeit mit SICON ziehen.

Foto: SICON

Lassen sich die Maschinen im SICON-Portfolio auch in bestehende Anlagen integrieren?
Ja, auf jeden Fall. Upgrades sind eine aktuell sehr gefragte Spezialität von SICON. Nicht immer will ein Kunde eine neue Anlage bauen; viele Kunden haben bereits gut funktionierende Anlagen, die einfach nicht mehr mit dem erforderlichen Durchsatz oder den aktuell technischen Möglichkeiten mithalten können. Oft geht es auch darum, die Wartungs- und Verschleißkosten zu senken oder aber qualitativ bessere Endprodukte zu erzielen. Gerade dies ist heute ein häufiger Grund für Anlagenmodernisierungen. Der Export gemischter Metalle ist schwieriger geworden. Gute Qualitäten sind besser vermarktbar. Der Schrott- und Metallhandel hat ein sehr gutes Gespür dafür, was der Markt verlangt.

In welchen Ländern hat SICON für Kunden Recyclingprozesse installiert oder verbessert? Arbeiten Sie mit lokalen Partnern zusammen?
Das Team SICON ist weltweit unterwegs, wobei der Schwerpunkt unserer Aktivitäten in Europa und den USA liegt. Dennoch finden sich SICON-Lösungen auch in arabischen Ländern, in Australien und in Südamerika. Wir arbeiten mit lokalen Vertriebspartnern zusammen, die fast ausnahmslos eine sehr lange Erfahrung im Schrott- oder Stahlbereich haben und wissen, wie unsere Kunden denken und was sie benötigen.

Auch bei der Realisierung arbeiten wir mit lokalen Partnern zusammen, insbesondere bei der Montageunterstützung. Zudem verfügen wir über ein Netz an Manufacturing Points: Dies sind lizensierte Fertigungspartner, die auch überwiegend seit Gründungszeiten mit SICON zusammenarbeiten und exklusiv für uns fertigen. Nach wie vor liegen mehr als 70 Prozent der Manufacturing Points im deutschsprachigen Raum. Der Rest ist in den USA, Italien, Osteuropa und China. Mit allen Partnern pflegen wir einen engen Austausch. Die Konstanz ist wichtig, da nur so ein Produkt über die Jahre immer wieder optimiert werden kann.

Im Rahmen der eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit geht SICON auch neue Wege, wenn es beispielsweise um Recyclingprozesse in anderen Bereichen geht. Welche Lösungen wurden unter anderem realisiert?
Bei „anderen Bereichen“ sind wir vorsichtig. Unser Kerngeschäft sind Lösungen für die Schrott- und Metallaufbereitung sowie Stahlwerke. Wir nutzen unsere Erfahrungen und realisieren basierend darauf Sonderlösungen für unsere Kunden. So haben wir für ein Stahlwerk eine sehr individuell gestaltete Aufbereitung von Elektroofen- und Konverterschlacke gebaut. Wir hinterfragen immer wieder Prozesse und Lösungen. Daraus resultieren Produkte wie der EcoScan® Online, mit dem Stahlwerke in Echtzeit die Schrottqualität messen und so den Schrotteinsatz deutlich optimieren können. Oder aber ScrapTuning®, womit wir eine neue Generation an FE-Downstreamanlagen für Schredder begründet haben, die auch von Stahlwerken zunehmend genutzt werden, um Schredderschrott risikoloser einsetzen zu können. Auch unser HMS Cleaning ist ein sehr gutes Beispiel: 200 tph im Dauerbetrieb und über 300 tph in der Spitze bei extrem hoher Reinigungseffizienz. Mit diesen Ergebnissen nehmen wir weltweit eine Spitzenposition ein!

Partizipiert SICON an aktuellen Forschungsprojekten und/oder ist eine solche Teilnahme geplant?
Forschung und Entwicklung nehmen bei SICON traditionell einen wichtigen Raum ein. Dies liegt in unserer DNA. F+E darf aber niemals Selbstzweck sein. Neue Lösungen oder Optimierungen müssen dem Kundennutzen dienen. Eine Entwicklung kann technisch noch so interessant sein: Wenn der Kunde damit keinen Mehrnutzen erzielt, wird sie keinen Erfolg haben. Mit dieser Maßgabe verfahren wir auch bei der Teilnahme an Forschungsprojekten. Wir prüfen sehr genau, ob mittelfristig ein Nutzen für unser Produktportfolio erzielbar ist. Ist dies gegeben, nehmen wir auch immer mal wieder an solchen Forschungsprojekten teil. Dies ist aber eher die Ausnahme als die Regel. Häufiger sind individuelle Partnerschaften mit Kunden, die dann auch nicht publiziert werden.

Wo sehen Sie SICON in zehn Jahren?
SICON ist in einer Zukunftsbranche tätig. Der Weg zur Kreislaufwirtschaft ist nicht mehr umkehrbar. Das gilt vorrangig für Europa, aber wir sehen ähnliche Entwicklungen in anderen Volkswirtschaften. Auf dem Weg zur gelebten Kreislaufwirtschaft haben wir ein einmaliges Portfolio an Maschinen und Verfahrenslösungen. Hinzu kommt der Druck zur CO2-Minderung, insbesondere in der Stahlindustrie. Auch hier sind unsere Lösungen zunehmend gefragt, denn verbesserte Schrottqualitäten und Schmelzanlagen-Steuerungen durch Nutzung von Analysedaten sowie das werksinterne Recycling von Reststoffen sind ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur CO2-neutralen Stahlerzeugung.

www.sicontechnology.com

(EU-Recycling 07/2020, Seite 32, Foto: SICON)