Altholz: Aufkommen, Verwendung, Märkte und Trends

Der Altholztag 2018 des BAV-Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter e.V. am 20. September in Frankfurt informierte schwerpunktmäßig über die Entwicklung in Deutschland, Frankreich, im Vereinigten Königreich und in Schweden. Die Vorträge stellten neue Zahlen zu Aufkommen, stofflicher und energetischer Nutzung von Altholz vor.

So präsentierte Dr. Holger Weimar vom Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie die Studie „Rohstoffmonitoring Holz“. Sie erschien Mitte 2018, Weimar ist Mitautor. Nach den Untersuchungsergebnissen gab es 2016 in Deutschland insgesamt 1.056 Altholz-Entsorger, von denen sich die meisten in den Handelsgrößenklassen bis 10.000 Tonnen (lufttrocken: tlutro) bewegten. 46 Entsorger lagen in der Größenordnung von 20.000 bis 50.000 Tonnen, 43 in der Klasse über 50.000 Tonnen. Am Handelsvolumen von rund 7,7 Millionen Tonnen waren die größten Entsorger über 50.000 Tonnen annähernd zur Hälfte – 47,5 Prozent – beteiligt. Von den 7.706.000 Tonnen an erfasstem Altholz wurden von den Entsorgern 1.041.000 Tonnen intern verwendet und 6.665.000 Tonnen weitervertrieben, und zwar 5.560.000 Tonnen an Endverbraucher und 1.1.05.000 Tonnen an andere Aufbereiter. Insgesamt entstand dadurch ein Marktvolumen von 6.601.000 Tonnen.

Von 2001 bis 2016 stieg die innerbetriebliche Nutzung von 218.000 auf etwas über eine Million Tonnen, der Weitervertrieb an andere Aufbereiter ging – trotz einer Spitze von 1.749.000 Tonnen im Jahr 2010 – von 1.414.000 auf 1.105.000 Tonnen zurück, während der Weitervertrieb an Endverwerter von 5.342.000 auf 5.560.000 Tonnen zulegte. Das Altholzaufkommen der Entsorgungsbetriebe summierte sich 2016 auf 7.669.000 Tonnen und setzte sich zusammen aus 6.601.000 Tonnen durch Sammlung und Importe, 987.000 Tonnen an Exporten und 81.000 Tonnen aus unbekannten Quellen. Die Altholzmenge stammte in erster Linie aus Abbruchholz (2,4 Millionen Tonnen), Sperrmüll (1,5 Millionen Tonnen), Verpackungen (1,0 Millionen Tonnen) und Industrieholz (0,9 Millionen Tonnen); die Anteile aus Sonderabfällen, Hausmüll, Forstabfall und Importen bewegten sich im einstelligen Prozentbereich.

Vor allem Span- und MDF-Platten

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Stofflich verwertet wurden von diesem Volumen 1.073.000 Tonnen für Holzwerkstoffe, während man 6.453.000 Tonnen in Biomassefeuerungsanlagen (BMA) mit größer/kleiner ein Megawatt Feuerungswärmeleistung (FWL) und 143.000 Tonnen in BMA mit weniger als einem Megawatt Leistung energetisch nutzte. Der stofflich genutzte Mix an Altholz in einer Größenordnung von insgesamt 15,8 Millionen Kubikmetern setzte sich zusammen aus 39,9 Prozent Sägenebenprodukten, 31,2 Prozent Nadel-Industrieholz, 13,7 Prozent Laub-Industrieholz, 11,7 Prozent Altholz, 2,3 Prozent Rinde und 1,9 Prozent sonstigem Restholz. Eingesetzt wurden diese Hölzer zur Herstellung von Spanplatten, Grobspan-/OSB-Platten, mitteldichten MDF-Platten sowie leichten LDF-Platten.

Dabei nahmen von 1999 bis 2015 insbesondere die Kapazitäten zur Spanplattenherstellung durch Stilllegungen von 9,7 auf 5,7 Millionen Kubikmeter ab, während jene für MDF-Platten von 3,2 auf 4,2 Millionen Kubikmeter stiegen; die Volumina für Grobspanplatten und für LDF-Platten entwickelten sich von null auf 1,3 Millionen Kubikmeter. Die energetische Altholznutzung in Biomassefeuerungsanlagen von größer/kleiner einem Megawatt Feuerungswärmeleistung legte zwischen 2004 und 2016 von 7,7 auf 13,2 Millionen Tonnen zu. Die verfeuerte Menge an Altholz stieg im gleichen Zeitraum von 3,3 auf 6,5 Millionen Tonnen und erhöhte seinen Anteil von 43 auf 49 Prozent. Der Anteil von Industrierestholz schmolz im gleichen Zeitraum von 20 auf 5 Prozent und der von Sägenebenprodukten von 13 auf sechs Prozent.

Aufkommen kontinuierlich gesteigert

In der Bilanz zeigt sich, dass das Aufkommen von Altholz in den letzten Jahren eine kontinuierliche Steigerung aufweist. Die stoffliche Verwertung von Althölzern bezeichnet Holger Weimar als stabil und sieht zukünftig möglicherweise eine Steigerung, falls in weitere Spanplattenwerke investiert werde. Die energetische Verwertung von Alt-Materialien weist in der zurückliegenden Dekade eine Verdoppelung der eingesetzten Mengen auf; hierzu liefert Altholz mit rund der Hälfte des verwendeten Sortiments den Löwenanteil. (Die Studie „Rohstoffmonitoring Holz“ kann unter www.fnr.de/fileadmin/allgemein/pdf/broschueren/Rohstoffmonitoring_SR38_Final_Web_20180612.pdf heruntergeladen werden.)

Frankreich: 38 Prozent stofflich verwertet

In Frankreich – erklärte Fabien Cambon von Éco-mobilier auf dem Altholztag – werden jährlich rund sechs Millionen Tonnen an Abfallhölzern gesammelt. Jedes Jahr soll sich die Erfassungsrate um sechs Prozent steigern; 69 Prozent der erfassten Hölzer – Tendenz steigend – werden wiederverwertet. Laut Cambon setzt sich ihr Volumen zu 36 Prozent aus Industrie- sowie Bau- und Abbruchabfällen zusammen, zu 23 Prozent aus den Resten „industrieller Aktivitäten“ und zu 14 Prozent aus Verpackungsabfällen. Zu den 27 Prozent aus Haushalt- und Siedlungsabfällen trägt eine Erweiterte Produzentenverantwortung für Möbel bei, an der zwei Organisationen – Éco-mobilier und Valdélia – partizipieren.

Stofflich verwertet werden 19 Prozent der Althölzer in der französischen Holzplatten-Herstellung und weitere 19 Prozent in ausländischen Industrieanlagen. 31 Prozent dienen der energetischen Wiedergewinnung, während 31 Prozent ungenutzt in der Verbrennung oder auf Deponien landen. Im Jahr 2017 konnte die Branche mehr Abfallhölzer vermarkten als im Vorjahr, was zwar half, die Holzlager binnen eines Jahres von knapp 300.000 Tonnen auf rund 60.000 Tonnen zu reduzieren, aber zu einem Preisverfall führte. Alles in allem soll der Umsatz der französischen Holzbranche von 169 Millionen Euro während der letzten Jahre aufgrund ungünstiger Marktbedingungen stark nachgegeben haben.

UK: Ein Prozent des Energiebedarfs gedeckt

Nach Darstellung von Julia Turner, Geschäftsführerin der britischen Wood Recyclers Association, produziert das Vereinigte Königreich fünf Millionen Tonnen an Altholz, recycelt 1,7 Millionen Tonnen, nutzt 1,7 Millionen Tonnen als Biomasse und exportiert 300.000 Tonnen pro Jahr. Jährlich 924.000 Tonnen finden in der Holzplatten-Industrie Verwendung und liefern 60 Prozent des Materials zur Spanplatten-Herstellung. Energetisch steht Altholz für rund 2,9 Terrawatt Stromproduktion pro Jahr und deckt damit ein Prozent des britischen Energiebedarfs.

Neue Biomasse-Anlagen sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate für die zusätzliche Verstromung von einer Million Tonnen pro Jahr sorgen. Im August 2018 waren somit Anlagenkapazitäten für 2,1 Millionen Tonnen in Betrieb, 1,3 Millionen Tonnen in der Inbetriebsetzung, 0,4 Millionen Tonnen im Bau und 0,6 Millionen Tonnen geplant, insgesamt 3.468.000 Tonnen. Julia Turner rechnet mit einer Reihe von spezifischen Faktoren – Auswirkungen des neuen Brandschutz-Plans, geänderte Genehmigungen, mögliche Regierungswechsel und der Brexit, um nur einige zu nennen –, die auf den Markt für Althölzer Einfluss nehmen werden und einen Bedarf zwischen 4,4 und 5,9 Millionen Tonnen erzeugen könnten.

Es wird sich einiges ändern

Davon, dass sich auch in einigen EU-Mitgliedstaaten im Lauf der nächsten ein bis zwei Jahre einiges verändern wird, ist auch Mario Montevirgen vom schwedischen Altholz-Spezialisten Falkenbergs Returflis überzeugt. Kennzeichnend dafür sieht er unterschiedliche ressourcen-politische Strategien: Während Deutschland nach Einführung des Erneuerbaren Energien-Gesetzes eine Neu-Orientierung (ver)sucht, setzen das Vereinigte Königreich und Frankreich auf neue Kapazitäten bei Biomasse-Anlagen. Im Baltikum und in Osteuropa deutet sich eine Verstärkung der Holzwerkstoff-Industrie an, während Schweden die Ausweitung seiner Altholzanlagen favorisiert.

Nach Darstellung von Mario Montevirgen will Deutschland bis 2021 sein inländisches Altholzaufkommen von 7,7 Millionen Tonnen auf über acht Millionen Tonnen erhöhen. Inwieweit die Kapazität von 6,5 Millionen Tonnen (plus 1,5 Millionen Tonnen geplant) verändert werden soll, hängt nicht zuletzt davon ab, inwieweit der Export in die Holzwerkstoffindustrien Osteuropas und des Baltikums erweitert wird. Schweden will seine inländische Tonnage von 1,1 auf 1,3 Millionen Tonnen aufstocken, seine energetischen Anlagen-Kapazitäten von 2,0 Millionen Tonnen im Jahr 2016 auf 2,4 Millionen Tonnen im Jahr 2021 erweitern, und ist auch einem Zuwachs zu den 0,8 Millionen Tonnen importierter Althölzer nicht abgeneigt.

Norwegen sieht angesichts der Erweiterung seiner inländischen Tonnage von 0,7 auf 1,0 Millionen Tonnen, des Exports von 0,4 auf über 0,6 Millionen Tonnen und der noch offenen Anlagenkapazitäten keinen wesentlichen Änderungen entgegen. Anders als das Vereinigte Königreich, das bis 2021 seine inländische Behandlungsmenge von 3,7 auf 4,3 Millionen Tonnen ausweiten und seine Kapazitäten von 1,6 Millionen Tonnen (plus 1,4 Millionen Tonnen geplant) auf 4,5 Millionen Tonnen heraufschrauben will. Dafür soll der Export von 0,6 auf unter 0,3 Millionen Tonnen gedrosselt werden.

Schweden sucht Lieferpartner

Foto: O. Kürth

Schweden ist als traditioneller Abfallimporteur von externen Faktoren betroffen und abhängig. So soll sich beispielsweise die Nachfrage nach Waldhackschnitzeln drastisch verändern, sodass über Importe aus Übersee nachgedacht werden muss. Da das Vereinigte Königreich und Frankreich erhöhten lokalen Bedarf nach Altholz durch neue Anlagenkapazitäten haben, reduzieren sich auch deren Exportvolumina, sodass neue Lieferländer gesucht werden müssen.

Die Kapazitätserweiterungen in der osteuropäischen Holzwerkstoffindustrie schmälern die Exportmengen nach Schweden. Und schließlich können andere Biomasse-Anlagen ihre Engpässe durch Altholz ausgleichen, was Auswirkungen auf die Nachfrage und die Preise hat. Demgegenüber – so Mario Montevirgen – hätte Deutschland gute Gründe und neue Möglichkeiten, in den Handel mit Altholzexporten mit Schweden einzutreten.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 11/2018, Seite 30)