Energiebedarf Künstlicher Intelligenz wächst rasant

Fast jeder zweite Bundesbürger glaubt, dass die Datenverarbeitung mit Künstlicher Intelligenz (KI) negative Auswirkungen auf den Energiebedarf haben wird (47 Prozent). Auf der anderen Seite sind 36 Prozent der Meinung, dass der Einfluss von KI auf den Energieverbrauch eher gering oder gar nicht vorhanden ist. Weitere 17 Prozent antworten mit „weiß nicht“.

Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen ab 16 Jahren ergeben. „Künstliche Intelligenz kann in Bereichen wie der Klimaforschung einen positiven Beitrag leisten. Die Technologie selbst hat aber einen erheblichen CO2-Fußabdruck“, erklärte Patrick Gilroy, Referent Künstliche Intelligenz und Bildung beim TÜV-Verband, anlässlich des Safer Internet Day am 6. Februar. „Vor allem das Training von KI-Modellen mit großen Datenmengen, aber auch die laufende Nutzung verschlingen erhebliche Energieressourcen.“

Unsichere Berechnungen
Wissenschaftler schätzen, dass der Energieverbrauch von Künstlicher Intelligenz bis zum Jahr 2027 auf 85 bis 134 Terawattstunden (TWh) ansteigen könnte, was etwa dem heutigen Stromverbrauch der Niederlande entsprechen würde. Allerdings sind diese Berechnungen unsicher, da bis dato insbesondere die Entwickler großer Sprachmodelle (Large Language Models) wie Open AI/Microsoft mit ChatGPT oder Google mit Bard keine Angaben zum Energieverbrauch ihrer KI-Systeme veröffentlichen. „Für die zukünftige Ermittlung des Energieverbrauchs einer KI nach einheitlichen Standards müssen Messmethoden entwickelt werden“, spricht sich Gilroy aus. „Darüber hinaus sollten die Anbieter der großen Basismodelle verpflichtet werden, den Energieverbrauch ihrer KI-Systeme transparent zu machen.“

Entsprechende rechtliche Vorgaben sind im kürzlich verabschiedeten europäischen AI Act teilweise verankert. So sollen Im Rahmen der laufenden Normungsarbeiten auch KI-spezifische Standards für den Ressourcenverbrauch entwickelt werden. Wirksam werden die Regelungen mit Inkrafttreten der Verordnung aber erst im Jahr 2026. „Der AI Act setzt nicht nur bei der Sicherheit, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit Maßstäbe“, meint Gilroy. Jetzt komme es darauf an, wie die Ressourceneffizienz von KI in der Praxis gemessen wird und auf dieser Basis verbessert werden kann. Forschungseinrichtungen sowie Prüf- und Normungseinrichtungen könnten hier wichtige Beiträge leisten.

Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative bundesweite Befragung des Marktforschungsunternehmens Ipsos GmbH im Auftrag des TÜV-Verbands. Für die Studie wurden 1.000 deutschsprachige Personen ab 16 Jahren mit Internetzugang zwischen dem 28. Juli und 8. August 2023 in Form eines computergestützten Webinterviews befragt.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 03/2024, Seite 25, Foto: geralt / pixabay.com )