Was Slowenien vorweisen kann: Erfolge bei Abfalltrennung und Recycling

Sloweniens Abfallwirtschaft entwickelt sich fortschrittlich, gilt aber als wenig transparent. Die MVA-Kapazitäten reichen nicht aus, weshalb unsortierter Restmüll zum Teil exportiert wird. Illegale Deponien müssen dringend geschlossen und saniert werden. Technische Ausrüstung und Know-how sind gefragt.

Erfolge hat Slowenien vor allem bei der Abfalltrennung vorzuweisen. Zwischen 2002 und 2015 stieg der Anteil der getrennt gesammelten Siedlungsabfälle von neun auf 69 Prozent. Die Abfallmenge, die auf Deponien verbracht wird, hat sich deutlich reduziert. Die Recyclingquote bei Siedlungsabfällen zählt zu den höchsten in der EU: Slowenien lag 2015 in der EU auf Rang drei nach Deutschland und Österreich.

Das modernisierte und erweiterte regionale Abfallmanagementzentrum RCERO in Ljubljana ist ein Vorzeigeprojekt. Es bedient 37 Gemeinden in Zentralslowenien. Die Anlage kann 150.000 Tonnen gemischten und 20.000 Tonnen organischen Siedlungsabfall pro Jahr mechanisch-biologisch behandeln. Zu den Investitionskosten von rund 160 Millionen Euro steuerte der Kohäsionsfonds der EU etwa 77,6 Millionen Euro bei. Noch im Bau ist die Abfallsortieranlage in Maribor.

Vor allem in Sortieranlagen investiert

In den letzten Jahren hat das Land vor allem in Sortieranlagen für Siedlungsabfälle investiert. Nach Einschätzung von Marktkennern gibt es hier inzwischen sogar Überkapazitäten. Eine Verbrennungsanlage für unbehandelten Restmüll soll möglicherweise in Ljubljana entstehen. Zurzeit bringt das Land diese Abfälle (350.000 Tonnen pro Jahr) zur thermischen Behandlung ins Ausland – zum großen Teil nach Österreich. Die steigenden Preise und die sinkenden Möglichkeiten für den Abfallexport machen den Bau einer solchen Anlage nach Einschätzung slowenischer Fachleute notwendig. In der Bevölkerung gibt es bereits starke Widerstände. Momentan existiert in Slowenien nur eine kleinere Anlage zur thermischen Abfallbehandlung in Celje mit einer Kapazität von 20.000 Tonnen pro Jahr. Benötigt werden nach Meinung slowenischer Experten zudem Anlagen zur Behandlung und Verarbeitung elek­trotechnischen Abfalls.

Von den zwölf Deponien, die aktuell im Land noch in Betrieb sind, werden in den nächsten Jahren nur noch zwei bis drei verbleiben. Investiert werden muss in die Schließung und Sanierung von 28 nicht-EU-konformen illegalen Abfalldeponien. Die Europäische Kommission klagte im April 2017 vor dem Europäischen Gerichtshof, weil die slowenische Regierung hierbei bislang zu geringe Fortschritte erzielt hatte.

Zweifelhafte Datenlage

Fachleute beanstanden die Qualität der vorhandenen statistischen Daten im Abfallsektor. So wird die Recyclingquote auf Basis der behandelten Abfallmenge kalkuliert und nicht auf Grundlage des Gesamtaufkommens.

Nach der Berechnungsmethode der Europäischen Kommission liegt die Quote bei 36 Prozent. Einige Unternehmen, die im slowenischen Abfallsektor tätig sind – etwa für Verpackungsabfälle oder Recycling –, zweifeln die offiziellen Daten grundsätzlich an. Die tatsächlich anfallenden Mengen entsprächen nicht den offiziell deklarierten Volumina. Zudem seien die Abfallströme wenig transparent. All das erschwere die Arbeit, beispielsweise der Dienstleister im Recyclingsektor, und mache genaue Kalkulationen unmöglich, heißt es.

Wer den Sektor prägt

Die Organisation der Abfallsammlung und -abfuhr liegt in der Zuständigkeit der Kommunen. Sie erbringen die Leistungen selbst, beauftragen einen Kommunalbetrieb oder vergeben Konzessionen an private Unternehmen. So ist die österreichische Saubermacher Dienstleistungs-AG mit ihren Beteiligungsgesellschaften in mehreren ostslowenischen Gemeinden als Konzessionär für die Müllabfuhr tätig. Im Entsorgungsgeschäft mit Verpackungsabfällen ist eine Tochterfirma der deutschen Alba Group, Interseroh, aktiv. An dem landesweit führenden Entsorgungsunternehmen Dinos ist die deutsche Scholz Holding GmbH beteiligt. Weitere wichtige private Unternehmen in der Branche sind Publikus und Kostak.

In der Herstellung von Abfalltechnik gibt es eine Reihe von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die ihre Waren größtenteils exportieren. Die slowenische Tochterfirma der deutschen Stadler Anlagenbau GmbH, Willy Stadler, in Krsko stellt Separatoren, Siebtrommeln und Sortieranlagen her. Ihre Umsätze beliefen sich 2016 auf 16,5 Millionen Euro; davon entfielen 88 Prozent auf den Export. Riko Ekos produziert Zerkleinerungs- und Sortiermaschinen sowie Abfallpressen. Ein ähnliches Sortiment bietet unter anderem auch Riko Ribnica an.

Kommunen beschaffen ihre Ausrüstung direkt

Der Sektor „Abfalleinsammlung, -entsorgung und -verwertung“ zählte 2016 der amtlichen Statistik zufolge 268 Unternehmen mit 4.368 Beschäftigten. Sie wiesen einen Gesamtumsatz von 668,5 Millionen Euro aus. Zusätzlich waren noch 29 Unternehmen im Bereich „Umweltsanierung und sonstige Abfallbehandlungsdienstleistungen“ tätig. Sie beschäftigten insgesamt 405 Personen und setzten 2016 rund 26,6 Millionen Euro um.

In Slowenien beschaffen Kommunen beziehungsweise Kommunalbetriebe ihre Ausrüstung direkt. Als ausschreibende Stellen treten bei einigen ausgebauten Abfallbehandlungszentren auch kommunale Zweckgesellschaften auf. Ausschreibungen werden in slowenischer Sprache im Portal für öffentliche Beschaffungen www.e-narocanje.si bekannt gemacht. Zusätzlich erscheinen Veröffentlichungen, welche die EU-weit festgelegten Schwellenwerte übersteigen, im EU-Amtsblatt unter http://ted.europa.eu.

Verfasser: Waldemar Lichter und Snjezana Buhin Peharec
Quelle: Germany Trade & Invest

(EU-R 06/2018-S)