Chemisches Recycling: Was die carbolic-Technologie anders macht

Das Unternehmen carboliq GmbH wurde 2017 von der Recenso GmbH (beide in Remscheid ansässig) als Technologie-Plattform für chemisches Recycling gegründet. Seit Anfang 2024 ist die Südpack-Gruppe Mehrheitsanteilseigner.

carboliq entwickelt, baut und betreibt Anlagen zur Verölung gemischter und kontaminierter Kunststoffabfälle. Das so hergestellte Produkt CLR (Circular Liquid Ressource) wird von der Petrochemie stark nachgefragt und zur Herstellung neuer, hochwertiger Polymere eingesetzt. Darüber hinaus sind alle Arten von Anwendungen denkbar, aus denen Produkte entstehen, die bislang auf Basis fossiler Rohstoffe hergestellt werden.

Unter moderaten Prozessbedingungen
Während andere thermochemische Konversionsverfahren auf hohe polyolefinische Anteile (PE, PP, PS) in den Einsatzstoffen angewiesen sind, verarbeitet carboliq auch solche mit signifikanten PA- und PET-Anteilen sowie gemischte und kontaminierte Kunststoffe, die bisher einer thermischen Verwertung zugeführt werden müssen. Durch die kombinierte Anwendung thermischer, katalytischer und mechanochemischer Mechanismen werden die Polymere im carboliq-Verfahren unter moderaten Prozessbedingungen aufgespalten. Das Verfahren läuft unter Atmosphärendruck und Temperaturen von unter 400 °C ab.

carboliq-Anlage (Foto: carboliq GmbH)

Bei Einsatz von 100 Prozent Ökostrom kann man sogar von einem Net Zero-Prozess sprechen. Die bei der Verarbeitung entstehenden geringen Mengen an Gasen und festen Prozessrückständen werden entweder weiteren Verwertungsstufen zugeführt oder sachgerecht entsorgt. Je nach Qualität des Infeed erzielt das carboliq-Verfahren eine hohe Ölausbeute von bis zu 75 Prozent. Das gewonnene Öl ist ein vollwertiger Ersatz für fossile Rohstoffe. Aus ihm können Kunststoffe in Neuwarequalität hergestellt werden.

Wegweisende Projekte
Auf der IFAT stellte carboliq das einstufige Verfahren zur Verflüssigung fester Kohlenwasserstoffe vor. Darüber hinaus klärten die Experten mit interessierten Unternehmen, ob und wie Testkampagnen zur Verölung individueller Abfallfraktionen auf der carboliq-Pilotanlage durchgeführt werden können und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. In wegweisenden Projekten mit Südpack, einem führenden Hersteller von Hochleistungsfolien für die Verpackungsindustrie, wurden bereits Mehrschichtfolien und kontaminiertes Material, das nicht mechanisch recycelt werden konnte, verölt und die so gewonnene Ressource zur Herstellung hochwertiger Kunststoffe in Neuwarequalität eingesetzt. Aber auch in anderen Industrien, deren Produkte am Ende der Nutzung aus gemischten beziehungsweise nicht recycelbaren Kunststoffen bestehen, bietet carboliq eine Möglichkeit, den Stoffkreislauf zu schließen, den Verbrauch fossiler Rohstoffe zu senken und damit maßgeblich zum Klimaschutz beizutragen.

Das Unternehmen hat hierbei vorrangig die Automobilindustrie im Sinn, „in der der Einsatz von Granulaten aus dem mechanischen Recycling aus Sicherheitsgründen oft nicht möglich ist, da sich die Eigenschaften der Kunststoffe – beispielsweise in Bezug auf ihre Festigkeit – verändern“. Denkbar sind auch angepasste carboliq-Lösungen für das Recycling von Alttextilien, denn diese bestehen oft aus Fasern mit hohen Anteilen an Polyamid und/oder Polyester. Diese lassen sich mit der carboliq-Technologie optimal recyceln.

carboliq.com

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2024, Seite 41, Foto: carboliq GmbH)