Schrottmarktbericht: Verschärfte Logistikprobleme

Die Schrottverbraucher konnten im Berichtsmonat September auf der Grundlage ihres im August betriebenen Lagerbestandaufbaus die Schrotteinkaufspreise um durchschnittlich 15 Euro pro Tonne zurücknehmen. Wegen der Abschwächung der Schrottexportpreise und der geringeren Exportnachfrage im August hatten die Werke ursprünglich deutlichere Abschläge geplant, um sich weiter günstig eindecken zu können. Die nach wie vor gute Auftragslage der Werke geht mit einem entsprechend hohen Schrottbedarf einher; und da sich Anfang September die Nachfrage aus Drittländern wie der Türkei oder Indien, sowie die Exportpreise zu erholen begannen, lagen die Abschläge der Stahlwerke letztendlich je nach Region und Sorte bei 10 bis 20 Euro pro Tonne. Die höchsten Reduzierungen gab es beim Altschrott und hier insbesondere bei der Sorte E4, wodurch sich die Differenz zur Sorte E3 verringerte. Im Osten, Westen und Nordwesten Deutschlands gaben die Preise frei Werk um rund 10 bis 15 Euro pro Tonne nach, im Norden und im Süden um 15 bis 20 Euro pro Tonne.

Der Handel zeigte sich mit der Nachfrage der Werke zufrieden, berichtete jedoch über einen geringeren Sammelschrottzulauf zu seinen Lagern. Die am Monatsanfang von vielen Händlern deutlich reduzierten Annahmepreise scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Einen geringeren Neuschrott-Entfall mussten Teile der Schrottwirtschaft aus dem Entfallstellengeschäft mit Automobilzulieferern hinnehmen, denn deren Auslastung hat sich zum Teil seit dem Ende der Sommerferien verschlechtert.

Eine vollbeschäftigte Wirtschaft sieht sich selbstverständlich gewissen logistischen Engpässen gegenüber, aber im Metallschrottverkehr sind die Marktteilnehmer mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Durch sowohl technische, aber vor allem diverse logistische Probleme konnten einige Werke in den vergangenen beiden Monaten nicht alle bestellten Mengen abnehmen, was zu hohen Nachlaufmengen geführt hat. Mittlerweile haben viele Marktteilnehmer jedoch den Eindruck, dass Transporte vom Handel zu den Werken oder von den Werken zu ihren Kunden mehr oder minder Glückssache sind. Durch die niedrigen Wasserstände auf wichtigen Wasserstraßen sind diese zeitweise nicht mehr befahrbar, was zudem die Schiffsfrachten überproportional steigen lässt. Hinzukommt, dass die Waggonzustellung der Bahn an manchen Orten durchaus als kritisch zu bezeichnen ist. Es gibt umfangreiche Rückstaus nicht nur in bestimmten Stahlwerken, sondern auch in den Rangierbahnhöfen Mannheim und Nürnberg, die sicherlich nicht nur auf die hohe Transportauslastung, sondern vermutlich auch auf bahninterne Probleme zurückzuführen sind.

Im Südwesten reagiert ein betroffenes Stahlwerk seit August mit tageweisen Produktionsstillständen sowie festen An- und Abliefertagen. Die Probleme im Lkw-Verkehr, bei dem Lkw-Fahrer zu einer gesuchten Spezies geworden sind, sollen nicht unerwähnt bleiben. Am Ende des zweiten Halbjahres dürften die steigenden Frachtkosten bei den Margen der Schrottwirtschaft deutliche Spuren hinterlassen.

Nachbarländer

Die italienischen Verbraucher signalisierten mit Abschlägen von 15 bis 20 Euro pro Tonne für September einen geringen Bedarf. Die Absatzmöglichkeiten waren für die deutschen Händler begrenzt, da es die italienischen Stahlwerke vorzogen, sich des gestiegenen Inlandsaufkommens zu bedienen. Die Verbraucher in Frankreich, Belgien und Luxemburg senkten die Einkaufspreise ebenfalls um durchschnittlich 15 Euro pro Tonne. Technische und logistische Probleme führten in Luxemburg zu massiven Annahme- und Auslieferverzögerungen bei den Schrotten und den Fertigstählen, in deren Folge große Mengen Waggons feststeckten. Es ist unklar, ob und wann sich die Lage entspannt. Im Vereinigten Königreich wollten die inländischen Verbraucher, unterstützt von den gefallenen türkischen Einkaufspreisen, die Preise frei Werk am Monatsanfang um 20 bis 30 Euro pro Tonne senken. Da die Händler jedoch große Mengen Schrott über Container nach Indien verkaufen konnten, begannen zähe Verhandlungen, an deren Ende die Abschlusspreise je nach Sorte und Werk um lediglich 2 bis 11 Euro pro Tonne niedriger waren als im Vormonat. Der anstehende Brexit hinterlässt laut Angaben aus Händlerkreisen bereits seine Spuren durch ein verringertes Schrottaufkommen aus dem Automobilsektor.

Gießereien

Die Auslastung ist nach Angaben des Handels bei den meisten Gießereien nach dem Ende der Sommerferien stabil geblieben. Trotz hohen Schrottbedarfs senkten die Verbraucher, die an keinen Preisindex gebunden sind, die Einkaufspreise je nach Sorte und Region um 10 bis 15 Euro pro Tonne. Da das Aufkommen an Gießereischrotten zum Teil nicht in dem Maße wie die Nachfrage gestiegen ist, zogen sich die Verhandlungen mit den Lieferanten länger hin. Der Handel berichtete zudem, dass Automobilzulieferer eine gewisse Abschwächung beim Auftragseingang erwarten beziehungsweise bereits spüren. Obwohl die Roheisenpreise zum Monatswechsel etwas schwächer geworden sind, bleibt das Niveau genau wie bei den Schrottpreisen immer noch hoch. Da die Roheisennachfrage in den USA und im asiatischen Raum noch steigt, ist unklar, ob die von den Verbrauchern erwarteten Preisreduzierungen kurzfristig real werden.

Drittlandexporte

Die türkischen Abnehmer hatten den Preis für die Sorte HMS 1/2 (80:20) CFR Türkei Mitte August auf unter 300 US-Dollar pro Tonne drücken können. Die seit Ende August steigende Schrottnachfrage der türkischen Käufer in Drittlandmärkten hat trotz der starken türkischen Währungsprobleme und Marktzugangsbegrenzungen verschiedener Stahlabnehmerländer zu einer aktuellen Preisstabilisierung bei rund 320 US-Dollar pro Tonne CFR Türkei geführt. Gleichzeitig ist die indische Nachfrage nach Spänen und Shredderschrott in den vergangenen vier Wochen deutlich angestiegen. Zudem zeigen Käufer aus Ägypten und Bangladesch ein stärkeres Kaufinteresse.

Schlussbemerkungen

Für den kommenden Monat erwarten die befragten Marktteilnehmer auf Grundlage der aktuellen Entwicklung weitgehend stabile Preise. Preissenkungen sehen sie aufgrund des noch hohen Bedarfs im Inland, in der EU und auch außerhalb der EU nicht. Sie schätzen den Markt als stabil und robust ein.

Redaktionsschluss 21.09.2018, BG-J/bvse

Foto: pixabay

(EU-Recycling 10/2018, Seite 36)

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