Brikettieren vereinfacht die Spänelogistik

Multivac, ein führender Anbieter von Verpackungsmaschinen, erhöht mit Brikett­pressen von Ruf Maschinenbau die Effizienz und Nachhaltigkeit seiner Fertigung.

Insgesamt elf Anlagen komprimieren jährlich rund 300 Tonnen Aluminiumspäne, die in Fräszentren anfallen, zu kompakten Briketts. Dabei wird das anhaftende Kühlschmiermittel nahezu komplett herausgepresst und erneut verwendet. Das vereinfacht die Spänelogistik, senkt die Kosten für Kühlschmiermittel und bringt höhere Erlöse für die Aluminiumspäne.

Die von Multivac im Unterallgäu hergestellten Maschinen dienen dem Verarbeiten, Verpacken und Handling von Lebensmitteln, Industriegütern und Medizinprodukten. 90 Prozent der Anlagen werden exportiert. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit stellen wesentliche Erfolgsfaktoren dar. So wurde der Stammsitz und Hauptproduktionsstandort der Unternehmensgruppe in Wolfertschwenden 2023 von der Nachhaltigkeits-Ratingagentur EcoVadis zertifiziert und mit einer Silber-Medaille ausgezeichnet.

Zwei der elf Brikettpressen hat Multivac
an zentraler Stelle installiert. Dort können Späne aus verschiedenen Bearbeitungs­zentren brikettiert werden (Foto: RUF)

Seine Nachhaltigkeitsstrategie setzt Multivac auch beim Recycling von Aluminiumspänen um, die bei der spanenden Bearbeitung anfallen. Diese entstehen bei der Herstellung von Formatsätzen, die den Verpackungen die für das jeweilige Packgut optimale Form geben. Zur Entfernung anhaftender Kühlschmierstoffe setzte das Unternehmen lange auf das Zentrifugieren. Dafür wurden die Späne direkt an den Bearbeitungszentren abgesaugt und über ein zen­trales Leitungssystem zu einem Zerkleinerer und von dort in eine Zentrifuge transportiert. Schließlich ging es per Contai­nertransport ins Schmelzwerk, wo sie letztendlich zurück in den Wertstoffkreislauf flossen.

Als vor gut zehn Jahren eine erneute Erweiterung der Produktionskapazitäten anstand, suchten Jürgen Reichart, Bereichsleiter Instandhaltung im Multivac-Werk Wolfertschwenden, und die Verantwortlichen der Fertigung nach Wegen, das Handling der zusätzlich anfallenden Späne noch weiter zu optimieren. Dabei stießen sie auf die Brikettiertechnologie von Ruf Maschinenbau. Im Jahr 2012 wurde zuerst eine Brikettpresse des Typs RUF 4/2400/60×60 an zentraler Stelle installiert. Die Typbezeichnung steht dafür, dass mit 4 kW elektrischer Leistung ein spezifischer Pressdruck von bis zu 2400 Kilogramm pro Quadratzentimeter erzeugt wird, der die Späne zu würfelförmigen Briketts mit jeweils 60 Millimetern Kantenlänge komprimiert. Dabei wird das den Spänen anhaftende Kühlschmiermittel nahezu komplett herausgepresst.

Das manuelle Handling entfällt
Zunächst wurden Misch-Späne aus verschiedenen Bearbeitungszentren zu handlichen Briketts gepresst. Diese Anlage wird bis heute manuell mit Spänen versorgt; sie werden in Rollcontainern herangefahren, von einem Hebewerk über den Einfülltrichter der Anlage gehoben und in diesen entleert. Dort durchlaufen sie einen Zerkleinerer, bevor sie in die Presse gelangen, die dann automatisch startet. Die fertigen Briketts werden in einen Sammelcontainer ausgeworfen. „Unsere Erfahrungen mit der ersten Presse waren so gut, dass wir direkt beschlossen haben, zehn weitere Brikettieranlagen zu installieren, ebenfalls vom Typ RUF 4/2400/60×60“, berichtet Jürgen Reichart. Denn mit der Produktionsausweitung nahm auch die Spänemenge deutlich zu. Heute liegt sie bei rund 770 Tonnen pro Jahr, von denen derzeit 300 Tonnen brikettiert werden.

Neun der zusätzlichen Anlagen installierte Multivac direkt an den jeweiligen Bearbeitungszentren, wo die Ruf-Anlagen eine ihrer Stärken ausspielen können, nämlich mannlos 24/7 betrieben zu werden. So lässt sich die Produktion besonders gut auslasten und die Fertigung bei Multivac optimieren. Diese Brikettierpressen wurden unmittelbar an die Fräszentren angebaut, deren Späne sie pressen. Die Anlagen starten und stoppen automatisch, wenn die Fräszentren genügend Späne produziert haben beziehungsweise wenn alle Späne gepresst sind. Damit entfällt jegliches manuelle Handling.

Ohne Umwege
Für Multivac ist das besonders wichtig, wie Reichart erläutert: „Beim Fräsen unserer Bauteile fallen zeitweise extrem viele Späne an. Da viele Anlagen nachts mannlos laufen, würden die Spänecontainer an den Bearbeitungszentren überlaufen. Durch den Einsatz der Brikettpressen können wir das Spänevolumen auf etwa ein Zehntel reduzieren, sodass wir mit Standardbehältern zum Auffangen der Briketts arbeiten können.“ Diese kompakten Ein-Kubikmeter-Container nehmen problemlos alle Briketts auf, die während der Nacht von den Ruf-Anlagen ausgestoßen werden. Es reicht, sie in der nächsten Frühschicht gegen leere auszutauschen. Auch tagsüber ist das von Vorteil, da die Brikettcontainer wesentlich seltener gewechselt werden müssen als Spänebehälter mit ähnlichem Auffangvolumen.

In einer Wanne sammeln die Brikettier­anlagen das aus den Aluspänen herausgepresste Kühlschmiermittel. Von dort wird es über einen Filter direkt zurück in die Bearbeitungszentren gepumpt (Foto: RUF)

Am meisten zur Wirtschaftlichkeit der Pressen trägt die vereinfachte Logistik bei, betont Reichart: „Der ausschlaggebende Punkt für uns waren die Einsparungen beim innerbetrieblichen Späne-Transport sowie beim Transport der Briketts zum Schmelzwerk, der mit Multivac-eigenen Containern erfolgt.“ Diese Vorteile sind so groß, dass sich die Brikettierung trotz der relativ geringen Laufzeiten von im Schnitt 640 Stunden pro Jahr rechnet. Dabei spielen auch die direkten Einsparungen beziehungsweise gestiegenen Erlöse eine Rolle. Denn das aus den Spänen herausgepresste Kühlschmiermittel wird ohne Umweg direkt von der Brikettieranlage über einen Filter zur erneuten Verwendung zurück in das jeweilige Bearbeitungszentrum gepumpt. In Stichproben ermittelte Multivac Mengen von rund 700 Litern pro Woche an einer großen Fräsmaschine. Damit ergeben sich pro Anlage Einsparungen an Kühlschmierstoffen im Wert von 3.500 bis 4.000 Euro pro Jahr.

Höhere Erlöse
Und noch einen weiteren Benefit nennt Bereichsleiter Reichart: „Das Schmelzwerk honoriert es mit höheren Preisen, wenn es mit kompakten Briketts statt mit losen Spänen beliefert wird. Die Mehrerlöse schwanken zwar, sind aber immer da.“ Für die Briketts erhält Multivac vom Schmelzwerk, an das sie direkt geliefert werden, pro Tonne zwischen 30 und 100 Euro mehr als für lose Späne. Wobei sich das Plus nicht auf einen Vergleich mit nassen Spänen bezieht, sondern mit den durch das Zentrifugieren weitgehend getrockneten Spänen.

Den Vorteilen steht ein recht geringer Aufwand gegenüber. Während der gesamten Einsatzzeit gab es nur sehr wenige Verschleißreparaturen: In zwei der elf Pressen mussten im Lauf der Jahre die Presszylinder getauscht werden. Ansonsten erfordern die Anlagen wenig Betreuung. Üblicherweise reicht eine grobe Reinigung pro Woche. Einmal im Jahr wird jede Presse technisch überprüft und grundgereinigt, alle drei Monate erfolgt die Überprüfung der Perma-Schmierungen, und einmal pro Monat muss das Auffangbecken für die Kühlschmierstoffe gereinigt werden. Pro Jahr und Maschine addiert sich das auf rund fünfeinhalb Mannstunden Arbeitsaufwand, rechnet Reichart vor. Damit passen die Maschinen von Ruf perfekt zum Streben von Multivac nach maximaler Effizienz.

multivac.com, brikettieren.de

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2024, Seite 28, Foto: RUF Maschinenbau GmbH & Co. KG)