Port Antwerpen-Brügge setzt auf Nachhaltigkeit
Der Port Antwerpen-Brügge hat den festen Vorsatz, zukünftig ein führender Knotenpunkt für Recycling zu werden. Das erklärte Jacques Vandermeiren, CEO der Antwerp Port Authority, im Vorfeld des Internationalen Fahrzeug-Recycling Kongresses in einem Interview mit dem Veranstalter ICM AG.
ICM: Können Sie die Aktivitäten des Ports Antwerpen-Brügge kurz darstellen?
JV: Der Port Antwerpen-Brügge ist die zuständige Behörde für sichere nautische Abläufe und Land-Management innerhalb des Hafenbereichs. Im April 2022 vereinigten sich die Häfen von Antwerpen und Seebrügge; seitdem ist der Hafen von Antwerpen-Brügge eine Organisation mit zwei Plattformen. Früher kannte man uns als Hafen aufgrund unserer historischen Wurzeln, doch heute haben wir uns zu einem vielseitigen Hub entwickelt, der Logistik, Energie, Industrie und maritime Aktivitäten umfasst. Im Rahmen dieser Aufgabe ist unser Hub der größte Fahrzeug-Hafen der Welt und Heimat des größten chemischen Clusters in Europa. Wir zielen darauf ab, der erste Hafen zu werden, der Nutzen, Menschen und den Planeten in Einklang bringt.
ICM: Welche Rolle hat der Hafen Antwerpen-Brügge innerhalb der Fahrzeugrecycling-Community?
JV: Der Port Antwerpen-Brügge hat die feste Absicht, zukünftig der führende Hub für Recycling zu werden. Wir halten daran fest, Land für Investitionen in die Kreislaufwirtschaft verfügbar zu machen. Wir sind die Heimat einer großen Abfall-Verarbeitungsindustrie, bei der die meisten Unternehmen mit Kunststoffrecycling verbunden sind, aber einige Unternehmen sind auch speziell involviert in Fahrzeugrecycling: High5 für Glasrecycling und Belgian Scrap Terminal sowie Galloo für Fahrzeugrecycling.
Grundstücke im Hafengebiet werden knapp, so dass, wenn wir die Gelegenheit haben, ein Stück Land auszuschreiben, Nachhaltigkeit eine der zentralen Kriterien in den Konzessionsbewertungen ist. Der Bezirk der „nächsten Genereration“ ist eines der Beispiele von Land-Entwicklung, bei dem wir beschlossen haben, ein großes Stück Land in kleinere Stücke zu unterteilen, speziell auf kleine industrielle Akteure oder wachsende Unternehmen ausgerichtet. Diese werden okkupiert durch Unternehmen, die im Rahmen von Kreislaufwirtschaft, von Recycling oder der Energiewende dienlich operieren. Im Moment haben wir fünf Unternehmen im Bereich der „nächsten Genereration“ im Entstehen. Zu den dem Fahrzeugrecycling verbundenen Unternehmen zählen Triple Helix (für PET-Recycling) und Bolder Industries (Recycling von Altreifen).
ICM: Wie bereitet sich der Port Antwerpen-Brügge selbst darauf vor, die Kreislauf-Ambitionen zu erfüllen?
JV: Es warten verschiedenste Herausforderungen auf unseren Hafen, die aber nicht unmöglich zu bewältigen sind. Als Hafenbehörde haben wir vier unterschiedliche Rollen: Betreiber, Grundbesitzer, Regulator und Gemeinschafts-Bildner. Diese letzte Rolle ist wichtig, um alle Herausforderungen und Zielsetzungen im Hinblick auf den Kreislauf-Hub zu bewältigen. Die meisten chemischen Unternehmen in unserem Hafengebiet nutzen Ausgangsmaterial auf fossiler Basis, um Monomere und Polymere herzustellen. Wir regen die Unternehmen an, sich nach alternativen Energiequellen und recyceltem Ausgangsmaterial umzusehen. Zusammen mit dem Flämischen Institut für technologische Forschung (VITO) untersuchten wir das Potenzial des chemischen Clusters von Antwerpen, um Rezyklate einzubeziehen, die die fossilen Rohmaterialien ersetzen.
VITO hat das bestehende System für die industrielle Produktion und das Recycling von Kunststoff in Belgien und Nachbarstaaten in Augenschein genommen. Die Studie bestätigt das strategische Potenzial Antwerpens als zirkulärem Hub. Wir setzen die Untersuchung der gesamten Wertschöpfungskette und der logistischen Lieferkette fort, um unser Vorhaben zusammen mit allen Stakeholdern zu stärken.
Ein anderes Projekt – zusammen mit Agoria Flanders – stellt die Studie zu Net-Zero Acceleration Valleys dar, in der wir die Einrichtung eines Gebrauchtbatterien-Hubs im Hafen prüfen. Aktuell betreibt hier Recupbat bereits Batterierecycling für Hybridfahrzeuge. Zusammen mit Stakeholdern arbeiten wir auf der Webseite des Hafens an einem Regelwerk zur sicheren Batteriespeicherung in den Lagerhallen. Die neue EU-Direktive zu End-of-Live Vehicles wird auch einen Einfluss auf die Aktivitäten im Hafen haben. Wir organisieren Workshops mit – unter anderem – Febelauto und unseren Betreibern von Fahrzeug-Terminals, um in Richtung EU-Kommission die notwendige Anpassung der Regularien zu befürworten.
ICM: Sie sind während des IARC 2025 (*) Gastgeber einer Anlagenführung. Was werden die Delegierten besichtigen?
JV: Der Hafenbesuch startet mit einer geführten Tour und Präsentation im Antwerpener Hafengebäude. Die Teilnehmer werden über zukünftige Projekte, Herausforderungen und Unternehmensentwicklungen diskutieren. Danach tauchen wir in den Hafen ein und gehen zum Antwerpener Euroterminal (AET), dem größten Mehrzweck-Terminal in Europa und größten Fahrzeug-Terminal in Antwerpen. AET-Geschäftsführer Yves De Larivière und sein Team werden die Besucher durch das Terminal führen.
Quelle: ICM AG, * Der IARC 2025 fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe vom 19. bis 21. März in Antwerpen statt.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2025, Seite 19, Foto: Port Antwerpen-Brügge)